Leicht und beschwingt durch den Sommer gehen – vielen ist dies nicht möglich. Denn vor allem in der warmen Jahreszeit leiden sie unter „schweren Beinen“. Was ist die Ursache hierfür und was hilft gegen „schwere Beine“? Wir haben die wichtigsten Tipps zusammengestellt.
Was verstehen wir unter „schweren Beinen“?
Bei dem, was viele umgangssprachlich „schwere Beine“ nennen, handelt es sich meist um Unterschenkelödeme, also Flüssigkeitsansammlungen in den Unterschenkeln. Der Unterschenkelumfang kann hierbei messbar wachsen. „Schwere Beine“ können auch in Verbindung mit geschwollenen Füßen und Fußgelenken auftauchen. Betroffene klagen oft zusätzlich über Missempfinden in den Beinen. Diese fühlen sich schwer und müde an. Stehen und Gehen sind anstrengend. Möglich sind weitere Symptome wie ein Kribbeln oder Spannungsgefühle in den Waden. Bei starken Ödemen kann punktueller Druck auf die Hautoberfläche Dellen hinterlassen. Oft tauchen die Beschwerden nach längerem Stehen, abends sowie an heißen Tagen verstärkt auf.
Sind schwere Beine gefährlich?
Schwere Beine sind in erster Linie ein Symptom und als solches nicht gefährlich. Sie zeigen aber an, dass der Körper nicht in Balance ist. Unbehandelt schränken die Beschwerden nicht nur die Lebensqualität ein, sondern können auf verschiedene Erkrankungen hinweisen. Meist sind schwache Venen die Ursache für schwere Beine. Damit geht ein Risiko für Krampfadern und Thrombosen einher. Ödeme können außerdem ein Symptom für schwerwiegende Organstörungen sein.
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Ursachen Nummer eins für schwere Beine: Veneninsuffizienz
Die meisten Menschen haben schon einmal wortwörtlich den „Kopf hängen lassen“ – zum Beispiel vom Sofa oder der Bettkante. Erinnern Sie sich, wie unangenehm sich der Druck bereits nach kurzer Zeit anfühlt? Viele bekommen einen roten Kopf und Spannungsgefühle. Wenn Sie sich an dieses Gefühl erinnern, bekommen Sie eine Vorstellung davon, was unsere Beine täglich stemmen, genauer gesagt: die Beinvenen. Denn durch sie fließt das Blut Richtung Herz. Hierbei unterstützen die Venenklappen den Blutfluss, indem sie ununterbrochen auf- und zuklappen. Schließen sie nicht mehr richtig, folgt das Blut der Schwerkraft und sackt nach unten. Ein zu großer Druck auf den Venen führt zu winzigen Entzündungen in der Mikrozirkulation. Hierdurch werden sie durchlässig für Flüssigkeit und es kommt zu Ödemen. Auch eine schwache Muskelpumpe begünstigt Veneninsuffizienz. Bei der Muskelpumpe handelt es sich um die biochemische Kraft der Wadenmuskeln bei Bewegung, die beim Bluttransport zum Herzen hilft. Meist sind dicke Beine im Sommer auf Venen- und Bindegewebeschwächen zurückzuführen.
Rund 90 Prozent der Erwachsenen haben kleinere oder größere Venenprobleme. Menschen in jedem Alter können betroffen sein. Wobei Frauen, Übergewichtige und überdurchschnittlich große Menschen häufiger unter schweren Beinen leiden. Schätzungen gehen davon aus, dass bereits jeder dritte Jugendliche Symptome einer Venenschwäche aufweist.
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Weitere Ursachen für dicke Beine im Sommer
Oft gilt: Sind beide Beine symmetrisch geschwollen, stecken häufig andere Ursachen hinter den Ödemen – zum Beispiel Störungen der Organe.
Herz
Durch Wassereinlagerung geschwollene Beine können auf eine Herzschwäche hinweisen. Treten sie mit Kurzatmigkeit zusammen auf, sollten Betroffene zügig einen Arzt kontaktieren.
Nieren und Leber
Wenn die Nieren nicht mehr richtig arbeiten, scheidet der Körper weniger Urin aus. Das Plus an Flüssigkeit lagert sich wiederum in Form von Ödemen im Körper an. Diese treten vor allem an den Beinen und Augenlidern auf. Auch eine Lebererkrankung kann geschwollene Beine verursachen.
Schilddrüsen-Störungen
Eine Schilddrüsenunterfunktion kann Ödeme verursachen. Meist zeigen diese sich im Gesicht, bevorzugt an den Lidern. Doch auch Schwellungen in den Beinen sind ein mögliches Symptom.
Verletzungen
Verletzungen wie ein Muskelfaserriss können Schwellungen in den Beinen verursachen, gehen jedoch meist mit Hämatomen und starken Schmerzen einher.
Lipödem
Als Lipödem bezeichnen Experten eine Fettverteilungsstörung im Körper. Oft sind die Beine dabei schmerzhaft geschwollen. Umgangssprachlich werden Lipödeme „Reiterhosen-Syndrom“ genannt.
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Lymphödem
Hierbei handelt es sich um Ödeme, die durch einen gestörten Abfluss der Lymphflüssigkeit entstehen.
Schwere Beine in der Schwangerschaft
Während einer Schwangerschaft leistet der Körper einer Frau Schwerstarbeit – auch die Venen. Denn die Schwangerschaftshormone führen – ähnlich wie hohe Temperaturen – zu einer Weitung der Venen. Hinzu kommt eine größere Menge zirkulierendes Blut sowie das ein oder andere Schwangerschaftskilo. All dies führt in Kombination dazu, dass schwangere Frauen häufig unter schweren Beinen leiden. Auch Krampfadern haben leicht(eres) Spiel.
Hitze und Flüssigkeitsmangel begünstigen schwere Beine
Hohe Temperaturen erweitern die Venengefäße – so kann der Körper sich besser an die Wärme anpassen. Der Nachteil: Der Blutfluss zurück zum Herzen wird erschwert. Zu wenig Wasser im Körper beeinträchtigt wiederum den Stoffwechsel und damit den Abtransport von Wasser aus den Beinen. Darum leiden an heißen Tagen mehr Menschen unter schweren Beinen als an kühlen.
Was tun bei schweren Beinen im Sommer?
Wer selten unter schweren Beinen leidet und es sich gut erklären kann – beispielsweise, weil er berufsbedingt viel steht – braucht bei leichten Beschwerden nicht sofort zum Arzt zu gehen. Sprechen Sie Ihren Hausarzt allerdings bei der nächsten Routineuntersuchung darauf an.
Doch wenn die Beschwerden das Wohlbefinden regelmäßig einschränken oder die Schwellungen wie aus dem Nichts auftauchen und länger als nur ein paar Stunden andauern, sollten Sie einen Termin beim Arzt vereinbaren. Dies gilt ebenfalls, wenn Druck mit einem Finger eine Delle in der Haut zurücklässt. Auch verfärbte Schwellungen oder dicke Beine, die sich wärmer oder kühler anfühlen als der Rest des Körpers, sollten einen Termin beim Arzt nach sich ziehen. Der erste Ansprechpartner für geschwollene Beine ist der Hausarzt. Sind die Ursachen auf eine Herz- oder Nierenerkrankung zurückzuführen, wird er an entsprechende Fachärzte überweisen. Handelt es sich jedoch um eine ausgeprägte Venenschwäche, kann der Besuch bei einem Phlebologen, einem Venenspezialisten, erforderlich sein.
8 Tipps gegen schwere Beine
Die folgenden Tipps sind vor allem bei Venenschwäche hilfreich, ersetzen aber keinen Arztbesuch:
#1 Flache Schuhe tragen
Um die Venen zu entlasten, sollten Sie die Blutzirkulation fördern. Am leichtesten fließt das Blut, wenn Sie flache und bequeme Schuhe tragen. Wer kann, geht barfuß – eine Wohltat für die Venen.
#2 Beine hochlagern
Wer die Beine auf einen Hocker legt oder auf dem Sofa ausstreckt, entlastet die Venen. Das Blut fließt leichter zum Herzen.
#3 Venengymnastik
Für Venengymnastik brauchen Sie kein Fitness-Studio, sondern können ganz einfach vom Bürostuhl aus loslegen. Spreizen Sie zwischendurch immer mal wieder die Zehen oder lassen die Füße kreisen. Im Stehen können Sie wippen, um die Venenpumpe anzuregen.
#4 Massagen
Auch Massagen können Ödeme in den Beinen mildern. Hierfür eignen sich beispielsweise Faszienrollen, die sanft Druck aufbauen und die Durchblutung anregen. Wichtig: Immer Richtung Herz massieren, also von unten nach oben, und nie mit zu viel Druck.
#5 Kaltes Wasser
Kneipp wusste, was müde Beine munter macht: kaltes Wasser! Es zieht die Gefäße zusammen, eingelagertes Wasser fließt ab. Wer keine Kneipp-Anlage um die Ecke hat, kann sich mit Wechselduschen behelfen. Dabei führen Sie den Wasserstrahl am besten von unten nach oben – Richtung Herz.
# 6 In Bewegung bleiben
Auch wenn die Beine müde wirken – Bewegung kann helfen. Hierzu zählen Radfahren in leichten Gängen, Spaziergänge, Wanderungen sowie Venenlieblingssportart Nummer eins: Schwimmen. Achtung: Bei Herz- oder Nierenproblemen kann Sport, auch Schwimmen, kontraindiziert sein.
#7 Tief ins Wasserglas schauen
Viel trinken tut gut – und ist im Sommer besonders wichtig. Denn es unterstützt den Stoffwechsel und hilft, den Flüssigkeitshaushalt in Balance zu halten. Trinken Sie darum zwei bis drei Liter Wasser pro Tag. Flüssigkeit verbessert die Blutzirkulation und wirkt somit schweren Beinen entgegen.
#8 Ernährung
Entwässernde Lebensmittel können den Körper dabei unterstützen, überschüssiges Wasser in den Beinen abzubauen. Hierzu zählen Früchte wie Ananas und Melonen, aber auch Spargel, Kartoffeln und Avocados. Entwässernde Tees wie Brennesseltee können ebenfalls helfen.
Das sollten Sie bei schweren Beinen vermeiden
Auch der ein oder andere Verzicht im Alltag kann maßgeblich dazu beitragen, die Venenleistung zu verbessern.
Beine übereinanderschlagen
Alles, was einschneidet oder den Blutfluss anderweitig erschwert, kann Ödeme in den Beinen begünstigen. Wer häufig die Beine übereinander schlägt, leidet zudem öfter an Besenreisern und Krampfadern.
Alkohol & Rauchen
Bereits nach dem ersten Schluck Alkohol erweitern sich die Gefäße, was zu Ödemen in den Unterschenkeln führen kann. Sowohl Alkohol als auch Nikotin wirken sich negativ auf den Stoffwechsel und damit auf die Balance im Wasserhaushalt aus.
Übergewicht
Mehr Kilos – mehr Druck auf den Venen. Wer zu viele Pfunde mit sich schleppt, belastet die Venen und erhöht so das Risiko für Ödeme in den Beinen.
Salz
Salz bindet Wasser – ein Zuviel an Salz kann darum Ödeme in den Beinen begünstigen. Viel Salz ist oft in Fertigprodukten und Fast Food enthalten.
Hilfsmittel gegen schwere Beine
Folgende Mittel können bei schweren Beinen Linderung bringen, wenn eine Venenschwäche die Ursache ist. Wer in ärztlicher Behandlung ist, sollte die Einnahme mit dem Arzt besprechen. Bei leichten Beschwerden können sie eine sinnvolle Ergänzung zu anderen Veränderungen im Alltag sein:
Rosskastanie
Rosskastanien enthalten Aescin, was müden Beinen doppelt entgegenwirkt: Es hilft beim Entwässern und dichtet die Venen ab. Rosskastanien sind nicht essbar, aber es gibt zahlreiche Produkte mit Rosskastanien-Extrakt in der Apotheke und in Drogerie-Märkten. Mindestens 100 mg Aescin sollten täglich eingenommen werden.
Mäusedorn
Der stechende Mäusedorn ist ein bis zu 90 cm hoch werdender immergrüner Halbstrauch, der zu den Spargelgewächsen zählt. Mäusedorn-Beeren enthalten Ruscogenine. Diese schützen Enzyme, die den Abbau der venösen Stützfaser Elastin begünstigen. Die Beeren selbst sind allerdings giftig – verwenden Sie nur entsprechende Präparate.
Rotes Weinlaub
Die Färberrebe gilt seit der Antike als Heilpflanze. Kein Wunder, hat sie doch einen besonderen hohen Anteil an Polyphenolen und Flavonoiden. Diese können vor Entzündungen schützen und die Venenwände stärken.
Schlucken statt Einreiben: Es gibt Präparate für die äußere Anwendung ebenso wie Dragees oder Tropfen zum Einnehmen. Allerdings ist nur bei der oralen Einnahme ein wissenschaftlicher Nachweis gegeben, dass die jeweiligen Extrakte bei schweren Beinen helfen.
Strümpfe, die schwere Beine stützen
Bewegung und stützende Strümpfe gehören zur Standard-Therapie bei Venenschwäche. Aber Strumpf ist nicht gleich Strumpf:
Was ist der Unterschied zwischen Stütz- und Kompressionsstrümpfen?
Stützstrümpfe und Kompressionsstrümpfe arbeiten nach dem gleichen Prinzip: Sie üben einen konstanten Druck auf die Wade aus und unterstützen so das Zurückfließen des Blutes zum Herzen. So beugen sie Ödemen vor. Während Stützstrümpfe für wenige Euros in jedem Drogeriemarkt erhältlich sind, handelt es sich bei Kompressionsstrümpfen um ein vom Arzt verschriebenes medizinisches Produkt.
Stützstrümpfe
Sind frei verkäuflich und vor allem bei leichten Venen- und Bindegewebsschwächen eine sinnvolle Investition. Menschen, die viel stehen oder eine lange Flugreise oder Autofahrt vor sich haben, können mit Stützstrümpfen schweren Beinen vorbeugen.
Medizinische Kompressionsstrümpfe
Hausärzte oder Phlebologen verschreiben Kompressionsstrümpfe, wenn die Gefahr einer Thrombose besteht oder aus medizinischer Sicht eine dauerhafte Kompression der Beine erforderlich ist. Medizinische Kompressionsstrümpfe gibt es in vier verschiedenen Kompressionsklassen, die unterschiedlich starken Druck ausüben. Das Anziehen erfordert etwas Kraft und Genauigkeit – sie sind enger als Stützstrümpfe.
Schritt für Schritt leichter
Wer starke oder länger andauernde Beschwerden hat, sollte bei schweren Beinen einen Arzt aufsuchen. Doch die Mehrzahl der Betroffenen kann schon mit kleinen Veränderungen im Alltag beschwingter durch den Sommer gehen. Denn wer die Venen aktiv unterstützt, gibt ihnen ausreichend Kraft, um wieder in Balance zu kommen.