Sommerzeit heißt auch Wespenzeit. Ein Zusammentreffen mit ihnen kann nicht nur den Spaß am Sonnenbaden und den Genuss verschiedener Speisen im Freien verderben, sondern auch gefährlich sein. Zwar ist ein Stich der Wespe für die meisten im Normalfall kein Grund zur Beunruhigung. Abgesehen von einem kurzen Schmerz, einer geröteten Schwellung und Juckreiz haben die meisten Menschen damit keine Probleme.
Manche reagieren jedoch auf Insektengift mit so heftigen Allergie-Symptomen, dass binnen kurzer Zeit sogar eine lebensbedrohliche Situation eintreten kann, wenn sie nicht umgehend medizinische Hilfe erhalten.
Erfahren Sie in unserem Artikel alles über die Insektengiftallergie, ihre Symptome und Behandlungsmöglichkeiten.
Wann spricht man von einer Insektenstichallergie?
Damit das Gift von Wespen oder Bienen zu einer ernst zu nehmenden Bedrohung wird, müsste ein Erwachsener ohne allergische Reaktion mindestens 100-mal gestochen werden.
Bei etwa 2,5 Millionen Deutschen reicht dafür allerdings bereits ein einziger Stich und jährlich sterben sogar rund 20 Menschen an den Folgen eines Bienen- oder Wespenstiches.
Als Insektengiftallergie wird eine allergische Reaktion auf das Gift bestimmter Insekten bezeichnet. Sie tritt zwar insgesamt seltener auf als eine Pollen-, Hausstaub- oder Tierhaarallergie, ist aber mit einem höheren Risiko besonders schwerer allergischer Reaktionen verbunden, die sogar in einen lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock münden können.
Die Insektengiftallergie ist eine Allergie vom Soforttyp. Das bedeutet, die Symptome beginnen innerhalb weniger Sekunden bis zu 30 Minuten nach dem Stich. Wenn die Haut an der Einstichstelle rot wird oder anschwillt, ist das noch nicht zwingend eine allergische Reaktion. Gefährlich wird es erst, wenn Symptome an Körperstellen auftreten, die mit dem Einstichort nichts zu tun haben.
Wie entsteht eine Allergie auf Insektenstiche?
Ursache für eine Insektengiftallergie ist das Gift von Wespen oder Bienen, seltener auch von Hornissen, Hummeln und Ameisen. Der Körper erkennt das Gift als Fremdstoffe, auch Antigene genannt. Daraufhin schüttet er übermäßig viele Abwehrstoffe, sogenannte Antikörper aus. Lösen solche Fremdstoffe eine allergische Reaktion aus, bezeichnet man sie als Allergene.
Ursache für die Insektengiftallergie ist übersteigerte Immunreaktion des Körpers auf die eigentlich harmlosen Allergene des Insektengiftes. Es werden infolgedessen übermäßig viele Antikörper produziert. Diese bilden mit den Allergenen Antigen-Antikörper-Komplexe und bewirken, dass der Körper Histamin und andere Signalsubstanzen freisetzt. Diese Stoffe verteilen sich über die Blutbahn schnell im gesamten Körper. Für die allergischen Entzündungssymptome wie Schwellung und Rötung an der Einstichstelle ist dabei vor allem das Histamin verantwortlich.
Welche Symptome treten bei einer Insektengiftallergie auf?
Eine Rötung der Haut um die Einstichstelle, ein leichtes Hitzegefühl und das Entstehen einer roten Quaddel sind normale Reaktionen des Körpers auf einen Wespen- oder Bienenstich. Meist sind diese Symptome kein Grund zur Beunruhigung, beobachtet werden sollte die Stelle dennoch. In der Regel bilden sich die genannten Symptome ohne besondere Behandlung innerhalb weniger Tage von alleine zurück. Alle darüber hinausgehenden Symptome sollten vorsichtshalber grundsätzlich als mögliche Indizien für eine Insektengiftallergie betrachtet werden.
Mögliche Symptome einer Insektengiftallergie können folgende sein:
- starke Hautrötung und Hautausschlag
- gerötete, tränende und juckende Augen
- Fließschnupfen
- Schwellungen an Hals und Gesicht
- starke Schwellungen im Bereich des Insektenstiches
- Schluck- und Sprechstörungen
- Übelkeit, Bauchkrämpfe, Erbrechen
- Kopfschmerzen
- Schwindel
Wann sollte ein Arzt bei einem Insektenstich aufgesucht werden?
In der Regel machen sich die oben genannten Insektengiftallergie-Symptome schon wenige Minuten oder sogar nur Sekunden nach dem Insektenstich deutlich bemerkbar. Bemerken Sie diese an sich selbst oder an anderen Menschen, sollten Sie umgehend den Notarzt rufen, damit ein potenziell lebensbedrohlicher anaphylaktischer Schock vermieden werden kann oder zumindest frühzeitig Gegenmaßnahmen eingeleitet werden.
Anzeichen für eine anaphylaktische Reaktion, die in einen anaphylaktischen Schock münden können, sind zum Beispiel:
- Juckreiz und Brennen an Fußsohlen und Handflächen, im Rachenraum sowie an der Zunge
- Hitzewallungen
- Schwächegefühl
- Herzrasen, Atemnot
- Erbrechen
- spontaner Urin- und Stuhlabgang
- Bewusstlosigkeit
Bei Insektenstichen im Bereich des Kopfes oder am Hals ist das Risiko einer schweren Reaktion größer. Betroffene sollten auch in diesem Fall sofort einen Arzt aufsuchen, weil auch die Atemwege zuschwellen könnten.
Wer ist von einer Insektenstichallergie betroffen?
- Menschen, die sich beruflich viel in der Nähe von Bienen oder Wespen aufhalten oder oft im Freien unterwegs sind werden tendenziell häufiger gestochen. Deswegen tragen sie ein erhöhtes Risiko für eine Sensibilisierung und in der Folge auch für eine allergische Reaktion auf Insektengift. In erster Linie sind das unter anderem Imker, sowie deren Familienangehörige und Nachbarn, aber auch Obst- und BäckereiverkäuferInnen, Forstarbeiter, Gärtner, Feuerwehrleute, Landwirte und Bauarbeiter.
Wie kann eine Allergie auf Wespen- bzw. Bienenstiche behandelt werden?
Bei einer Insektengiftallergie umfasst die Therapie sowohl Sofortmaßnahmen zur Behandlung der allergischen Reaktionen auf einen Insektenstich, als auch Langzeitmaßnahmen, um die Wirkung der auslösenden Allergene abzuschwächen.
Zur langfristigen Behandlung der Insektengiftallergie ist eine spezifische Immuntherapie, Hyposensibilisierung oder Desensibilierung genannt, geeignet. Hierbei wird das Immunsystem mittels Injektionen mit geringen Mengen des Allergens konfrontiert. Das Abwehrsystem soll sich so langsam an das Insektengift gewöhnen und im Verlauf der Behandlung immer weniger darauf reagieren. Die Hyposensibilisierung ist ein langfristiger Prozess. Je nach Patient kann sie zwischen 2-5 Jahre dauern, in denen in regelmäßigen Abständen ein Arzt aufgesucht werden muss. Die Behandlung hat gerade bei einer Insektengiftallergie jedoch eine sehr hohe Erfolgsquote von 95 % und wird in der Regel von der Krankenkasse übernommen.
Weitere Informationen zur Hyposensibilisierung
Bei nachgewiesener Insektengiftallergie sollten Betroffene ständig ein Notfallset griffbereit mit sich führen, um es im Bedarfsfall gemäß ärztlicher Anweisung anwenden zu können. In einem Notfallset für Wespenstiche ist meist ein Antiallergikum enthalten, welches eingenommen werden kann. Für Hautschwellungen ist außerdem eine Salbe mit Cortison enthalten. Beides sorgt dafür, dass die Symptome unterdrückt werden. Für Notfälle sollte ein Adrenalin-Injektor beiliegen, welcher bei einem allergischen Schock eingesetzt werden kann. Betroffene lernen in entsprechenden Schulungen, wie sie sich die Adrenalin-Injektion im Notfall selbst verabreichen können, um die Wartezeit bis zum Eintreffen des Notarztes zu überbrücken.
Zudem ist es grundsätzlich empfehlenswert, für 20 Minuten einen kühlenden Umschlag auf die Einstichstelle zu legen und dies mehrmals zu wiederholen.
Wie sieht der Alltag mit einer Insektenallergie aus?
Für Insektengiftallergiker ist es wichtig, sich eingehend darüber zu informieren, wie sie Insektenstichen gezielt vorbeugen können. Zu solchen Schutzmaßnahmen gehört unter anderem:
- bei Gartenarbeiten soviel wie möglich vom Körper bedecken (lange Ärmel, lange Hosen, Kopfbedeckung)
- weite, flatternde Kleider, schwarze Stoffe und farbige Blumenmuster meiden
- Parfüm oder stark parfümierte Pflegeprodukte sowie Haarspray vermeiden
- beim Essen im Freien keine Essensreste herumliegen lassen
- nicht barfuß laufen
- nicht direkt aus Flaschen oder Getränkedosen trinken
- Trinkgläser stets abdecken und am besten transparente Strohhalme verwenden
- von Abfallkörben, Mülleimern, Tiergehegen oder Fallobst fernhalten
- im Falle eines ‘Angriffs’ den Kopf mit den Armen oder mit Kleidung schützen
- Notfallset immer mitführen und im Falle eines Stiches sofort anwenden
Für Allergiker bieten sich heute vielseitige Möglichkeiten eine Insektengiftallergie zu behandeln. Zusätzlich kann das Risiko eines Bienen- oder Wespenstichs durch ein paar einfache Tipps im Alltag besonders gering gehalten werden. Dennoch sollte das Notfall-Set immer griffbereit sein, damit im Ernstfall einem anaphylaktischen Schock vorgebeugt und die Wartezeit bis zum Eintreffen des Notarztes überbrückt werden kann.