Aufgrund der Corona-Pandemie arbeiten aktuell so viele Menschen im Homeoffice wie nie zuvor. Eine Situation, die sich in absehbarer Zeit kaum ändern wird. Während manchen Dienstnehmern das Arbeiten von zu Hause aus nicht fremd ist, ist es für andere völliges Neuland. Nicht weiter verwunderlich also, dass sich trotz aller Vorteile, die Homeoffice zu bieten hat, auch einige Stolpersteine auftun. Besonders schwer fallen die Abgrenzung zwischen Arbeit und Privatleben sowie das Abschalten nach Feierabend. Doch es gibt Möglichkeiten, hier bewusst entgegenzusteuern.
Homeoffice: Willkommen in der neuen Normalität!
Für manche Arbeitnehmer ist es nichts Neues, andere hat die Pandemie dahingehend ins sprichwörtliche kalte Wasser geworfen – die Rede ist von Homeoffice. So haben wir es nicht zuletzt dem Virus zu verdanken, dass das Arbeiten von zu Hause plötzlich vielerorts salonfähig ist. Dass das nicht ohne den einen oder anderen Stolperstein vonstatten geht, scheint da nachvollziehbar. Vor allem vor dem Hintergrund, dass das emsige Schaffen in den eigenen vier Wänden kein Einzelschicksal darstellt. Somit werden im trauten Heim, je nach Familiengröße, aktuell Videokonferenzen im Solo, Duett oder Chor abgehalten, der Nachwuchs braucht – Homeschooling sei Dank – ganz dringend etwas ausgedruckt, der Hund möchte raus und zwischendrin klingelt der Postbote. Kurz gesagt: Willkommen in der neuen Normalität!
Das Verschwimmen von Berufs- und Privatleben ist für viele Menschen ungewohnt. Abgrenzung fällt da nicht immer leicht, vor allem, wenn keine Erfahrungswerte vorhanden sind. Dabei kann Homeoffice eine absolute Bereicherung sein, wenn man es versteht, Vorteile für sich zu nutzen und Nachteile geschickt auszugleichen.
Von Freud …
Wer seine Arbeit zumindest teilweise von daheim aus erledigen kann, darf sich glücklich schätzen. Immerhin ist Homeoffice mit einer ganzen Reihe von Vorteilen verbunden, die deutlich zur Arbeitszufriedenheit beitragen können.
Dass die Wegzeit entfällt, wird besonders gerne ins Treffen geführt. Kein Wunder, wer stürzt sich schon gerne in den Berufsverkehr oder vergeudet wertvolle Lebenszeit damit, im Stau zu stecken oder sich in die überfüllte Bahn zu quetschen… Zeichnet sich der Arbeitsweg dadurch aus, lediglich vom Bett zum Küchen- oder Schreibtisch zu schlurfen, spart das zweifelsohne Zeit, Geld und Nerven. Auf diese Weise startet man nicht nur um einiges entspannter in den Arbeitstag, man kann selbigen auch besser an den eigenen Biorhythmus anpassen.
Generell sind Konzentration und Produktivität Schlagworte, die häufig fallen, wenn es um die Vorzüge von Homeoffice geht. So lenkt gerade die rege Betriebsamkeit, wie sie in größeren Firmen herrscht, leicht ab. Arbeitet man für sich alleine in vertrauter Umgebung, sind Störfaktoren automatisch reduziert, die Produktivität steigt. Ein gewisses Maß an Flexibilität, was etwa Zeiteinteilung, Arbeitsplatzgestaltung oder auch die Wahl der Arbeitskleidung angeht, wirkt hier ebenfalls förderlich. Wer sich wohlfühlt und nach seinem eigenen Rhythmus arbeiten kann, ist eben in besonderem Maße motiviert und produktiv.
Einen wesentlichen Vorteil von Homeoffice sehen viele Arbeitnehmer in der Vereinbarkeit von Familie und Beruf beziehungsweise der Gestaltung ihrer ganz persönlichen Work-Life-Balance. Gemeinsame Mahlzeiten, Unterstützung des Nachwuchses bei den Hausaufgaben, eine rasche Yoga-Einheit oder eine kurze Auszeit im Garten in der Mittagspause – Homeoffice macht es möglich!
… und Leid im Homeoffice
Bei all diesen Vorteilen möchte man am liebsten unter den Teppich kehren, dass Homeoffice nicht nur Chancen, sondern ebenso Risiken birgt. Dabei sind es gerade die Vorzüge, die sich rasch ins Gegenteil verkehren, wenn man nicht bewusst gegensteuert. Dass die Betriebsamkeit im Büro nicht ablenkt, ist nämlich spätestens dann kein Vorteil mehr, wenn das stattdessen Partner, Kinder, unerledigte Hausarbeit oder der spontane Besuch der Nachbarin übernehmen. Tatsächlich – und das unterschätzen viele Arbeitnehmer – benötigt das Arbeiten von zu Hause aus nämlich ein besonderes Maß an Abgrenzung und Selbstdisziplin, um sich voll und ganz auf die zu erledigende Tätigkeit fokussieren zu können.
Auch die Vereinbarkeit von Berufs- und Familienleben wird zur Zerreißprobe, sobald das Berufliche das Private überschwemmt. Wenn virtuelle Meetings dauerhaft ins heimische Wohnzimmer verlegt werden, fällt die Grenzziehung zwischen beruflich und privat nicht immer ganz so leicht. Nicht zuletzt ist es die ständige Erreichbarkeit, die das Abschalten nach dem Arbeitstag oftmals schlichtweg verunmöglicht. Denn jede Mail und jeder Anruf, die nach Dienstende noch rasch beantwortet werden, tragen dazu bei, dass sich ein Gefühl von Feierabend gar nicht erst einstellen mag.
Weitere Stolpersteine ergeben sich aus der Natur der Sache: So erschwert der räumliche Schnitt zwischen Kollegen nicht nur die Teambildung, auch Kommunikation findet mitunter nur schleppend statt. Hier bedarf es in vielen Fällen etwas Übung.
Ebenso ist daheim der Zugang zu relevanten Arbeitsmaterialien oftmals nicht so vorhanden, wie das vor Ort der Fall ist. Nicht zuletzt müssen im trauten Heim gewisse Voraussetzungen gegeben sein – allen voran ein entsprechend ausgestatteter Arbeitsplatz – um reibungsloses Homeoffice überhaupt möglich zu machen.
Homeoffice: Vorteile im Überblick
- Wegzeiten entfallen
- Tag kann stressfreier begonnen beziehungsweise gestaltet werden
- Möglichkeit, nach individuellem Biorhythmus zu arbeiten
- Keine Ablenkung durch Betriebsamkeit im Büro → gesteigerte Konzentration
- Bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie
- Work-Life-Balance kann gesteigert werden
- Größere Flexibilität möglich (Arbeitszeiten/freie Zeiteinteilung, anderweitige Termine, Pausen, Arbeitskleidung, Arbeitsplatzgestaltung,…)
- In vielen Fällen Motivationssteigerung und erhöhte Produktivität möglich
Homeoffice: Nachteile im Überblick
- Gefahr der Ablenkung (Familie, Haushalt,…)
- Voraussetzungen müssen gegeben sein (Platzangebot, Technik,…)
- Trennung von Berufs- und Privatleben fällt schwer
- Vermehrte Abgrenzung ist notwendig
- Einbußen in der Teambildung
- Erschwerte Kommunikation (Informationsfluss verlangsamt,…)
- Gefühl der Abgeschiedenheit/Vereinsamung („aus den Augen, aus dem Sinn“)
- Zugang zu Unterlagen oder sonstigen Arbeitsmaterialien mitunter erschwert
Work-Life-Balance: Wo sind denn nur die Grenzen hin?
Die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben durch Homeoffice wirkt sich bei vielen Arbeitnehmern positiv auf die Work-Life-Balance aus. Schwierig wird es allerdings, wenn Grenzen verschwimmen und nach Feierabend nicht mehr abgeschaltet werden kann.
Ist die Arbeit nach Dienstschluss stetig präsent, kommen Arbeitnehmer schwer zur Ruhe. Folgend bleibt Entspannung aus, Dauerstress droht. Vor allem die Digitalisierung trägt maßgeblich dazu bei, dass die Grenzziehung zwischen Arbeit und Freizeit leidet. Wenn abends oder am Wochenende regelmäßig berufliche Mails beantwortet oder Anrufe entgegengenommen werden, entfacht das rasch einen Teufelskreis. So richtig abzuschalten, fällt dann immer schwerer. Das Risiko für Unzufriedenheit, Überarbeitung sowie chronischen Stress steigt an.
Zudem fehlen im Homeoffice deutliche Übergänge zum Feierabend, wie etwa das konkrete Verlassen der Büroräumlichkeiten oder die Heimfahrt selbst – auch wenn der Weg nach Hause oftmals so manchen Nerv kostet, hilft er vielen dabei etwas Distanz zwischen Berufliches und Privates zu bringen. Dass Arbeits- und Privatbereich eng miteinander verwoben sind, macht stetige Grenzziehung notwendig. Die Kunst ist es, einerseits ohne Ablenkung von außen (Haushalt, Familienmitglieder,…) möglichst effektiv zu arbeiten, den Job andererseits nicht in den Feierabend mitzunehmen. Ist kein eigener Rückzugsort vorhanden, sondern wird die Arbeit tatsächlich vom Esstisch oder der Couch aus erledigt, fällt das gemeinhin noch schwerer.
Teleworking: Wie ist das eigentlich mit der Produktivität?
Arbeitet man von zu Hause aus, nimmt man es mit dem Feierabend nicht immer so genau. Das hat zur Folge, dass die vereinbarte Arbeitszeit häufig überschritten wird. Doch wie verhält es sich mit der Produktivität im Homeoffice? Wenn Angestellte daheim im Schnitt etwas länger arbeiten, ist dann auch der Arbeitsertrag ein höherer?
Hier scheiden sich die Geister. Erste Umfragen im deutschsprachigen Raum deuten darauf hin, dass Arbeitnehmer und Arbeitgeber die Qualität der Arbeitsleistung unterschiedlich bewerten. Während der überwiegende Teil Angestellter davon überzeugt ist, im Homeoffice durchaus sehr produktiv zu arbeiten, stellen Arbeitgeber tendenziell eher gleichbleibende oder leicht sinkende Produktivität fest. Entsprechend valide Studienergebnisse liegen aber (noch) nicht vor. Es darf allerdings angenommen werden, dass die Produktivität im Homeoffice von verschiedenen Faktoren abhängt – allen voran davon, wie gut es möglich ist, Störfaktoren auszublenden und die Kommunikation mit Kollegen aufrecht zu erhalten.
Macht Homeoffice einsam?
Das Bild vom vereinsamten Angestellten im Homeoffice ist omnipräsent. In zerlöcherten Jogginghosen sitzt er auf der Couch, den Laptop auf dem Schoß balancierend, fernab von jeglichem zwischenmenschlichen Kontakt. Zweifelsohne eine übertriebene Darstellung, die ihren Kern jedoch in der Lebensrealität vieler hat: Singlehaushalte sind auf dem Vormarsch und die Digitalisierung schreitet zusehends voran. Wenn man hier nicht gegensteuert, kann das dauerhafte Arbeiten von daheim aus auf lange Sicht tatsächlich einsam machen.
Umso wichtiger ist es, Arbeits- und Freizeit entsprechend zu trennen und nach Feierabend auf vermehrte Aktivität und zwischenmenschliche Interaktion zu setzen. Der regelmäßige Kontakt zu Freunden und Familie, aber auch Ehrenamt, Kurse oder Vereinstätigkeit gleichen gut aus. Zudem muss die Arbeit im Homeoffice nicht zwingend im Alleingang bewältigt werden. Vernetzung und regelmäßiger Austausch mit Kollegen – ob per Telefon, Videokonferenz oder im persönlichen Meeting – vertreiben nicht nur die Einsamkeit, sondern wirken sich auch positiv auf Kommunikation und Betriebsklima aus.
So klappt die Umstellung auf Homeoffice
Damit Homeoffice zur Bereicherung wird, ist es wichtig, Vorteile für sich zu nutzen und Nachteile gut auszugleichen. So kann man einiges dazu beitragen, motiviert und produktiv zu arbeiten und gleichzeitig die Work-Life-Balance im Gleichgewicht zu halten. Konkrete Tipps dürfen da abschließend nicht fehlen:
Die richtige Arbeitsatmosphäre schaffen
Um im Homeoffice motiviert und produktiv arbeiten zu können, ist die entsprechende Arbeitsatmosphäre wesentlich. Hier gilt es, verschiedene Kriterien zu berücksichtigen, je nach Platzangebot und Möglichkeiten.
Wesentlich ist es, dass man sich wohlfühlt und alle Arbeitsmaterialien griffbereit hat. Dass Ablenkung möglichst minimiert werden sollte, versteht sich von selbst. Ein separater Arbeitsraum oder eine nett eingerichtete Arbeitsecke sind da natürlich ideal. Für viele sieht die Realität jedoch anders aus – Küchen- oder Couchtisch müssen als Arbeitsplatz herhalten. Hier ist es wichtig, Gegenstände, die nicht für die Arbeit benötigt werden (Zeitschriften, Geschirr, etc.), im Vorfeld wegzuräumen. Nach Feierabend wendet sich das Blatt und das Arbeitsequipment darf bis zum nächsten Einsatz in der Versenkung verschwinden. Das ist auch im Sinne der Abgrenzung empfehlenswert. Gute Beleuchtung und eine halbwegs rückenschonende Sitzgelegenheit sind im Homeoffice übrigens Gold wert.
Wo auch immer man seine Zelte aufschlägt, wichtig ist auch, dass der Homeoffice-Arbeitsplatz von allen Haushaltsangehörigen als solcher akzeptiert wird. Gerade Kindern gegenüber muss das klar kommuniziert werden. Damit es auch darüber hinaus nicht zu unerwarteten Unterbrechungen kommt, dürfen bei Bedarf natürlich auch Türglocke oder Privattelefon deaktiviert werden.
Homeoffice benötigt Struktur
Wenn Motivation und Produktivität im Homeoffice sinken, hat das nicht selten mit fehlender Struktur zu tun. Strukturen geben uns Halt und Sicherheit. Auf diese Weise tragen sie maßgeblich dazu bei, uns gut durch den Tag zu führen – gerade beim Arbeiten von zu Hause aus ist das ein echter Pluspunkt.
Auch wenn man das Haus nicht verlässt, ist es sinnvoll, den Tag zu einer geregelten Uhrzeit und mit einem reichhaltigen Frühstück zu beginnen, die Dusche nicht ausfallen zu lassen und sich in alltagstaugliche Kleidung zu werfen. Das garantiert einen guten Start in einen produktiven Arbeitstag.
Das Einhalten von Arbeitszeiten ist keinesfalls Routine, sondern benötigt Struktur. Gerade im Homeoffice neigen Arbeitnehmer dazu, Pausen konsequent ausfallen zu lassen. Das drosselt die Leistungsfähigkeit allerdings enorm. Regelmäßige Arbeitsunterbrechungen, um zu trinken, sich die Beine zu vertreten und die beanspruchten Gehirnzellen auszulüften, ist beim Arbeiten von daheim aus ebenso wichtig wie im Büro. Darüber hinaus ist es wesentlich, das reguläre Arbeitsende im Blick zu haben und auch wirklich rechtzeitig in den Feierabend zu starten.
Die richtige Work-Life-Balance im Homeoffice
Dass die Grenzen zwischen Beruflichem und Privatem verschwimmen, sorgt gerade im Homeoffice für Frustration. Wenn der Job Einzug in die Wohnräumlichkeiten hält, fällt Abgrenzung schwer. Dabei ist gerade diese wesentlich für eine gute Work-Life-Balance.
Hier ist es ratsam, bewusst gegenzusteuern. Private Termine und Verpflichtungen (Handwerker, Haushalt,…) sind im Homeoffice unbedingt zu vermeiden. Ebenso sollte penibel darauf geachtet werden, die Arbeit nicht in den Feierabend mitzunehmen. Das Ausschalten des Diensthandys ist da ein wesentlicher Schritt. Berufliche Mails müssen keinesfalls außerhalb der Dienstzeit abgerufen werden und die App für berufliche E-Mails hat auf dem privaten Handy nichts zu suchen. Gerade im Homeoffice ist es wichtig, Kollegen gegenüber individuelle Erreichbarkeitszeiten zu kommunizieren. Das sorgt für Klarheit und nimmt den Druck der ständigen Erreichbarkeit.
Nachdem im Homeoffice konkrete Übergänge zwischen Arbeit und Freizeit nur spärlich vorhanden sind, ist es sinnvoll, hier mit konkreten Ritualen anzusetzen. So können etwa eine geführte Meditation, entspannende Yoga-Einheit oder der Spaziergang durch den Wald stimmungsvoll den Feierabend einläuten.
Homeoffice: Planung ist alles
Im Homeoffice ist Planung ganz besonders wichtig. Immerhin ist man stark auf sich selbst zurückgeworfen und Regulation von außen ist kaum gegeben. Hier verhilft eine gute Organisation zu mehr Struktur und einem entsprechenden Workload. Sinnvoll sind gut erprobte Klassiker wie To-do-Listen und entsprechende Prioritätensetzung. Das individuelle Pensum behält man so gut im Blick. Delegieren ist übrigens auch beim Arbeiten von zu Hause aus erlaubt!
Homeoffice: kein Schauplatz für Einzelkämpfer
Wer denkt, Homeoffice ist langfristig nur für Einzelkämpfer geeignet, irrt. Tatsächlich bietet auch das vermehrte Arbeiten von zu Hause aus Möglichkeiten, mit Arbeitskollegen in regem Austausch zu bleiben. Gute Teamkultur zeichnet sich nicht zwingend dadurch aus, dass man tagein, tagaus gemeinsam im Büro zubringt. Kommunikation und Vernetzung finden Wege, sei es virtuell oder real. Hier können regelmäßige Video- oder Telefonmeetings dazu beitragen die gemeinsame Zeit besonders effektiv zu nutzen. Wichtig ist hier, auch selbst aktiv zu werden, sich auf innovative Möglichkeiten einzulassen und für ein gewisses Maß an Transparenz zu sorgen.