Um den Körper auf die Geburt vorzubereiten, gibt es zahlreiche Mittel, die das Gewebe lockern, den Geburtsvorgang verkürzen oder aber Wehen fördern sollen. Neben pflanzlichen Hausmitteln, wie Himbeerblättertee oder verschiedenen Gewürzen, entscheiden sich viele Frauen für Akupunktur zur Geburtsvorbereitung.
So soll die Geburt mittels gezielter Akupunktur rascher voranschreiten und weniger schmerzhaft sein. Insbesondere die Eröffnungsphase soll deutlich verkürzt werden.
Welche Erwartungen an die geburtsvorbereitende Akupunktur realistisch sind, welche Vorteile sie bringt, wie sie funktioniert und für wen sie tatsächlich geeignet ist, soll Gegenstand dieses Artikels sein.
Was ist Akupunktur?
Akupunktur ist eine der bekanntesten Heilmethoden aus der traditionellen chinesischen Medizin (TCM). Dabei werden Nadeln an bestimmte Körperstellen gesetzt, um Disharmonien auszugleichen und so eine therapeutische Wirkung zu erzielen. So geht es in der Regel darum, Beschwerden wie Schmerzen, Schlafstörungen oder auch Allergien zu lindern. Darüber hinaus soll Akupunktur entspannend und angstlösend wirken.
Wie funktioniert Akupunktur?
Bei der Akupunktur kommen dünne Nadeln (Durchmesser zwischen 0,2 und 0,4 mm) zum Einsatz. Je nach Beschwerdebild werden diese an bestimmten Körperstellen platziert. Anwendungsbereiche sind durchaus sehr vielseitig. So kommt Akupunktur gerne bei Schmerzen (Bewegungsapparat, Gelenke, Migräne,…) zum Einsatz, aber auch bei Problemen im Magen-Darm-Bereich, Allergien oder Asthma. Akupunktur vermag es zudem Anspannungen zu lösen, reduziert Ängste und kann Schlafstörungen reduzieren. Auch in besonderen Lebensumständen kommt die Heilmethode gerne zum Einsatz. So ist Akupunktur bei Schwangerschaftsbeschwerden beziehungsweise geburtsvorbereitende Akupunktur weit verbreitet.
Wichtig ist es in jedem Fall, dass Akupunktur von entsprechend ausgebildeten und erfahrenen Akupunkteuren durchgeführt wird. Selbstanwendung ist hier keine Option. Im Schnitt dauert eine Sitzung etwa 20-30 Minuten und findet im Sitzen oder im Liegen statt. In Bezug auf die gesetzten Nadeln gilt: weniger ist mehr!
Mit schweren Nebenwirkungen ist bei der Akupunktur kaum zu rechnen. Allenfalls können minimaler Blutaustritt und/oder Hämatome an der Einstichstelle vorkommen, oder die entsprechende Stelle fängt etwas zu kribbeln an. Manchmal kommt es auch zu Schwindel oder Unwohlsein. Starke unerwünschte Wirkungen wie etwas Bewusstseinsverlust kommen hingegen ausgesprochen selten vor.
Unbestritten polarisiert Akupunktur gesellschaftlich. Auch im wissenschaftlichen Kontext ist das der Fall. Der genaue Wirkmechanismus ist bisher nicht zur Gänze geklärt. Es dürfte aber durch die Stimulation mit den Nadeln zu einer vermehrten Endorphinausschüttung kommen. In der Regel ist Akupunktur keine gesetzliche Kassenleistung. Es lohnt sich aber dennoch, im Vorfeld einer Behandlung bei der jeweilig Kasse nachzufragen. In Ausnahmefällen übernimmt die Krankenkasse anfallende Kosten nämlich manchmal sehr wohl.
Ist Akupunktur in der Schwangerschaft sinnvoll?
Wenn keine Ausschlussgründe vorliegen, ist Akupunktur in der Schwangerschaft sogar ausgesprochen empfehlenswert. Nicht ohne Grund hat sie sich auch in unseren Breiten längst etabliert und ist in ganz unterschiedlichem Kontext möglich.
So kann regelmäßige Akupunktur während der Schwangerschaft typische Schwangerschaftsbeschwerden wie Morgenübelkeit, Schlafprobleme, Rückenschmerzen, Wassereinlagerungen oder diverse Ängste lindern. Ab der 36. Schwangerschaftswoche wird Akupunktur dann speziell zur Geburtsvorbereitung eingesetzt. Auch bei ausbleibender Wehentätigkeit (z.B. nach einem Blasensprung) kann sie sinnvoll sein. Akupunktur kommt auch gerne während der Geburt selbst zum Einsatz. Hier sollte aber im Vorfeld zwingend abgeklärt werden, wie man auf das Setzen der Nadeln reagiert. Akupunktur erstmalig unter der Geburt auszuprobieren, ist wenig sinnvoll. Nicht zuletzt wird Akupunktur auch im Wochenbett als heilsam empfunden. Sie entspannt, reduziert Ängste und fördert die Rückbildung.
Akupunktur in der Schwangerschaft: Vorteile und Nachteile
Sofern man auf die beliebte Heilmethode anspricht und nicht mit Nebenwirkungen reagiert, hat Akupunktur in der Schwangerschaft beziehungsweise Akupunktur nach der Geburt viele Vorteile zu bieten.
Gerade in der Anfangszeit ist Akupunktur gut geeignet, um unangenehme Schwangerschaftssymptome zu lindern. Hier kommt sie vor allem bei Übelkeit und/oder Erbrechen sowie Abbau von Ängsten zum Einsatz. Doch auch bei Verspannungen, Rückenschmerzen oder zum Lösen von Blockaden wird Akupunktur als hilfreich erlebt.
Im späteren Stadium der Schwangerschaft wirkt Akupunktur auch gut gegen Wassereinlagerungen.
Die geburtsvorbereitende Akupunktur hat ebenso viele positive Effekte zu bieten. Nicht nur geht es hier um Stressabbau und das Lösen von Ängsten, auch wird der Gebärmutterhals weicher und dehnbarer, was einer unkomplizierten und raschen Geburt zuträglich ist. Durch die verbesserte Zervixreifung wird die Dauer der Eröffnungsphase verringert. Das belegt etwa auch die Mannheimer Studie zur geburtsvorbereitenden Akupunktur. Ihr zufolge kann durch Einsatz von Akupunktur die Eröffnungsphase um bis zu 20 % verkürzt werden. Das sind bei einer Erstgebärenden im Schnitt bis zu zwei Stunden. Doch nicht nur die Geburtsdauer kann durch geschicktes Setzen der Nadeln verringert werden, ebenso der Geburtsschmerz. Zudem soll auch die Nachgeburt – also das Lösen der Plazenta nach der eigentlichen Geburt – rascher vonstatten gehen. All diese Effekte verstärken sich noch, wenn Akupunktur auch während der Geburt angewendet wird. Alleine die Umsetzung ist nicht immer einfach, wenn etwa diensthabende Geburtshelfer keine entsprechende Ausbildung haben. Eine Möglichkeit ist es natürlich, seine eigene Hebamme ins Geburtskrankenhaus mitzunehmen. Das muss allerdings im Vorfeld abgeklärt werden.
Vorteile bringt Akupunktur auch dann, wenn der errechneten Geburtstermin schon verstrichen ist beziehungsweise nach einem Blasensprung die Wehen ausbleiben. Durch das Setzen der Nadeln kann die Wehentätigkeit angeregt werden. Nach der Geburt fördert Akupunktur die Rückbildung.
Nachteile ergeben sich bei der Akupunktur in der Schwangerschaft eigentlich nur, wenn Nebenwirkungen ganz ohne gleichzeitige positive Affekte auftreten. Darüber hinaus zeigt Akupunktur bei manchen schwangeren Frauen keinerlei Wirkung – weder positive, noch negative.
Wie funktioniert Akupunktur zur Geburtsvorbereitung?
Akupunktur zur Geburtsvorbereitung wirkt sich einerseits positiv auf den Geburtsverlauf aus (s.o.), andererseits gibt sie der werdenden Mama das gute Gefühl, sich entsprechend vorzubereiten und einzustimmen. Man tut etwas nur für sich und sein Baby. Akupunktur bewirkt nicht nur körperlich viel Positives, sondern ebenso auf psychischer Ebene. So entspannt sie und wirkt angstlösend. Das ist gerade in der sensiblen Lebensphase einer Schwangerschaft absolut von Nutzen.
Bevor die erste Akupunktursitzung vereinbart wird, sollte das Vorhaben aber in jedem Fall mit dem behandelnden Gynäkologen besprochen werden. Er kennt die Krankengeschichte und den bisherigen Schwangerschaftsverlauf und kann abschätzen, ob Kontraindikationen vorliegen, eine Akupunktur also eventuell besser ausbleiben sollte.
Sprechen keine medizinischen Gründe gegen Akupunktur in der Schwangerschaft, steht der beliebten Heilmethode im Prinzip nichts im Wege. Wichtig ist es aber, nicht den erstbesten Akupunkteur zu wählen. Vielmehr sollte ein Profi gesucht werden, der sowohl eine entsprechende Ausbildung, als auch Erfahrung mitbringt. Empfehlungen von Freunden oder Bekannten sind hier häufig hilfreich. Besonderes Augenmerk ist auf ein ausführliches Beratungsgespräch samt Anamnese zu legen. Häufig wird zudem ein individueller Behandlungsplan erstellt. Gerade in der Schwangerschaft werden die Akupunkturnadeln sanft gesetzt. Auf etwaige Nebenwirkungen sollte ganz besonders geachtet werden – und natürlich darf die Sitzung jederzeit abgebrochen werden, wenn man sich unwohl fühlt.
Das Intervall der Behandlungen mag etwas variieren, liegt aber zumeist bei etwa ein bis zwei Sitzungen wöchentlich. Gerne wird Akupunktur im Liegen durchgeführt. Für so manche werdende Mama ist das aber unangenehm, weil der Bauch stört. Dann sollte eine sitzende Haltung eingenommen werden. Am besten positioniert man sich stets so, wie es sich angenehm anfühlt. Das kann natürlich auch von Mal zu Mal variieren. Während der geburtsvorbereitenden Akupunktur ist übrigens ein CTG im Einsatz. So kann sichergestellt werden, dass es dem Baby gut geht.
Wann sollte man mit der geburtsvorbereitenden Akupunktur beginnen?
Die geburtsvorbereitende Akupunktur startet frühestens ab der 36. Schwangerschaftswoche. Das einzuhalten ist besonders wichtig, da beim Setzen der Nadeln grundsätzlich die Wehentätigkeit angeregt werden kann. Ab diesem Zeitpunkt darf man davon ausgehen, dass kein Risiko für eine Frühgeburt mehr besteht.
Unabhängig davon kann die allgemeine Akupunktur in der Schwangerschaft (gegen Schwangerschaftsbeschwerden z.B.) aber natürlich durchgehend erfolgen. Hierbei werden nämlich andere Punkte stimuliert als bei der geburtsvorbereitenden beziehungsweise geburtseinleitenden Akupunktur.
Wie oft sollte geburtsvorbereitende Akupunktur stattfinden?
Bewährt haben sich wöchentliche Sitzungen. So variiert geburtsvorbereitende Akupunktur zwischen ein bis zu drei Mal pro Woche. Erlaubt ist, was gut tut und leistbar ist. Für nachhaltige Effekte sollte Akupunktur in der Schwangerschaft aber zumindest ein Mal wöchentlich stattfinden und eher nicht nur fallweise.
Welche Akupunkturpunkte werden in der Schwangerschaft stimuliert?
Bei der geburtsvorbereitenden Akupunktur werden etwa vier bis fünf Stellen an Beinen beziehungsweise Füßen stimuliert. Diese befinden sich jeweils unterhalb des Knies, oberhalb des Wadenbeins, an der Innenseite des Knöchels, an der Außenseite des Fußes (unterhalb des Knöchels) beziehungsweise am kleinen Zeh. In manchen Fällen wird auch ein spezieller Kopfpunkt angestochen, was zur Entspannung und Angstlösung beitragen soll.
Kann Akupunktur in der Schwangerschaft vorzeitige Wehen auslösen?
Mit dem Auslösen von Wehentätigkeit muss man bei der geburtsvorbereitenden Akupunktur grundsätzlich rechnen, da Einfluss auf Muttermund genommen wird. Um das Risiko einer Frühgeburt auszuschließen, ist es deshalb wichtig, unbedingt entsprechend spät mit der Akupunktur zur Geburtsvorbereitung zu beginnen. Nach Beendigung der 37. Schwangerschaftswoche handelt es sich übrigens um keine vorzeitigen Wehen mehr, sondern um regelrechte Geburtswehen.
Wann sollte auf Akupunktur zur Geburtsvorbereitung verzichtet werden?
Hauptvoraussetzung für geburtsvorbereitende Akupunktur ist natürlich eine unproblematische Schwangerschaft. Liegt eine Risikoschwangerschaft vor, muss im Vorfeld zwingend ärztlich abgeklärt werden, ob Akupunktur empfehlenswert ist. Ausschlussgründe für Akupunktur in der Schwangerschaft sind in jedem Fall erhöhte Blutungsneigung (auch durch Medikamenteneinnahme) oder Infektionen im Bereich der Stichstellen. Neigt die werdende Mama zu Kreislaufbeschwerden, ist ebenfalls Vorsicht geboten. Akupunktur kann diese im schlimmsten Fall nämlich verstärken.
Akupunktur in der Schwangerschaft: Darauf sollten Sie achten
Akupunktur in der Schwangerschaft kann wohltuend und hilfreich sein, sollte aber immer mit dem behandelnden Gynäkologen abklärt werden.
Im Vorfeld der Behandlung sollte man sich mit der Krankenkasse in Verbindung setzen. In Ausnahmefällen werden die Kosten für Akupunktur nämlich manchmal übernommen.
Es gilt, den Akupunkteur gut auszuwählen. Hierbei sollte man sowohl Ausbildung und Erfahrung im Blick haben, aber auch seiner Intuition trauen. Ebenso können diesbezüglich konkrete Empfehlungen von Freunden und Bekannten sinnvoll sein.
Kommunikation ist das A&O, auch in Bezug auf die Akupunktur-Sitzungen. Nicht nur sollten Vorgespräch und Anamnesegespräch stattfinden, auch während der Behandlung muss es stets möglich sein, Befindlichkeiten rückzumelden. Im Normalfall fragt der Akupunkteur auch selbst nach, ob alles in Ordnung ist und man sich wohlfühlt.