Süß, bunt, handlich und speziell für Kinder – so präsentieren sich viele Lebensmittel, die augenscheinlich auf die Bedürfnisse kindlicher Ernährung abgestimmt sind. Doch halten Kinderlebensmittel, was sie versprechen? Oder handelt es sich nicht vielmehr um überteuerte und überflüssige Lebensmittel?
Folgender Artikel beschäftigt sich mit Kinderlebensmitteln und soll aufzeigen, weshalb sich ein genauer Blick in die Zutatenliste lohnt. Darüber hinaus dürfen Tipps und Tricks, herkömmliche Lebensmittel kindgerecht anzubieten, nicht fehlen.
Wie sieht eine gesunde Ernährung für Kinder aus?
Eine ausgewogene Ernährung für Kinder unterscheidet sich von jener Erwachsener vorrangig in der Menge. Außerdem sollte mit scharfen Gewürzen freilich gespart werden. Grundsätzlich sieht gesunde Familienkost für Groß und Klein aber ganz ähnlich aus: So bilden naturbelassene pflanzliche Lebensmittel die Grundlage, während tierische Produkte eher in Maßen angeboten werden sollten. Zum Trinken stellt man am besten Wasser bereit. Zwischendurch darf es aber auch ungesüßter Tee oder ein stark verdünnter Fruchtsaft sein.
In der Praxis bedeutet das: viel frisches Obst und Gemüse, Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte sowie Nüsse und Samen. Fisch und Fleisch sollten möglichst fettarm gewählt und schonend zubereitet werden. Eier, Milch und Milcherzeugnisse wie Joghurt oder Käse ergänzen den Speiseplan. Zur Zubereitung der Mahlzeiten eignen sich pflanzliche Öle. Zucker, Salz und tierische Fette sollten nur sehr sparsam zum Einsatz kommen.
Was versprechen spezielle Kinderlebensmittel?
Dass Kinder als Konsumenten beliebt sind, zeigt sich auch in der Lebensmittelbranche. Während Säuglings- und Kleinkindernahrung strengen gesetzlichen Vorgaben folgen muss, ist das bei sogenannten Kinderlebensmitteln nicht der Fall. Das Angebot ist in den
letzten Jahrzehnten sichtbar gewachsen und zieht sich mittlerweile durch alle Lebensmittelsparten. Besonders häufig findet man die quietschbunten Verpackungen bei den Frühstückscerealien, Milchprodukten, Aufstrichen oder Wurstwaren. Darüber hinaus zeigen sich auch bei Süßigkeiten und Backwaren, salzigen Snacks, klassischen Convenience-Produkten sowie im Getränkebereich reichlich Kinderlebensmittel.
Während die Aufmachung solcher Produkte die junge Zielgruppe anspricht, richten sich Werbeversprechungen an die Erziehungsberechtigten. In der Regel ist es der vermeintlich gesundheitliche Wert, der hier herausgestrichen wird. Der Zusatz von Vitaminen und Mineralstoffen klingt nicht nur für Eltern von zögerlichen Essern verlockend. In der Annahme, dem Nachwuchs etwas Gutes zu tun, wird auch gerne etwas tiefer in die Tasche gegriffen.
Inwiefern unterscheiden sich Kinderlebensmittel von gewöhnlichen Lebensmitteln?
Neben der ansprechend bunten Aufmachung sowie dem vermeintlich gesundheitlichen Nutzen gibt es noch eine ganze Reihe weiterer Aspekte, die Kinderlebensmitteln von klassischen Lebensmitteln unterscheiden. So werden die Produkte häufig mit angesagten Helden sowie klingenden Slogans und Jingles beworben. Auch verlockende Beigaben – von Sammelbildern über Spielfiguren bis hin zu Gratis-Onlinespielen – ziehen Kinder an. Darüber hinaus sprechen Kinderlebensmittel alle Sinne an. Häufig sind sie bunt eingefärbt, kindgerecht geformt, riechen verlockend und hinterlassen ein gutes Mundgefühl, indem sie besonders knusprig, weich oder knisternd gestaltet sind. Nicht zuletzt entsprechen die kleinen Portionsgrößen sowie die Haptik den kindlichen Bedürfnissen. Kinderlebensmittel lassen sich nicht nur leicht halten und verspeisen, sie eignen sich auch gut als Snack für unterwegs.
Das ist typisch für Kinderlebensmittel:
· Gestaltung der Verpackung (farbenfroh und mit kindlichen Identifikationsfiguren verziert)
· Werbung richtet sich an die Zielgruppe samt deren Lebenswelt (geworben wird mit angesagten Helden, passenden Jingles und Slogans)
· verlockende Beigaben (Sammelkarten, Sticker, Figuren, Spiele,…)
· Sinne werden vielseitig angesprochen (bunte Färbung, angenehme Aromen, gutes Mundgefühl,…)
· kleine Portionsgrößen und angenehme Haptik
· rasch genussfertig und praktisch für unterwegs
· gesundheitsfördernder Aspekt wird hervorgehoben
Warum haben Kinderlebensmittel Auswirkung auf das kindliche Essverhalten?
Gerade in der frühen Kindheit sind Ernährungs- und Geschmacksmuster noch wenig ausgeprägt und stark beeinflussbar. Da sich Kinderlebensmittel in Aussehen, Farbgestaltung und Geschmack deutlich von herkömmlichen Lebensmitteln abheben, kann das nicht nur für Verwirrung sorgen, sondern das kindliche Essverhalten auch nachhaltig beeinträchtigen.
Kinderlebensmittel enthalten in der Regel viel Zucker und Aromastoffe. Das beeinflusst den Geschmackssinn, der sich noch in der Entwicklung befindet. Herkömmliche Speisen werden als Konsequenz häufig als zu wenig süß und aromatisch empfunden und im schlimmsten Fall sogar abgelehnt. Das zeigt sich auch im Hinblick auf die Gestaltung und Farbgebung von Lebensmitteln. Ist der Nachwuchs an die bunt gefärbte Bärchenwurst gewöhnt, fällt die Umstellung auf den neutralen Schinken ungleich schwerer. Ähnlich verhält es sich mit einem Glas Wasser, sofern das zuckerhaltige Fruchtsaftgetränk mit niedlichem Hundemotiv regelmäßig im Einkaufswagen landet.
Werden Kinderlebensmittel sehr häufig konsumiert, laufen die Kleinsten demnach Gefahr, zu Beschaffenheit und Geschmack herkömmlicher Lebensmittel keinen Bezug mehr herstellen zu können. Dass sich das negativ auf die Ernährungsgewohnheiten auswirkt, scheint naheliegend. Nicht zuletzt ist es auch die Werbung für Kinderlebensmitteln, die das Essverhalten des Nachwuchses nachhaltig prägt. Schließlich sind Kinder erst ab dem späten Grundschulalter dazu in der Lage, Werbebotschaften kritisch zu hinterfragen. Zu diesem Zeitpunkt sind – auch geschmackliche – Vorlieben jedoch längst festgelegt.
Sind Kinderlebensmittel gesund?
Dass spezielle Kinderlebensmittel keinen gesundheitlichen Mehrwert bieten, da sind sich Verbraucherzentralen sowie die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) einig. Tatsächlich ist in vielen Fällen sogar das Gegenteil der Fall. Nach dem ersten Lebensjahr wird grundsätzlich eine ausgewogene Mischkost am Familientisch empfohlen. Kinderlebensmittel bringen hier keinen ernährungsphysiologischen Vorteil, wenngleich ein solcher häufig subtil beworben wird. Sind die speziellen Kinderprodukte – wie das nicht selten der Fall ist – sehr zucker- und fetthaltig, können sie sich gesundheitlich sogar negativ auswirken. Auch die oftmals zugesetzten Vitamine und Mineralstoffe haben nicht zwangsläufig einen Nutzen, sondern schaden in Einzelfällen sogar.
Was macht Kinderlebensmittel problematisch?
Neben dem bereits beschriebenen schlechten Nährstoffprofil und der negativen Auswirkung auf das kindliche Essverhalten, gibt es weitere Aspekte, die den übermäßigen Genuss von Kinderlebensmitteln problematisch machen. So ist der wahllose Zusatz von Vitaminen und Mineralstoffen in jedem Fall mit Vorsicht zu genießen. Da Kinder durch eine abwechslungsreiche Ernährung im Prinzip gut versorgt sind, kommt es hier durchaus zu Überdosierungen, die sich gesundheitlich negativ auswirken können. Nicht umsonst sind Nahrungsergänzungen stets mit einem Facharzt abzusprechen.
Darüber hinaus kann der regelmäßige Genuss der stark fett- und zuckerhaltigen Produkte Übergewicht und Karies begünstigen. Häufig ist nämlich kein Bewusstsein darüber vorhanden, dass es sich bei speziellen Kinderlebensmitteln nicht zwingend um gesunde Snacks handelt, sondern vielmehr um einfallsreich vermarktete Süßigkeiten. Dazu kommt übermäßig viel Verpackungsmüll, der aus umwelttechnischer Sicht kritisch zu sehen ist. Nicht zuletzt ist das Preis-Leistungs-Verhältnis solcher Produkte oftmals alles andere als stimmig, da wenig Inhalt deutlich zu Buche schlägt.
Nachteile von Kinderlebensmitteln im Überblick:
· Kinderlebensmittel sind oftmals stark zucker- und fetthaltig (begünstigen Übergewicht und/oder Karies)
· Produkte enthalten künstliche Zusatzstoffe, v.a. Aromen, Geschmacksverstärker und Konservierungsstoffe
· Das kindliche Essverhalten wird negativ beeinflusst (auch durch Werbung)
· Ein ernährungsphysiologischer Nutzen ist in der Regel nicht vorhanden
· Zugesetzte Nährstoffe können problematisch werden
· Es fällt viel Verpackungsmüll an (umweltschädliche Produktion)
· Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist nicht stimmig (Produkte sind überteuert)
Kinderlebensmittel: Augen auf beim Kauf!
Selbstverständlich gilt auch bei Kinderlebensmitteln, dass die Dosis das Gift macht. Ist man sich über die Nachteile eines regelmäßigen Genusses bewusst und ordnet solche Lebensmittel richtig ein, spricht nichts dagegen, den Wünschen der Kleinen auch einmal nachzugeben und entsprechende Snacks ab und zu erlauben. In jedem Fall lohnt sich ein Blick in die Zutatenliste, um klar einschätzen zu können, ob es sich um eine Zwischenmahlzeit oder eine Süßigkeit handelt. Ein hoher Fett- und Zuckergehalt sowie wenig Ballaststoffe liefern deutliche Hinweise. Auch chemische Zusatzstoffe sollten aufmerken lassen. Generell gilt, dass Lebensmittel umso ungesünder sind, je stärker sie verarbeitet sind. Von Kinderlebensmitteln, die mit zusätzlichen Vitaminen und Mineralstoffen angereicht sind, ist besser Abstand zu nehmen.
Tipps und Tricks für eine kindgerechte Ernährung
Zum Abschluss dürfen natürlich einige Tipps nicht fehlen, um Ernährung ohne viel Aufwand kindgerecht zu gestalten:
Mit gutem Beispiel vorangehen: Vor allem kleine Kinder orientieren sich stark an den Eltern. Was das Essverhalten des Nachwuchses also positiv prägt? Wenn Mama und Papa mit gutem Beispiel vorangehen!
Kinderlebensmittel aufpeppen: Verbote und Tabus sind in Bezug auf Ernährung eher kontraproduktiv, da sie erst recht neugierig machen. Von Zeit zu Zeit dürfen es also ruhig auch die heißersehnten Kinderlebensmittel sein. Diese lassen sich übrigens leicht verdünnen oder mit gesunden Beigaben strecken. Eine Handvoll Obst und Samen im zuckerhaltigen Joghurt sorgt für Vitamine und Mineralstoffe – ganz ohne chemische Zusätze.
Bewusstes Naschen: Schon bei den Allerkleinsten sollte man (Zwischen-)Mahlzeiten und Süßes deutlich voneinander abgrenzen. Bietet man zuckerhaltige Kinderlebensmittel bewusst als Süßigkeit an, verstehen Kinder das als Ausnahme und verbinden solche Produkte nicht mit der allgemeinen Ernährung.
Teamwork: Gemeinsames Zubereiten von Mahlzeiten macht kleinen wie großen Kindern Spaß. Das vermittelt nicht nur ein Gefühl für die Beschaffenheit von frischen Lebensmitteln, es schmeckt auch gleich viel besser. Dürfen Kinder in der Küche fleißig helfen, sind sie am Familientisch auch etwas experimentierfreudiger.
Druck ist kontraproduktiv: Ernährung soll stets Genuss sein und kein Stress. Man macht dem Nachwuchs also besser keinen Druck und akzeptiert es, wenn einige Nahrungsmittel schlichtweg abgelehnt werden. Verschiedenes Obst, Gemüse und gesunde Snacks bietet man am besten wiederholt an, da sich Essgewohnheiten im Laufe der Zeit verändern. Vorlieben des Kindes dürfen gerne positiv bestärkt werden.
Learning by doing: Besteht die Möglichkeit, Obst, Gemüse oder Kräuter gemeinsam anbauen, sollte man das nutzen. Gerade kleine Kinder bekommen auf diese Weise ein Gefühl dafür, wo Tomaten, Gurken, Paprika, Schnittlauch oder Beeren herkommen und entwickeln eine natürliche Neugierde für gesunde Lebensmitteln. Selbst geerntet schmeckt es eben besonders gut. Stehen Garten und Balkon nicht zur Verfügung, ist vielleicht ein Selbsterntefeld eine Option.