Vitiligo

weißfleckenkrankheit vitiligo

Anlässlich des heutigen Welttags der Weißfleckenkrankheit Vitiligo, möchten wir in unserem MedSpecialists Magazin auf die Pigmentstörung aufmerksam machen. Denn viele Menschen schrecken vor Vitiligo-Patienten zurück und verursachen damit bei Betroffenen psychische Belastungen. Dabei ist die Pigmentstörung weder ansteckend noch gefährlich.

Bevor ihre gefleckte Haut zu ihrem Markenzeichen wurde, hatte auch das weltbekannte Model Winnie Harlow selbst extrem unter den Hänseleien und dem Ausschluss ihrer Mitschüler zu leiden. Heute zeigt sich Winnie Harlow selbstbewusst und bezaubert Fans auf der ganzen Welt und geht dabei ganz offen mit ihrer Hauterkrankung um.

 

Vitiligo, auch bekannt als Weißfleckenkrankheit, ist eine Hauterkrankung, die sich durch weiße, nicht-pigmentierte Flecken auf der Haut auszeichnet. Die Pigmentstörung ist dabei weder ansteckend noch schmerzhaft und dennoch löst sie bei vielen Betroffenen einen starken psychischen Leidensdruck aus. Denn vor allem skeptische Blicke oder Vorurteile Außenstehender belasten den Alltag vieler Vitiligo-Patienten. Denn viele wissen nichts von dieser Erkrankung und scheuen aus Unwissenheit den Kontakt zu Menschen mit Vitiligo.

Was ist Vitiligo?

Bei Vitiligo handelt es sich um eine Pigmentstörung der Haut. Dabei gehen nach und nach Pigmentzellen, sogenannte Melanozyten, verloren. Diese Pigmentzellen geben der Haut ihre Farbe. Werden die Pigmentzellen zerstört, so kommt es in den entsprechenden Bereichen zu weißen, scharf begrenzten Flecken. Bei den meisten Betroffenen verläuft Vitiligo chronisch, sodass im Laufe der Zeit immer mehr Melanozyten verloren gehen und immer mehr Flecken entstehen.
Vitiligo zählt zu den häufigsten Formen der Pigmentstörungen. Etwa einer von hundert Menschen erkrankt im Laufe des Lebens an Vitiligo. Dabei kann die Pigmentstörung in jedem Alter entstehen, bei der Hälfte der Vitiligo-Patienten tritt die Hauterkrankung allerdings vor dem 20. Lebensjahr auf. Frauen und Männer sind gleichermaßen von Vitiligo betroffen.

Ursachen der Vitiligo

Warum die Weißfleckenkrankheit auftritt, konnte bislang nicht vollständig geklärt werden. Bei Untersuchungen könnten bestimmte Antikörper im Blut der Patienten nachgewiesen werden. Diese entstehen durch spontane Mutationen, beispielsweise aufgrund von Umwelteinflüssen. Man geht bislang davon aus, dass die nachgewiesenen Antikörper die Melanozyten, die Pigmentzellen der Haut, zerstören. Dadurch verliert die Haut ihre natürliche Farbe und die typischen weißen Flecken entstehen.
Gleichzeitig leiden überdurchschnittlich viele Vitiligo-Patienten auch an weiteren Formen von Autoimmunerkrankungen, weshalb davon auszugehen ist, dass auch Vitiligo durch eine Autoimmunreaktion ausgelöst wird.
Darüber hinaus scheint auch die genetische Veranlagung eine Rolle zu spielen. So haben etwa drei von zehn Betroffenen Familienmitglieder, die ebenfalls Vitiligo haben.

Formen der Vitiligo

Grundsätzlich kann die Depigmentierung, die durch Vitiligo ausgelöst wird, an allen Körperstellen und bei allen Hauttypen auftreten. Bei Menschen mit dunklerer Haut sind die weißen Flecken jedoch besonders stark zu sehen.
Abhängig davon wie groß der Anteil an pigmentlosen Zellen der Hautoberfläche ist und wie sich die weißen Flecken auf dem Körper verteilen, lässt sich die Vitiligo in verschiedene Formen unterteilen:

Lokale Vitiligo

Ist der Anteil an pigmentlosen Zellen gering bzw. treten nur vereinzelte weiße Flecken auf, so spricht man von einer lokalen Vitiligo.

Generalisierte Vitiligo

Bei der generalisierten Vitiligo wird weiter in Vitiligo vulgaris, Vitiligo acrofacialis, die segmentale Vitiligo und die universelle Vitiligo unterteilt:

  • Vitiligo vulgaris: Betroffene haben mehrere Flecken an unterschiedlichen Körperbereichen. Dabei zeichnet sich oft eine symmetrische Lokalisation der Flecken auf beiden Körperseiten ab. Die Vitiligo vulgaris ist die häufigste Form der Weißfleckenkrankheit.
  • Vitiligo acrofacialis: Bei dieser Vitiligo-Form treten die Flecken überwiegend im Gesicht sowie an Händen und Füßen auf.
  • segmentale Vitiligo: Treten die depigmentierten Flecken nur auf einer Körperseite auf, so spricht man von einer segmentalen Vitiligo.
  • universelle Vitiligo: Diese Form der Vitiligo ist sehr stark ausgeprägt. Bei über 80 Prozent der Hautoberfläche fehlen Pigmentzellen.

Woran erkennt man Vitiligo?

Typischerweise erkennt man Vitiligo an weißen (depigmentierten) und scharf begrenzten Hautflecken. Dabei können die Flecken asymmetrisch oder auch symmetrisch auf dem ganzen Körper verteilt sein. Auch die Größe der Flecken kann individuell sehr stark variieren.
Weiße Flecken können an allen Körperstellen auftreten. Häufig betroffen sind allerdings:

  • Gesicht, speziell die Augen- und Mundpartie
  • Finger- und Handgelenke
  • Ellbogen
  • Knie
  • Arme
  • Genital- und Gesäßbereich

Auch an den Schleimhäuten können depigmentierte Flecken auftauchen und in einigen Fällen können auch die Haare, die auf den depigmentierten Hautarealen wachsen, weiß sein.

Wie wird Vitiligo diagnostiziert?

Besteht der Verdacht auf Vitiligo, ist ein Facharzt für Dermatologie der richtige Ansprechpartner. Um die richtige Diagnose zu stellen und andere Erkrankungen auszuschließen, wird zunächst eine genaue Anamnese erhoben und nach möglichen Auslösern gesucht.

Dabei ist es auch entscheidend, wo die Flecken auftreten, seit wann sie schon da sind, ob sie sich vergrößert haben, ob weitere Beschwerden oder Hautirritationen bestehen und ob Medikamente eingenommen werden.

Vitiligo kann spontan entstehen, in Kombination mit bestimmten anderen Erkrankungen tritt sie jedoch gehäuft auf. Deshalb wird in der Regel eine Blutuntersuchung durchgeführt, um andere Grunderkrankungen bzw. Vitiligo-Auslöser auszuschließen. So tritt Vitiligo häufig bei Patienten, die unter Diabetes mellitus oder Erkrankungen der Schilddrüse leiden, vermehrt auf. Aber auch emotionale Belastungen, wie Stress, können eine Vitiligo auslösen.

Bei Vitiligo tauchen erste weiße Flecken meist im Gesicht, an Händen oder Füßen auf. Haben bereits andere Familienmitglieder Vitiligo, so ist es sehr wahrscheinlich, dass im jeweiligen Fall die gleiche Diagnose vorliegt. Bei der Untersuchung der Haut wird zudem ausgeschlossen, dass eine andere Hauterkrankung vorliegt, die einer Vitiligo ähnelt. So zum Beispiel:

  • angeborene Depigmentierung der Haut (Naevus depigmentosus)
  • helle Flecken auf der Haut, die durch Verengungen der Blutgefäße hervorgerufen werden (Naevus anaemicus)
  • bestimmte Formen von Albinismus (Piebaldismus)
  • schwarzer Hautkrebs (Melanom)
  • eine Hefepilz-Infektion, die Auswirkungen auf die Hautfarbe hat (Pityriasis versicolor alba)

Um die weißen Flecken bestmöglich zu untersuchen und eine Einschätzung zu geben wie hoch der Anteil der pigmentlosen Hautzellen ist, werden die Hautoberfläche und die Schleimhäute unter UV-Licht untersucht. Auf diese Weise lassen sich die weißen Flecken besonders gut erkennen. Sind die Haare auf den Flecken ebenfalls weiß, so ist das ein Indiz dafür, dass die Vitiligo weiter fortgeschritten ist. Neben der Anamnese beim Hautarzt kann es auch sinnvoll sein, einen Augenarzt aufzusuchen. Bei vielen Vitiligo-Patienten kommt es auch zu Pigmentveränderungen auf der Netzhaut.

Wie wird Vitiligo behandelt?

Bislang lässt sich Vitiligo nicht vollständig heilen. Da die Weißfleckenkrankheit keine körperlichen Schmerzen hervorruft, die Lebensdauer keineswegs beeinträchtigt und auch nicht ansteckend ist, zielt die Behandlung der Pigmentstörung vor allem darauf ab eine Ausbreitung der Flecken zu vermeiden und bereits vorhandene Flecken zu repigmentieren.
Die meisten modernen Therapieansätze zielen folglich auf eine Repigmentierung der Haut und die Unterdrückung der Immunreaktion auf die Melanozyten ab. Welche Therapieform im jeweiligen Fall am besten geeignet ist, hängt von dem individuellen Befund ab.
Auch die psychische Belastungen, die häufig mit Vitiligo einhergeht, sollte dabei berücksichtigt und bei Bedarf therapiert werden.

Ob eine Therapie empfehlenswert ist, hängt auch davon ab, wie stark die Vitiligo ausgeprägt ist und wie sehr sich Betroffene beeinträchtigt fühlen.

Vitiligo-Behandlung mit Salben oder Cremes

Bei der Behandlung von Vitiligo lassen sich mit kortisonhaltigen Salben (Glukokortikosteroiden) gute Ergebnisse erzielen. Besonders auf sonnenexponierten Hautarealen, wie Gesicht, Nacken oder Armen zeigt die Behandlung bei rund 75% eine erfolgreiche Repigmentierung. Bei der Anwendung von kortisonhaltigen Salben oder Cremes über einen längeren Zeitraum sind aber auch Nebenwirkungen nicht außer Acht zu lassen.

Aufgrund intensiver Forschung auf diesem Gebiet bieten sich allerdings mittlerweile auch ganz neue Behandlungsansätze. Eine gute Alternative zu kortisonhaltigen Präparaten bieten sogenannte Calcineurininhibitoren. Diese werden in Form von Salben aufgetragen und beeinflussen das Immunsystem und können so die Zerstörung der Melanozyten verhindern ohne dabei die Haut zu schädigen.

Phototherapie bei Vitiligo

Die wirksamste und zugleich schonendste Therapie bei Vitiligo lässt sich mit der Phototherapie bzw. Schmalspektrum-UV-B-Therapie erreichen. Dabei werden einzelne Hautareale oder aber auch der gesamte Körper mit Hilfe moderner Lasersysteme mit energiereicher UV-B-Strahlung belichtet. Die Phototherapie wird häufig mit anderen (lokalen) Wirkstoffen kombiniert.

PUVA-Therapie

Eine ähnliche Wirkungsweise wie die der Phototherapie verfolgt die sogenannte PUVA-Therapie. Dabei wird die Haut, ähnlich wie bei einer Photodynamischen Therapie, zunächst mit Photosensibilisatoren angereichert und anschließend mit UV-A-Licht belichtet. Die Photosensibilisatoren (Psorale) werden meist in Form von Cremes, Bädern oder Duschen auf die Haut aufgetragen. Sie machen die Haut empfindlicher für die UV-Strahlen, sodass bereits eine geringe Belichtung mit UV-A-Licht ausreichend ist. Während die Phototherapie besonders schonend ist, so zeigt die PUVA-Therapie zwar eine stärkere Wirkung, hat allerdings ein höheres Risiko an Nebenwirkungen.

Weitere Informationen zur Vitiligo-Behandlung 

Tipps für den Alltag mit Vitiligo

  • spezielle Camouflage-Kosmetik lässt bei Bedarf störende Flecken verschwinden
  • Selbstbräuner kann dabei helfen weiße Flecken auszugleichen
  • Sonnenschutz mit hohem Lichtschutzfaktor ist für Vitiligo-Patienten unverzichtbar, da die pigmentlosen Flecken extrem lichtempfindlich sind
  • Ginkgo: Studien konnten zeigen, dass bei der Einnahme des Pflanzenextrakts Ginkgo biloba bei einigen Patienten eine Repigmentierung beobachtet werden konnte

Psychologische Hilfe und Selbsthilfegruppen bei Vitiligo

Während die weißen Flecken zwar keinerlei körperliche Schmerzen verursachen, so leiden viele Vitiligo-Patienten dennoch sehr unter der Pigmentstörung. Denn viele haben mit Vorurteilen und sozialer Ausgrenzung zu kämpfen oder fühlen sich durch die weißen Flecken in ihrer äußerlichen Erscheinung beeinträchtigt. Auch die Blicke von Mitmenschen und häufige Fragen können auf Dauer zur Belastung werden.
Viele entwickeln deshalb einen starken psychosozialen Leidensdruck und scheuen sich zunehmend davor ihre Haut offen zu zeigen. So vermeiden es viele Vitiligo-Patienten im Sommer schwimmen zu gehen oder Sport zu treiben und tragen unabhängig von den Außentemperaturen lange Kleidung. Ein weiteres Problem der psychischen Situation: (psychosozialer) Stress kann die Entstehung neuer Flecken begünstigen.
Da Vitiligo bislang nicht heilbar ist, müssen Betroffene abseits von Therapien zur Repigmentierung häufig mit ihrem Hautbild leben. Infolge vermeiden viele Betroffene soziale Interaktionen aus Angst angestarrt oder gar verurteilt zu werden. Aus diesem Grund gibt es für Vitiligo-Patienten Selbsthilfegruppen, um sich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Auch eine psychologische Betreuung kann sinnvoll sein, wenn der Leidensdruck zu schwer wiegt.