Kontaktlinsen bringen ihren Trägern viele Vorteile: Sie sind besonders unauffällig, eignen sich für sportliche Aktivitäten und bieten ein uneingeschränktes Blickfeld. Da können Brillen oftmals nicht mithalten. Umso wichtiger ist allerdings die richtige Pflege der Kontaktlinsen. Die gründliche Reinigung der Linsen trägt nicht nur maßgeblich zum Erhalt der Gesundheit der Augen bei auch der Tragekomfort wird dadurch deutlich verbessert. Gerade deshalb ist die richtige Pflege und Hygiene im Umgang mit Kontaktlinsen besonders wichtig.
Wie die richtige Linsenpflege vor Irritationen und Entzündungen schützen kann, welche Schritte bei der täglichen Reinigung sinnvoll sind und welche Kontaktlinsenflüssigkeiten am besten geeignet sind, erfahren Sie in unserem Beitrag.
Die richtige Kontaktlinsenhygiene
Egal ob harte oder weiche Kontaktlinsen, bis auf Tageslinsen müssen sie alle täglich gereinigt werden. Denn über den Tag sammeln sich unterschiedliche Ablagerungen an der Oberfläche der Kontaktlinse an. Über den Tränenfilm setzen sich beispielsweise Fette (Lipide) oder Eiweißablagerungen (Proteine) an der Linse fest und auch Staubpartikel und Pollen können sich zwischen der Linse und dem Auge ansammeln.
Sie sind häufig auch für Irritationen und Juckreiz verantwortlich und reduzieren den Tragekomfort maßgeblich. Deswegen ist die Entfernung dieser Ablagerungen ein wichtiger Bestandteil der täglichen Reinigung.
Abhängig von der jeweiligen Linsenart (hart oder weich) kommen zur optimalen Linsenpflege unterschiedliche Reinigungs- und Pflegelösungen in Frage. Auch die verwendeten Materialien der Linsen müssen miteinbezogen werden. So haben Silikon-Hydrogel-Linsen andere Ansprüche als Hydrogel-Kontaktlinsen.
Welche Schritte bei der Kontaktlinsenreinigung täglich notwendig sind, kann von Produkt zu Produkt variieren. Welche Schritte grundsätzlich aber erforderlich sind, erklären wir Ihnen nun Schritt für Schritt:
1. Händewaschen und Reinigungsbehälter vorbereiten
Ganz klar: Bevor Sie sich der Pflege der Linsen widmen, ist gründliches Händewaschen Schritt 1 der täglichen Routine. Bevor Sie die Linsen herausnehmen, befüllen Sie einen sauberen Linsenbehälter mit frischem Kontaktlinsen-Pflegemittel. So ist der Behälter direkt einsatzbereit sobald die Linsen herausgenommen sind und Sie müssen nicht umständlich mit den Linsen herumhantieren.
2. Oberflächenreinigung der Linse
Ablagerungen können hartnäckig an der Oberfläche der Linse haften. Um die Linsen davon zu befreien, ist eine gründliche Oberflächenreinigung das A und O. Am besten legen Sie dazu die Linse auf die saubere und trockene Handfläche und benetzen sie mit einigen Tropfen der Reinigungslösung.
Im Anschluss reiben Sie die Kontaktlinse in kreisenden Bewegungen mit dem Finger vorsichtig hin und her, sodass sich die Ablagerungen lösen.
3. Abspülen
Sind alle Ablagerungen von der Linse entfernt, müssen die Schmutzpartikel noch sorgfältig abgespült werden. Verwenden Sie dazu am besten ebenfalls die Reinigungslösung. Keinesfalls sollten Sie zu Leitungswasser greifen, denn so können Keime auf die Linse gelangen.
4. Aufbewahren
Ist die Linse sorgfältig gereinigt und abgespült, gilt es die verbleibenden Mikroorganismen und Keime von der Linsenoberfläche zu beseitigen. Dazu werden die Linsen, in der Regel über Nacht, in eine desinfizierende Aufbewahrungslösung gelegt.
Wie lange die Linsen am besten in der Aufbewahrungsflüssigkeit bleiben, hängt von dem jeweiligen Produkt ab. Hier lesen Sie am besten die Packungsbeilage der Lösung.
5. Abspülen und Linsenbehälter reinigen
Bevor Sie die Linsen (am nächsten Tag) wieder einsetzen, spülen Sie die Rückstände der desinfizierenden Lösung mit einer sterilen Kochsalzlösung ab. Irritationen oder Reizungen der Augen wird so bestmöglich vorgebeugt.
Abschließend muss noch der Linsenbehälter gereinigt werden. Auch hier sollten Sie nicht auf Leitungswasser zurückgreifen, am besten eignet sich ein kurzes Ausspülen mit der Desinfektionslösung . Anschließend lassen Sie den Behälter am besten geöffnet trocknen.
Worauf Sie im täglichen Umgang mit Kontaktlinsen außerdem achten sollten:
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- Gründliches Händewaschen vor dem Einsetzen bzw. Herausnehmen der Linsen
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- Linsen nach dem Herausnehmen gründlich mit Desinfektionslösung spülen
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- Linsenbehälter regelmäßig mit Desinfektionslösung reinigen (nicht mit Wasser ausspülen!)
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- Täglich frische Desinfektionslösung in den Aufbewahrungsbehälter füllen
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- Verwenden Sie keine selbst hergestellten Reinigungsmittel
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- Keinesfalls sollten Sie verschiedene Reinigungslösungen mischen (es kann zu chemischen Reaktionen kommen!)
- Achten Sie auf die Haltbarkeit der verwendeten Lösung nach Anbruch der Flasche
Welche Reinigungsmittel eignen sich am besten?
Mittlerweile bietet sich einen breite Vielfalt an Lösungen zur Kontaktlinsenreinigung und -pflege. Ob aus der Drogerie, online oder beim Optiker – hier die Übersicht zu behalten ist für viele Linsenträger nicht immer ganz leicht.
Im Folgenden stellen wir Ihnen die gängigsten Reinigungssysteme zur Linsenpflege vor.
All-in-One-Lösungen – der Alleskönner unter den Linsenreinigern
Besonders beliebt sind sogenannte All-in-One- oder Kombilösungen. Die Gründe liegen auf der Hand: Man benötigt nur ein Produkt, um die Linsenoberfläche zu reinigen, abzuspülen und die Linsen aufzubewahren. Und auch hier gibt es Lösungen, die mit bestimmten Enzymreinigern (zur Proteinentfernung) arbeiten oder aber auch mit Hyaluronsäure, zur besseren Befeuchtung des Auges, angereichert sind.
Der größte Vorteil: Alle Reinigungsschritte können mit einem Produkt durchgeführt werden. Das schont nicht nur den Geldbeutel sondern spart auch Platz im Badezimmer oder in der Reisetasche.
Allerdings gibt es auch Nachteile: Damit neben der Reinigung auch das Abspülen der Linsen vor dem Einsetzen möglich ist, ist die Reinigungskraft der Kombilösungen sehr mild. Starke Verschmutzungen und eine ähnlich gründliche Reinigung wie bei speziellen Reinigungslösungen oder Peroxidsystemen ist mit All-in-One-Lösungen leider nicht umzusetzen. Es gibt aber auch Produkte, die wiederum deutlich aggressiver sind und Keime gut beseitigen. Hier könnten aber auch Augenreizungen und Irritationen die Folge sein, da ein zusätzliches Abspülen der Desinfektionslösung entfällt.. Ein weiterer Nachteil: Die meisten Kombilösungen enthalten Konservierungsstoffe, die bei vielen Menschen Verursacher von Irritationen sind.
Gründliche Reinigung Schritt für Schritt mit separaten Lösungen
Für die einzelnen Schritte der Linsenreinigung waren ursprünglich verschiedene Lösungen erforderlich. Diese gibt es zwar auch noch so zu kaufen, in den meisten Fällen greifen Linsenträger jedoch zu den beliebten Kombilösungen oder Peroxidsystemen. Meist sind jedoch nur zwei unterschiedliche Lösungen erforderlich:
Zur Oberflächenreinigung und zur Aufbewahrung kommt eine Desinfektionslösung zum Einsatz und zum Abspülen eine sterile Kochsalzlösung.
Auch wenn das Verwenden verschiedener Lösungen vielleicht umständlich erscheinen mag, so bietet es auch einige Vorteile: Menschen, die empfindlich auf Konservierungsstoffe reagieren, können meist problemlos auf Desinfektionslösungen ohne Konservierungsstoffe zurückgreifen – speziell bei All-in-One Lösungen fällt das oftmals schwer.
Auch die Reinigungskraft der separaten Desinfektionslösungen ist stärker, denn anders als bei Kombilösungen müssen die Linsen ohnehin vor dem Einsetzen abgespült werden. So ist auch die Wirkung der Desinfektion deutlich intensiver. Zusammengefasst reinigen spezielle Reinigungslösungen deutlich effektiver, sodass die Anschaffung von insgesamt zwei Flaschen für das Bad durchaus eine Überlegung wert ist.
Peroxid-Lösungen: Kontaktlinsen reinigen mit Wasserstoffperoxid
Peroxidlösungen eignen sich besonders zur Desinfektion von weichen Kontaktlinsen, es gibt aber auch Produkte, die speziell für harte (formstabile) Linsen geeignet sind.
Mit Hilfe von Wasserstoffperoxid versprechen sogenannte Peroxid-Kontaktlinsenreiniger eine besonders gründliche Reinigung. Und obwohl die manuelle Oberflächenreinigung bei der Anwendung von Peroxidsystemen nicht erforderlich ist, beseitigen sie nicht nur zuverlässig Keime von der Linse, auch die Inhaltsstoffe machen Peroxid-Lösungen so beliebt: Anders als die meisten All-in-One-Lösungen enthalten Peroxid-Lösungen keine Konservierungsstoffe. Somit sind sie besonders für Menschen mit sensiblen Augen oder bei Allergien geeignet. Allerdings ist ein sorgfältiger Umgang mit der aggressiven Lösung besonders wichtig.
Man unterscheidet hier zwischen Einstufen-Peroxid-Systemen und Zweistufen-Peroxidsystemen:
Kontaktlinsenreinigung mit Einstufen-Peroxidsystemen
Beim Einstufen-Peroxidsystem wird die Kontaktlinsenflüssigkeit in einen speziellen Behälter gefüllt. Die Neutralisation des Peroxids erfolgt im Anschluss mit einer Neutralisationstablette, die zu den Linsen in den Behälter gegeben wird. Im Laufe der folgenden Stunden, meist etwa sechs, löst sich die Tablette auf und neutralisiert dabei die Peroxidlösung. So ist am nächsten Tag von der aggressiven Lösung nichts mehr übrig und die Linsen sind nach kurzem Abspülen mit einer Kochsalzlösung einsatzbereit.
Wer seine Linsen aber nur kurz zwischendurch herausnehmen möchte, der muss allerdings auf andere Reinigungssysteme zurückgreifen.
Wie lange die Neutralisationstablette benötigt, um die Linsen wieder einsatzbereit zu machen, hängt von dem jeweiligen Hersteller ab. Hier also bitte gründlich die Packungsbeilage bzw. Anleitung lesen!
Kontaktlinsenreinigung mit Zweistufen-Peroxidsystemen
Mit Hilfe von Zweistufen-Peroxidsystemen werden die Kontaktlinsen besonders gründlich von Keimen befreit, da die Konzentration des Wasserstoffperoxids während der gesamten Zeit gleich bleibt und nicht, beispielsweise durch eine Neutralisationstablette, mit der Zeit geringer wird.
Es ist also unbedingt erforderlich die Linsen vor dem Einsetzen in einem extra Schritt zu neutralisieren. Dafür werden die Linsen in einen anderen Behälter mit einer speziellen Neutralisationslösung gelegt. Da hier nur die Linsen neutralisiert werden, ist das verbliebene Wasserstoffperoxid deutlich schneller neutralisiert und die Linsen einsatzbereit.
Es ist ganz wichtig diesen letzten Schritt der Neutralisation nicht zu vergessen, denn die Wasserstoffperoxidlösung darf keinesfalls in das Auge gelangen. Ähnlich verhält es sich übrigens auch beim Einstufen-Peroxidsystem: hier darf die Tablette keinesfalls vergessen werden. Sonst drohen Verletzungen am Auge.
Welches Reinigungssystem für Kontaktlinsen am besten geeignet ist, hängt maßgeblich von den individuellen Bedürfnissen sowie den Trage- und Schlafgewohnheiten ab. Besonders bei Peroxidlösungen benötigt es etwas Zeit, bis die Lösung vollkommen neutralisiert wurde, dafür reinigen diese Lösungen besonders gründlich. Wer besonders empfindliche Augen hat, für den eignen sich Kochsalzlösungen ohne Konservierungsstoffe oder Peroxidreinigungssysteme am besten.
Besonders wer Silikon-Hydrogel-Linsen verwendet, sollte ausschließlich dafür geeignete Produkte verwenden.
Augenreizungen vermeiden
Auch mit einer sorgfältigen und regelmäßigen Reinigung der Linsen können Augenreizungen nicht vollkommen ausgeschlossen werden. Dann sind allerdings weniger Ablagerungen und Keime für die Reizungen verantwortlich, vielmehr ist langes Tragen die Ursache. Auch das Arbeiten am PC kann im Alltag schnell zu Reizungen des Auges kommen. Trockene Heizungsluft oder Klimaanlagen tun dann ihr Übriges und trocknen das Auge aus. Wer kann, sollte hier öfter zur Brille greifen.
Wer dennoch das Tragen der Linsen nicht reduzieren kann oder möchte, hat die Möglichkeit auf spezielle augenbefeuchtende Tropfen oder Sprays zurückzugreifen. Diese lindern nicht nur das Trockenheitsgefühl und den Juckreiz, sie können auch vorsorgend eingesetzt werden. Regelmäßige Kontrollen beim Augenarzt sind jedoch ohnehin für den Erhalt der Augengesundheit unerlässlich. Bei anhaltenden Beschwerden sollte in jedem Fall ein Facharzt hinzugezogen werden.