Schadstoffe in Textilien

Pestizidrückstände bei KleiderproduktionSchadstoffe in Textilien: Wie sauber ist unsere Kleidung?

Farbenfroh, knitterfrei und samtweich auf der Haut – so lieben wir unsere Kleidung. Die Kehrseite der Medaille ist uns oftmals gar nicht bewusst. Dass nämlich Schadstoffe Textilien belasten und das nicht zu knapp. Grund dafür sind die oftmals fragwürdigen Produktionsbedingungen im Ausland. Chemikalien in der Kleidung wirken sich nachhaltig negativ auf Mensch, Tier und Umwelt aus. Doch es gibt Alternativen. In unserem Artikel erfahren Sie welche Auswirkungen Schadstoffe in der Textilproduktion haben und worauf Sie beim Kauf achten können. 

Giftstoffe in Textilien sind eher die Regel als die Ausnahme

Unsere Kleidung muss ganz schön vielen Anforderungen genügen. Bunt muss sie sein, weich, die Farben sollen möglichst lange frisch wirken und gegen Wind und Wetter muss sie natürlich ebenso schützen. Und nicht zuletzt ist es vielen Konsumenten wichtig, dass Textilien nicht die Welt kosten. Schließlich soll die Garderobe im Handumdrehen den aktuellen Trends angepasst werden können. Fast Fashion lautet die Devise!

Dass man sich damit nicht unbedingt einen Gefallen tut, ist vielen Käufern gar nicht bewusst. Der Löwenanteil unserer Kleidung wird (billig) im Ausland produziert. Um den Anforderungen gerecht zu werden, kommt Chemie zum Einsatz und das nicht zu knapp. In einem Ausmaß nämlich, das die gültigen Produktionsrichtlinien innerhalb der EU deutlich übersteigt.

Über Giftstoffe in Kleidung, die in China oder Bangladesch hergestellt wird, sind sich die meisten Konsumenten nicht im Klaren. Und das hat einen simplen Grund: Am Etikett müssen lediglich die verarbeiteten Fasern (Naturfaser oder synthetische Faser) angegeben werden, verwendete Chemikalien weist man also nicht aus. Somit ist uns die Fülle an Giftstoffen in Textilien oftmals überhaupt nicht bewusst. Die Auswirkung auf Mensch, Tier und Umwelt allerdings ist verheerend.    

Giftstoffe in Kleidung: Warum werden Chemikalien eingesetzt?

Um Kleidung mit möglichst vielen „positiven“ Eigenschaften auszustatten, verwenden Produzenten im Ausland Chemie. Textilien, die nach dem Import unsere Läden bevölkern, sind im Endeffekt dermaßen stark mit Schadstoffen belastet, dass sie sogar unsere Gesundheit gefährden können.

Um folgende Eigenschaften zu gewährleisten, kommen Chemikalien in Textilien zum Einsatz:

    • kräftige Farben/Lichtechtheit
    • weiche Qualität
    • Feuerbeständigkeit
    • Vermeidung von Geruchsbildung durch Schweiß
    • wasser- und schmutzabweisende Eigenschaften
    • Knitterfreiheit

Außerdem sorgen Chemikalien in Kleidung dafür, dass es auf den langen Transportwegen zu keinem Schädlingsbefall kommt. Besonders schadstoffbelastet sind Schuhe, Outdoorbekleidung, bügelfreie Oberbekleidung sowie stark eingefärbte und bedruckte Textilien.

Giftstoffe in Textilien: Ist das überhaupt erlaubt?

Viele Konsumenten wiegen sich bezüglich Schadstoffen in Textilien in trügerischer Sicherheit. Schließlich müssen in der Bekleidungsindustrie doch Mindeststandards eingehalten werden, oder etwa nicht? Nun, das ist zwar richtig, betrifft aber nur jene Kleidungsstücke, die innerhalb der EU produziert werden. Für die Produktion außerhalb gelten die dortigen Standards. Und nachdem gut 90 % der Produktion unserer Textilien mittlerweile im kostengünstigen Ausland stattfindet, erklärt sich die bedenkliche Menge von Giftstoffen in unserer Kleidung von selbst.

Chemikalien in Kleidung: Das sind die Übeltäter

Um oben genannte Textileigenschaften zu gewährleisten, kommen hauptsächlich folgende Chemikalien zum Einsatz:

    • Weichmacher (Phthalate)
    • Farbstoffe (vor allem bedenklich: Azofarbstoffe)
    • Flammschutzmittel (Bromierte Flammschutzmittel/BFR)
    • zinnorganische Verbindungen (v.a. Tributylzinn/TBT, um Geruchsbildung zu vermeiden)
    • Tenside (v.a. perfluorierte Tenside/PFC, um Textilien wasser- und schmutzabweisend zu machen)
    • Aldehyde (v.a. Formaldehyd, um Textilien knitterfrei zu machen)
    • polychlorierte Phenoxyphenole (v.a. Tricolsan, um Textilien vor Bakterien und Pilzen zu schützen)
    • Schwermetalle (bspw. Blei/Cadmium/Quecksilber finden sich in Farbstoffen, Reißverschlüssen, Druckknöpfen oder Gürtelschnallen)

Schadstoffe: Textilien als Risiko für Umwelt und Gesundheit

Dass ein derartiger Einsatz von Chemikalien nicht ohne Auswirkung bleibt, liegt auf der Hand. Sowohl in den Produktionsländern (v.a. China, Bangladesch, Indien, Indonesien oder Pakistan) selbst, als auch in den Exportländern, tragen Giftstoffe in Kleidung dazu bei, dass Mensch, Tier und Umwelt Schaden nehmen.
Das geschieht in ganz unterschiedlicher Weise:

  • In den Fabriken der Produktionsländer herrschen menschenunwürdige Arbeitsbedingungen. (Niedriglöhne, 70- bis 80-Stunden-Wochen, unbezahlte Überstunden etc.)
  • Durch das Hantieren mit den Chemikalien (häufig ohne entsprechende Schutzkleidung) kommt es zu massiver gesundheitlicher Gefährdung der Fabrikarbeiter.
  • Mit Giftstoffen durchsetztes Abwasser der Fabriken gelangt in die Flüsse. Die Folge sind verunreinigtes Trinkwasser sowie Tier- und Vegetationssterben. Die Umwelt ist auf Dauer massiv geschädigt.
  • Durch das Waschen von belasteten Textilien gelangen auch in unseren Breiten Schadstoffe in die Kanalisation, wo sie von Kläranlagen nicht immer ausreichend gefiltert werden können.
  • Beim Endverbraucher können Schadstoffe in Kleidung Allergien sowie Hautausschläge hervorrufen.

Einige der häufig verwendeten Chemikalien in Textilien stehen sogar im dringenden Verdacht krebserregend beziehungsweise hormonell zu wirken (bis hin zur Unfruchtbarkeit). Auch ein negativer Einfluss auf Immun- und Nervensystem ist gegeben.

Fast Fashion vs. Slow Fashion

Medial verbreitete Missstände in Bezug auf Billigproduktion in der Textilindustrie bewegen kritische Konsumenten zum Umdenken. So hat sich mittlerweile in Abgrenzung zum Begriff Fast Fashion jener der Slow Fashion etabliert.

Während Fast Fashion eben jenes Geschäftsmodell meint, bei dem in rascher Abfolge Kollektionen wechseln, und das auf Kosten von Arbeits- und Produktionsbedingungen, zielt Slow Fashion demgegenüber auf einen bewussten Umgang mit Modegütern ab. Nachhaltigkeit, Entschleunigung und Bewusstsein sind hier die Schlüsselbegriffe. Es geht darum, unwürdige Produktionsbedingungen nicht aktiv zu unterstützen und ein Verantwortungsgefühl gegenüber Mensch, Tier und Umwelt zu entwickeln. Nicht zuletzt gilt es auch, das eigene Konsumverhalten kritisch zu hinterfragen.

Auf diese Weise macht Slow Fashion nicht nur nachhaltige Mode und Öko Kleidung (wieder) salonfähig, sie zeigt auch einfache Möglichkeiten auf, bewusster mit Modegütern umzugehen. Beispielsweise durch Kleidertausch, Kleiderverleih oder Second-Hand statt „Wegwerfmode“. Besonders Geschickte setzen auf Upcycling, bei dem alte Bekleidung als Material für neue individuelle Stücke dient. Auch beliebt: Pimp-up! Dabei wird ausgediente Kleidung durch wenige Handgriffe aufgemotzt.

Chemikalien in Kleidung: nachhaltige Mode als Alternative

Für viele kritische Konsumenten ist Slow Fashion eng verbunden mit ökologischer Mode. Nachhaltige Kleidung stellt einen gangbaren Weg dar, Fast Fashion (und damit Wegwerfkleidung) den Rücken zu kehren.
Was eine solche ökologische Mode auszeichnet? Sowohl die verwendeten Materialien, als auch die Produktion selbst genügen ökologischen und sozialen Standards. So werden nicht nur weniger Ressourcen (zum Beispiel Wasser oder Energie) verschwendet und der Einsatz von Chemikalien vermieden, auch auf menschenwürdige Arbeitsbedingungen legt man Wert. Im Klartext bedeutet das: angemessene Arbeitszeiten und Löhne, Abschaffung von Kinderarbeit sowie entsprechender Arbeitsschutz.

Dass Bio-Mode gegenüber Billigmode von der Stange etwas teurer ist, mag stimmen. Dabei muss allerdings bedacht werden, dass solche Produkte in der Regel eine längere Haltbarkeit aufweisen. Nachhaltige Kleidung kann demnach länger getragen werden, was dem Prinzip der Slow Fashion entspricht.

Faire Mode: Welchen Siegeln kann man vertrauen?

Hat man sich entschieden, auf nachhaltige Mode zu setzen, ist es gar nicht so einfach, sich bei der Fülle an Gütesiegeln zurechtzufinden. Welche Kleidung ist nun wirklich fair und bio? Welchen Siegeln kann man vertrauen? Wichtig in diesem Zusammenhang: Es gibt in der Modebranche keine universell gültige Zertifizierung, vielmehr existieren mehrere verschiedene Siegel nebeneinander. Wir möchten Ihnen folgende Siegel vorstellen:

Global Organic Textile Standard (GOTS) Hier laufen neben dem ökologischen Anbau der genutzten Rohstoffe auch die folgenden Produktionsschritte sauber ab. Eine möglichst geringe Schadstoffbelastung ist gewährleistet. Zudem werden soziale Standards (Arbeitsbedingungen etc.) eingehalten.
Weitere Informationen zu Global Organic Textile Standard (GOTS)
OEKO-TEX Standard 100 Siegel Dieses weitverbreitete Siegel lässt zwar Rückschlüsse auf eine geprüfte Qualität in Bezug auf Schadstoffe zu, über Produktionsbedingungen sowie soziale Standards sagt es allerdings nichts aus.
Weitere Informationen zu OEKO-TEX Standard 100 Siegel
MADE IN GREEN Siegel (by OEKO-TEX) Dieses Siegel garantiert umweltfreundliche Produktionsbedingungen, faire Arbeitsbedingungen sowie schadstoffgeprüfte Materialien.
Weitere Informationen zum MADE IN GREEN Siegel
Fairtrade Certified Cotton Das Fairtrade-Siegel ist eine soziale Zertifizierung. Man kann also davon ausgehen, dass unter fairen Arbeitsbedingungen produziert wurde. In Bezug auf Produktionsbedingungen und Schadstoffbelastung sagt es allerdings wenig aus.
Weitere Informationen zu Fairtrade Certified Cotton