Reisethrombose vorbeugen

beine am strand

Die Urlaubszeit ist für die meisten Menschen die schönste Zeit des Jahres. Endlich hat man Zeit zu reisen, Zeit, andere Länder zu sehen oder Freunde und Verwandte zu besuchen. Die An- und Abreise in den Urlaub kann jedoch oft ganz schön unbequem sein. Besonders stundenlanges, verkrampftes Sitzen auf engstem Raum, im Auto, Bus oder Flugzeug kann für bestimmte Personen sogar gefährlich werden. Denn es steigt das Risiko eine (Reise-) Thrombose zu erleiden.

Die Thrombose ist eine Gefäßerkrankung, bei der sich in den Venen ein Blutgerinnsel bildet. Dabei kann dieser sogenannte Blutpfropf, der auch Thrombus genannt wird, in wichtige Versorgungsgefäße wandern und sie teilweise oder sogar komplett verstopfen. Dadurch wird der  Rückfluss des Blutes zum Herzen beeinträchtigt.

Eine Thrombose kann in jeder Vene des Körpers vorkommen, am häufigsten tritt sie jedoch an den Beinen auf.

Warum ist eine Thrombose so gefährlich?

Im Allgemeinen lösen sich kleinere Blutgerinnsel von allein wieder auf und bleiben folgenlos. Häufig treten noch nicht einmal Symptome auf, sodass sie gänzlich unbemerkt bleiben. Wenn sich solch ein Blutgerinnsel jedoch löst und über den Blutkreislauf in Richtung Lunge geschwemmt wird, kann es dort ein oder mehrere Lungengefäße verstopfen. Dieser Blutstau führt zu Atemnot und zu einer  lebensgefährlichen Belastung des Herzens und stellt deshalb eine absolute Notfallsituation dar. Diese gefährlichste Komplikation der Thrombose wird Lungenembolie genannt. Sie steht an dritter Stelle der Todesursachen in Europa.

Erhöhtes Thromboserisiko auf Reisen

Zahlreiche Faktoren erhöhen generell das Risiko für eine Thrombose, so zum Beispiel größere Operationen, Übergewicht, Blutgerinnungsstörungen, Krebsleiden, eine bestehende Schwangerschaft oder die Einnahme der „Antibaby-Pille“, vor allem in Kombination mit Nikotinkonsum.

Aber auch längere Inaktivität kann eine Thrombose verursachen – zum Beispiel stundenlanges, beengtes Sitzen mit abgewinkelten Beinen, was es bei einer ausgedehnten Reise mit dem Bus oder Auto oder einem Langstreckenflug unvermeidlich ist.

Der Grund dafür ist, dass durch die eingeschränkte Bewegungsmöglichkeit die zur guten Durchblutung der Venen benötigte Muskelpumpe der Unterschenkel nicht effizient arbeiten kann. Die Venen, besonders in der Kniebeuge, aber auch in der Leiste, werden beim Sitzen zusammengedrückt beziehungsweise abgeklemmt. Infolgedessen verschlechtert sich der Blutfluss in den Venen.

Vor allem im Flugzeug mit dem dort vorherrschenden niedrigen Luftdruck und der geringen Luftfeuchtigkeit kann der Bewegungsmangel Probleme bereiten. Der Blutfluss stockt unter diesen Bedingungen schneller als am Boden. Zusätzlich nehmen die meisten Menschen zu wenig Flüssigkeit zu sich während einer Reise. Langes Anstehen und unsaubere öffentliche Toiletten schrecken viele davon ab während der Reise ausreichend zu trinken. Durch die mangelnde Flüssigkeitszufuhr steigt die Gefahr für einen Thrombus zusätzlich. Häufig kommen mehrere der genannten Risikofaktoren zusammen, die eine Reisethrombose begünstigen.

Risikopatienten bei Reisethrombose

Besonders gefährdet für eine Reisethrombose sind Menschen, die bereits einmal eine Thrombose oder eine Embolie erlitten haben, die an einer schweren Krankheit  – etwa einer Herzschwäche – leiden, die kürzlich operiert wurden (besonders im Beckenbereich) oder gerade einen Gips tragen.

Weitere Faktoren, die das Risiko für eine Reisethrombose erhöhen können, sind:

  • Blutgerinnungsstörungen
  • familiäre Vorbelastung für Blutgerinnsel
  • Diabetes mellitus
  • Asthma bronchiale
  • Blutarmut
  • Epilepsie
  • Krebserkrankungen
  • kürzlich erlittener Schlaganfall
  • Schwangerschaft
  • regelmäßiger Nikotin- und Alkoholkonsum
  • Einnahme hormoneller Verhütungsmittel (Antibabypille oder Hormone in den Wechseljahren)
  • Übergewicht
  • Alter über 50 Jahre

In all diesen Fällen ist es sinnvoll, sich vor einem Langstreckenflug oder einer langen Reise mit dem Hausarzt zu beraten. Dieser kann abwägen, ob und welche besonderen Vorbeuge-Maßnahmen notwendig sind.

Anzeichen einer Thrombose

Eine Thrombose macht sich meist durch die folgenden Symptome bemerkbar:

  • Schwellung der Wade, oft auch der Knöchelregion und des Fußes
  • Schwere- und Spannungsgefühl im Unterschenkel
  • stechende oder ziehende Schmerzen im Unterschenkel, manchmal auch im Fuß, im Oberschenkel oder an der Leiste, einem Muskelkater ähnlich und zunehmend
  • Überwärmung der betroffenen Gliedmaßen
  • gespannte, glänzende und bläulich verfärbte Haut

Sollten solche Symptome, zum Beispiel an den Tagen nach einem Flug, auftreten, ist immer an eine Thrombose zu denken und es sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden.

Tipps und Übungen zur Vorbeugung einer Reisethrombose

Während einer langen Reise  können regelmäßige kleine Bewegungseinheiten bereits verhindern, dass es zu einem Blutstau in den den Beinen kommt und somit das Risiko eines Blutgerinnsels reduzieren.

Folgende einfache Übungen im Sitzen lockern Verspannungen und regen die Blutzirkulation an:

  • mit den Zehen wippen
  • beide Füße flach auf den Boden stellen und abwechselnd Fußballen und Fersen anheben
  • die Füße nacheinander vor- und zurückschieben, um das Kniegelenk zu bewegen
  • die Knie abwechselnd anheben, um die Hüfte zu lockern
  • den Bauch anspannen und den Rücken an die Lehne drücken, danach den Bauch wieder nach vorn strecken
  • beide Schultern abwechselnd einige Male nach oben ziehen
  • abwechselnd mit beiden Schultern vorwärts und rückwärts kreisen
  • den Kopf abwechselnd vorsichtig nach rechts und links und wieder zur Mitte drehen, dann das Kinn zur Brust drücken. Anschließend den Kopf jeweils nach rechts und links zur Seite Richtung Schulter und dann wieder nach vorne neigen.

Besonders wichtig ist es auch, während des langen Sitzens die Beine nicht zu überschlagen, sondern sie stattdessen zwischendurch so gut wie möglich auszustrecken.

Weitere vorbeugende Maßnahmen gegen Reisethrombose sind:

Ausreichend trinken

In der Flugzeugkabine herrscht eine geringe Luftfeuchtigkeit und auch der Luftdruck ist niedriger als am Boden. Aus diesem Grund verliert man beim Atmen und über die Schleimhäute mehr Flüssigkeit. Wasser mit wenig Kohlensäure, Fruchtsaftschorlen sowie Kräuter- oder Früchtetee liefern die nötige Flüssigkeit nach. Mineralwasser und verdünnte Fruchtsäfte gleichen zudem den Elektrolythaushalt aus. Die empfohlene Flüssigkeitsmenge beträgt dabei 0,25 l pro Flugstunde.

Alkohol zu trinken ist jedoch nicht empfehlenswert. Durch die Flughöhe steigen Bier und Wein noch schneller zu Kopf. Außerdem wirkt Alkohol entwässernd und weitet die Blutgefäße, was die Blutzirkulation zusätzlich stört.

Nicht rauchen

Rauchen verengt die Gefäße, die Durchblutung verschlechtert sich. Aus diesem Grund ist es ratsam, bereits vor dem Abflug auf Nikotinkonsum zu verzichten.

Bequeme Kleidung tragen

Bequeme, locker sitzende Kleidung (zum Beispiel ein Trainingsanzug), Strümpfe mit nicht zu engen Bündchen und weite, bequeme Schuhe, die den Körper und die Durchblutung nicht einengen, sind ideal für lange Reisen.

Stütz- oder Kompressionsstrümpfe tragen

Stütz- oder Kompressionsstrümpfe können das Risiko für eine Reisethrombose auf Langstreckenflügen nachweislich senken. Die Strümpfe erzeugen von außen Druck auf das Bein und das Blut kann sich nicht an Knöcheln und Unterschenkeln sammeln. Stütz- oder Kompressionsstrümpfe sind in unterschiedlichen Längen erhältlich, von der richtigen Strumpfhose bis hin zu Kniestrümpfen. Wer zu schwachen Venen neigt, trägt während des Fluges am besten die vom Arzt verordneten und angepassten Kompressionsstrümpfe. Wer gesunde Venen hat, jedoch zu einer Risikogruppe (siehe oben) gehört, wählt die etwas schwächeren Stützstrümpfe.

Die Stütz- oder Kompressionsstrümpfe sollten dabei mindestens zwei Stunden vor dem Flug angezogen und für die gesamte Dauer des Fluges getragen werden.

Spezielle Medikamente gegen (Reise-)Thrombose

Patienten mit hohem Thrombose-Risiko sollten sich vor dem Urlaub mit ihrem behandelndem Arzt abstimmen. Unter Umständen kommen für sie gerinnungshemmende Medikamente infrage, die einem Blutpfropf vorbeugen, zum Beispiel Heparin, das stark blutverdünnend wirkt. Der Nachteil dieses Medikamentes besteht darin, dass es gespritzt werden muss, zum Beispiel in die Oberschenkel oder in den Bauch. Das ist dank von Fertigspritzen allerdings unkompliziert. Die Verwendung der Spritzen sowie alternativ die Einnahme von gerinnungshemmenden Tabletten sollte jedoch nur in Abstimmung mit dem behandelnden Arzt erfolgen.