Heute, am 28. Juli 2018, findet der diesjährige Welt-Hepatitis-Tag statt, der weltweit über die Risiken, aber auch Schutz- und Behandlungsmöglichkeiten von Hepatitis-Infektionen informiert.
Das Motto in diesem Jahr lautet: „Hepatitis: Findet die fehlenden Millionen!“ Im Fokus des diesjährigen Welt-Hepatitis-Tages steht das Ziel, die noch unentdeckten Patienten zu finden, um diese frühzeitig zu behandeln, vor Spätfolgen zu bewahren und Neuinfektionen einzudämmen. Weltweit leben mehr als 300 Millionen Menschen mit chronischer Hepatitis B oder C und auch in Deutschland sind schätzungsweise rund 600.000 Menschen von Hepatitis betroffen. Und in den meisten Fällen wissen die Betroffenen gar nichts davon.
Grund dafür: Bei Hepatitis ist die Leber betroffen, die anders als andere Organe keine Schmerzen verursacht. Und auch wenn Hepatitis häufig Gelbsucht genannt wird, die Gelbfärbung der Haut tritt in vielen Fällen nicht auf und die Hepatitis-Infektion bleibt unbemerkt. Wird Hepatitis allerdings nicht entsprechend behandelt, entwickelt sich mit der Zeit eine Leberzirrhose oder Leberkrebs, die zum Tod führen können. Jedes Jahr sterben rund 1,4 Millionen Menschen an den Folgen der Virushepatitis.
Was ist Hepatitis
Als Hepatitis bezeichnet man eine Entzündung der Leber. Ursache für diese Erkrankung sind zum Beispiel Virusinfektionen, Stoffwechselstörungen, Vergiftungen oder Autoimmunprozesse, die zur Schädigung und Zerstörung der Leberzellen und dadurch zu einer Entzündung der Leber führen.
Die häufigste Ursache für eine Hepatitis sind jedoch Infektionen mit den Hepatitisviren A, B, C, D oder E. Man unterscheidet zudem zwischen akuter und chronischer Hepatitis. Hepatitis A wird niemals chronisch. Hepatitis B, C, D und (selten) E können jedoch chronisch werden. Während Hepatitis A und E als weniger gefährlich gelten, sind Infektionen mit den Virustypen B, C und D besonders gefährlich.
Übertragung von Hepatitis – ein Überblick
Die folgende Tabelle zeigt die Übertragungswege von virusbedingter Hepatitis.
Übertragung | |
Hepatitis A | – Schmierinfektion |
Hepatitis B | – von Blut zu Blut (z. B. bei Drogenabhängigen bei gemeinsamem Gebrauch von Injektionsnadeln, bei Nichteinhaltung von Hygiene-bestimmungen beim Piercen/ Tätowieren
– über Körperflüssigkeiten wie Speichel, Tränen, Schweiß, Samen-flüssigkeit, Vaginal-sekret – bei der Geburt (von Mutter zu Kind) |
Hepatitis C | – von Blut zu Blut
– bei der Geburt (von Mutter zu Kind) |
Hepatitis D | – von Blut zu Blut
– bei der Geburt (von Mutter zu Kind) – sexuell |
Hepatitis E | – Schmierinfektion |
Laut dem Robert-Koch-Institut wurden 2016 in Deutschland circa 35 % der Hepatitis-B-Infektionen auf sexuellem Weg übertragen. Das Hepatitis-C-Virus wird dagegen hauptsächlich von Blut zu Blut übertragen.
Wer ist von Hepatitis betroffen?
Eine stark gefährdete Risikogruppe für eine Hepatitis-Infektion sind Drogenabhängige, die sich über gebrauchte Spritzen und Kanülen mit dem Hepatitis B- oder C-Virus infizieren. Auch Personen in Regionen mit erhöhter Hepatitis-Infektionsrate, wie Asien, Südpazifik, Subsahararegion, Südamerika und mittlerer Osten, haben ein erhöhtes Risiko, selbst Träger des Hepatitis-B-Virus zu sein. Ebenso sind Personen, die beruflich viel mit chronisch Hepatitis-Infizierten zu tun haben, wie Ärzte und weiteres Personal im Gesundheitsbereich, Justizbeamte, Polizei etc., gefährdet, sich mit Hepatitis-B-Viren zu infizieren. Auch sexuell aktive Menschen mit wechselnden Geschlechtspartnern und ohne den zuverlässigen Einsatz von Kondomen sind häufig mit Hepatitis infiziert . Besonders gefährdet für den chronischen Verlauf einer Hepatitis-B-Infektion sind Neugeborene, deren Mutter bei der Geburt selbst mit Hepatitis infiziert ist.
Welche Symptome treten bei Hepatitis auf?
Die Inkubationszeit, das heißt, die Zeit von der Infektion bis zum Auftreten der ersten Symptome, beträgt bei Hepatitis-Infektionen meist 7 bis 8 Wochen. Eine Hepatitis bleibt im Anfangsstadium häufig unentdeckt, da sie oft keine Beschwerden verursacht. Wenn Symptome auftreten, sind diese nur sehr unspezifisch und können auf viele Erkrankungen hinweisen. Es kommt zum Beispiel zu Leistungsschwäche, Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Glieder-, Gelenk- und Kopfschmerzen oder leicht erhöhter Körpertemperatur sowie Erbrechen. Erhöhte Leberwerte im Blut können jedoch ein erster Hinweis auf eine Leberentzündung sein. Einige Hepatitis-Patienten haben jedoch unauffällige Leberwerte.
Die für die Leberentzündung charakteristischen Symptome wie Oberbauchschmerzen, Juckreiz sowie eine Gelbfärbung von Haut und Schleimhaut folgen in der Regel erst später. Zudem entfärbt sich der Stuhl und der Urin bekommt eine dunkelgelbe bis braune Farbe. Diese Symptome klingen allerdings nach 2 bis 4 Wochen wieder ab.
Sollten die erwähnten Symptome auftreten, oder der Verdacht auf eine Hepatitis-Infektion bestehen, gibt eine Blutuntersuchung Aufschluss über den Gesundheitsstatus.
Wie lässt sich die Diagnose Hepatitis stellen?
Besteht der Verdacht auf eine Hepatitis-Infektion, lässt sich das durch entsprechende Laborwerte rasch feststellen. In der Regel nimmt der Arzt dazu eine Blutprobe und ordnet eine Blutuntersuchung an. Durch die Bestimmung von entsprechenden Antikörpern und Virusbestandteilen im Blut kann er so eine Virushepatitis diagnostizieren bzw. ausschließen. Bei einer chronischen Hepatitis können weitere Untersuchungen notwendig werden, wie zum Beispiel die Entnahme von Gewebe aus der Leber (Leberbiopsie).
Mit einer Ultraschalluntersuchung, der sogenannten Sonographie, kann der Arzt Größe, Struktur und Kontur der Leber schnell und einfach beurteilen. Insbesondere kann er dadurch andere Ursachen der erhöhten Leberwerte, wie zum Beispiel einen Gallengangsverschluss oder einen Lebertumor ausschließen.
Welche Heilungschancen bestehen bei Hepatitis?
In 50 bis 90 % der Fälle heilt akute Hepatitis B nach 1 bis 6 Monaten aus und führt zu einer lebenslangen Immunität. Bei 5 bis 10% der erwachsenen Hepatitis-B-Patienten wird sie jedoch chronisch. Wesentlich häufiger ist die Chronifizierung bei Neugeborenen, die sich während der Geburt angesteckt haben. Hier sind etwa 90% der Neugeborenen betroffen.
Bei Menschen, die sich mit dem Hepatitis-C-Virus infiziert haben, entwickelt sich in bis zu 85% der Fälle eine chronische Infektion. Hepatitis C hinterlässt zudem keine bleibende Immunität. Das bedeutet, dass man nach ausgeheilter Hepatitis C erneut an Hepatitis C erkranken kann. Aufgrund der chronischen Entzündung besteht ein erhöhtes Risiko für eine bindegewebsartige Veränderungen der Leber (Fibrose) oder eine Schrumpfleber (Zirrhose) mit Beeinträchtigung der Leberfunktion. Die gestörte Leberfunktion kann mit Symptomen wie Nährstoffmangel, Infektanfälligkeit, erhöhter Blutungsneigung oder Stoffwechselstörungen einhergehen. Vor allem bei einer bestehenden Zirrhose ist das Risiko für Leberkrebs deutlich erhöht. Zusätzlich geht von den Erkrankten eine potentielle Ansteckungsgefahr aus, solange Virusbestandteile im Blut nachweisbar sind.
Aufgrund der hohen Selbstheilungsrate bei der akuten Hepatitis B ist meist keine spezifische Therapie mit antiviralen Medikamenten erforderlich; eine symptomatische Behandlung reicht in der Regel aus. Bei einer chronischen Hepatitis B oder C ist eine antivirale Therapie mit Medikamenten möglich. Bei Patienten mit chronischer Hepatitis C besteht grundsätzlich die Notwendigkeit einer Therapie, denn mit steigendem Alter der Patienten und dem Fortschreiten der Fibrose sinken die Chancen auf eine Heilung.
Wie kann man sich vor Hepatitis schützen?
Zur Vorbeugung der Hepatitis B steht seit 1982 ein hochwirksamer Impfstoff zur Verfügung. Die STIKO (Ständige Impfkommission) empfiehlt die Hepatitis-B-Impfung allen Kindern als Standardimpfung. Im Fall einer 6-fach-Kombinationsimpfstoffen mit Pertussiskomponentenn werden zur Grundimmunisierung 4 Impfdosen im Alter von 2, 3, 4 und 11 Monaten empfohlen. Ist keine Hepatitis-B-Impfung im Säuglingsalter erfolgt, sollte diese bis zum 18. Lebensjahr nachgeholt werden. Bei Erwachsenen wird die Hepatitis-B- Impfung im Schema 0-1-6 Monate durchgeführt. (siehe oben „Wer ist von Hepatitis besonders betroffen?“). Da Schwangere das Hepatitis B-Virus bei der Geburt auf ihr Kind übertragen können, ist zudem für Kinder von Müttern mit chronischer Hepatitis B oder unbekanntem Hepatitis B-Status eine Impfung direkt nach der Geburt dringend empfohlen, um das Kind vor den Folgen einer möglichen Infektion zu schützen. Die Hepatitis-B-Impfung schützt zudem gleichzeitig gegen Hepatitis D.
Auch gegen Hepatitis-A ist ein Impfstoff vorhanden. Die Hepatitis-A-Impfung wird besonders gefährdeten Personengruppen empfohlen. Zu diesen gehören Personen mit Lebererkrankungen, Personen mit häufig wechselnden Sexualpartnern, Reisende in Regionen mit hoher Hepatitis-A-Prävalenz, Personen die häufig mit Blutbestandteilen in Kontakt kommen (Ärzte, Pflegepersonal, Rettungssanitätern etc.)
Gegen Hepatitis C und Hepatitis E existieren bislang noch keine Impfstoffe.
Vorbeugend sollten alle Schutzmaßnahmen angewendet werden, die eine Infektion durch Blut-zu-Blut Kontakte verhindern.
Unbedingt zu meiden sind demnach:
- gemeinsamer Spritzengebrauch, zum Beispiel bei intravenösem Drogenkonsum
- gemeinsame Benutzung von Nagelscheren, Rasiermessern und Zahnbürsten mit infizierten Personen
- ungeschützter Geschlechtsverkehr
Und ganz nach dem Motto des diesjährigen Welt-Hepatitis-Tages ist es wichtig diejenigen Personen zu finden, die Hepatitis haben und sich dessen nicht bewusst sind. Hepatitis ist vollständig heilbar, allerdings muss die Behandlung rechtzeitig erfolgen, um Spätfolgen zu vermeiden.
Ist der individuelle Impfstatus von Hepatitis A und B nicht bekannt, so empfiehlt es sich, dafür einen Arzt aufzusuchen.