Blepharitis: Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten

Wenn der Lidrand juckt und brennt, kann dahinter eine Blepharitis stecken – eine der häufigsten Augenerkrankungen. Es gibt verschiedene Ursachen und Formen der Erkrankung, die wir im Folgenden vorstellen.

Was ist eine Blepharitis?

Experten bezeichnen eine Entzündung des Lidrands als „Blepharitis“. Dabei handelt es sich um mehr als entzündete Haut – schauen wir genauer hin: Der Lidrand ist nicht einfach nur ein „Rand“, sondern Sitz von rund hundert Drüsen, den Meibom-Drüsen. Diese Drüsen produzieren Fette, die sich mit der Tränenflüssigkeit vermischen. Die hieraus entstehende Lipidschicht hält den Tränenfilm auf dem Auge stabil. Kommt es also rund um die Meibom-Drüsen zu Problemen, hat dies weitreichende Folgen. Eine Entzündung des Lidrands steht in engem Zusammenhang mit den Meibom-Drüsen und kann auch das Auge selbst stören. Obwohl die Erkrankung durch Viren oder Bakterien ausgelöst werden kann, ist eine Blepharitis nicht ansteckend.

Blepharitis-Symptome

Die Symptome einer Blepharitis können sehr unterschiedlich sein. Manche Betroffenen leiden lediglich unter leicht geröteten Augen und die Beschwerden verschwinden nach kurzer Zeit von selbst. Doch zu den häufigsten Symptomen einer Blepharitis gehören:

  • Jucken und Brennen am Lidrand
  • Rötungen am Lidrand
  • tränende Augen, Lichtempfindlichkeit
  • trockene Augen
  • Fremdkörpergefühl im Auge
  • verklebte Wimpern nach dem Aufwachen.

Bilden die Meibom-Drüsen zu wenig öliges Sekret, kann sich dies in leicht schaumigen Tränen zeigen. Ist das Sekret zu dickflüssig, wandert es in das umliegende Gewebe: Ein Hagelkorn entsteht. Dabei handelt es sich um eine nicht schmerzhafte, eng begrenzte Schwellung des Augenlids.

Bei manchen Formen der Blepharitis kommt es zusätzlich zu folgenden Symptomen oder Komplikationen:

  • Verfärbungen/Ausfall der Wimpern
  • mit Eiter gefüllte Pusteln an der Wimpernbasis
  • später: die Pusteln werden zu Geschwüren
  • Krustenbildung
  • Gerstenkörner: schmerzhafte, gerötete Schwellungen am Augenlid
  • Bindehautentzündungen.

Bleibt eine chronische Blepharitis längere Zeit unbehandelt, können sich Lidrandfehlstellungen wie Ektropium und Entropium bilden.

Unterschiedliche Formen der Blepharitis

Experten unterscheiden verschiedene Formen der Blepharitis. So kann eine Lidrandentzündung akut oder chronisch sein. Beide Formen können mit oder ohne Abszesse verlaufen. Bei einer Lidrandentzündung mit Abszess sprechen Experten aufgrund der lateinischen Bezeichnung „ulcus“ für „Geschwür“ von einer „Blepharitis ulcerosa“ oder einer „ulzerierenden Lidrandentzündung“. Eine schuppende Lidrandentzündung ist eine „Blepharitis squamosa“.

Ursachen für eine Lidrandentzündung

Lidrandentzündungen können durch äußere Einflüsse wie Rauch, Staub, Allergien sowie Viren (Herpes-simplex-Viren) und Bakterien (Staphylokokken) verursacht werden. Außerdem kann eine Veranlagung zu Lidrandentzündungen bestehen. Schuppende Lidrandentzündungen gehen oft zurück auf Fehlfunktionen der Meibom-Drüsen sowie schuppende Hautentzündungen wie die seborrhoische Dermatitis. In seltenen Fällen sind Parasiten wie Milben oder Läuse Ursache für eine Blepharitis. Demodex-Milben leben bei vielen Betroffenen – aber auch bei Nicht-Betroffenen – im Ansatz der Wimpern. Trotz kontrovers diskutiertem Zusammenhang zwischen Lidrandentzündungen und Demodex-Milben ist für die meisten Betroffenen klar, dass sie die kleinen Krabbler loswerden möchten.

Blepharitis: Risikogruppen

Häufig betroffen sind Personen, die unter einer erhöhten Talgproduktion der Haut leiden, einer sogenannten Seborrhoe. Zur Risikogruppe für Lidrandentzündungen zählen darum Menschen mit Akne, aber auch Personen, die gerade hormonelle Veränderungen, beispielsweise die Pubertät, erleben. Ebenfalls häufiger an einer Blepharitis erkranken Raucher oder Menschen, die viel Staub und Rauch ausgesetzt sind. Einige Krankheiten erhöhen die Wahrscheinlichkeit für eine Lidrandentzündung.

Dazu zählen:

  • Rosazea
  • Gicht
  • Neurodermitis
  • Schilddrüsenerkrankungen
  • Diabetes
  • Herpes-simplex
  • Rheuma.

Neben Erkrankung und Veranlagung kann eine falsche Augenhygiene die Entstehung einer Blepharitis begünstigen. Wer zu Lidrandentzündungen neigt, sollte bei der Anwendung von Kosmetik darauf achten, die Haut abends gründlich zu reinigen. Das Verzichten auf den Lidstrich kann eine Heilung fördern. In seltenen Fällen ist eine Allergie gegen Kosmetika Ursache für die Lidrandentzündung. Typisch hierfür ist, dass das gesamte Lid anschwillt (Lidödem).

Achtung: Auch wenn Infektionen selten eine chronische Lidrandentzündung verursachen, können sich durch die Entzündung sekundäre Infektionen durch Bakterien am Lidrand entwickeln. So können mehrere Faktoren bei Beschwerden am Lidrand zusammenspielen.

Blepharitis – wann zum Arzt?

Wer mehrere Tage unter den Beschwerden am Auge leidet, sollte das betroffene Auge beim Augenarzt untersuchen lassen. Auch wer morgens mit verklebten Wimpern aufwacht, sollte einen Termin beim Experten vereinbaren. Kommt es zu Krustenbildung, Sehproblemen – dann meist durch trockene Augen im Zusammenhang mit der Lidrandentzündung – oder starke Schmerzen, sollten Betroffene unbedingt zeitnah beim Augenarzt vorstellig werden.

Diagnose: Häufig reicht dem erfahrenen Augenarzt eine Blickdiagnose. Vermutet er eine zugrundeliegende Infektion mit Bakterien, kann ein Abstrich Klarheit über den Erreger bringen. Beim Verdacht auf eine Allergie oder parallel bestehenden Hauterkrankungen kann der Hautarzt ein weiterer Ansprechpartner sein.

Therapie der Lidrandentzündung

Bei akuten Lidrandentzündungen ist die Prognose gut – sie können auch spontan abheilen. Ist die zugrundeliegende Infektion besiegt, heilt die Blepharitis ab. Die Behandlung bei einer chronischen Blepharitis ist aufwändiger.

Medikamente bei Blepharitis

Bei einer durch Bakterien verursachten akuten Blepharitis können Antibiotika zum Einsatz kommen. Betroffene sollten dann nach ärztlicher Anweisung für zwei bis sechs Wochen antibiotikahaltige Salben auftragen. Medikamente, die das Immunsystem hemmen, können in hartnäckigen Fällen ebenfalls dabei helfen, das Auge zur Ruhe kommen zu lassen. Hierzu gehören beispielsweise kurzfristig lokal aufzutragende Salben mit Cortison. Haben sich Viren angesiedelt, helfen Virostatika wie Augensalben mit dem Wirkstoff Aciclovir. Oft kommt es zu einem kleinen Teufelskreis: Trockene Augen begünstigen eine Lidrandentzündung, die Blepharitis wiederum trockene Augen. Darum kann künstliche Tränenflüssigkeit die Heilung unterstützen.

Hygiene als Therapie

Chronische Lidrandentzündungen kehren häufig wieder und können schwer zu therapieren sein. Bei einer übermäßigen Talgproduktion ist die Lidhygiene entscheidend für den langfristigen Therapie-Erfolg. Aber auch bei einer akuten Blepharitis trägt die Hygiene entscheidend zu einer erfolgreichen Behandlung bei. Hierzu gehören zwei Maßnahmen:

Tägliche Reinigung: Um die Lidränder von den Verkrustungen durch die verstopften Talgdrüsen zu reinigen, sollten Betroffene auf eine gründliche Hygiene achten. Rund um die Pflegeroutine berät der Augenarzt. Spezielle Pflegeprodukte für Lidrandentzündungen erhalten Sie in der Apotheke. Hierzu gehören eine hypoallergische Seife, Salicylöl und desinfizierende Salben.

Tägliche Lidmassage: Vor der Massage erfolgt eine leichte Erwärmung des Augenbereichs, zum Beispiel mit einem Kirschkernkissen oder speziellen warmen Kompressen. Legen Sie diese für rund zehn Minuten auf das betroffene Auge. Anschließend entleeren Sie mit gezielten Streichbewegungen bei geschlossenem Auge die Talgdrüsen. Tritt dabei gelber Talg aus, ist dieser vorsichtig mit einem Wattestäbchen zu entfernen.

In jedem Fall wichtig ist Geduld: Oft dauert es mehrere Wochen, bis die Beschwerden, insbesondere bei einer chronischen Blepharitis, abklingen. Je nach zugrundeliegender Erkrankung sollten Betroffene die Hygiene auch nach dem Abklingen der Blepharitis-Symptome fortführen.

Welche Hausmittel helfen bei Blepharitis?

Das A und O bei einer Lidrandentzündung ist eine gründliche Hygiene. Von Hausmitteln raten Experten ab. Beliebte vermeintliche Helferlein wie Kamillentee, selbst angesetzte Kochsalzlösungen oder Spülungen mit Essig können das ohnehin strapazierte Auge weiter schädigen. So können Hausmittel die Heilung verzögern. Das einzige bewährte „Hausmittel“ sind die bereits erwähnten warmen Kompressen.

Was sollte man bei einer Lidrandentzündung vermeiden?

Äußere Einwirkungen können eine Blepharitis triggern oder die Heilung verzögern. Am besten sollten Betroffene darum auf Folgendes verzichten:

  • Kontaktlinsen
  • Kosmetik
  • Staub/Rauch
  • starke Sonneneinstrahlung
  • bei Allergien: auslösende Produkte.

Wer nicht ganz auf Kosmetik rund ums Auge verzichten möchte, sollte diese zumindest reduzieren und Produkte verwenden, die die Haut möglichst wenig reizen. Naturkosmetik kann – inklusive der passenden Abschminkhelfer – eine Alternative zu konventioneller Kosmetik sein.

Lidrandentzündung: mit Geduld therapieren

Lidrandentzündungen gehören zu den am weitesten verbreiteten Augenerkrankungen. Zwar sind sie vor allem lästig und bergen selten ernsthafte Komplikationen. Doch Betroffene fühlen sich durch die Beschwerden häufig im Alltag eingeschränkt. Dies gilt insbesondere für chronische Lidrandentzündungen. Es ist viel Geduld erforderlich, um eine chronische Blepharitis dauerhaft zu kontrollieren: Wer die Veranlagung mitbringt, muss lebenslang „dranbleiben“, damit die Beschwerden nicht zurückkommen. Mit konsequenter Hygiene halten Betroffene die Lidrandentzündung jedoch meist in Schach.