Die Urlaubszeit steht wieder vor der Tür und viele erwarten ihren wohlverdienten Urlaub sehnsüchtig. Am Weg zum Flughafen stellt sich dann häufig dieses flaue Gefühl ein – hat man auch nichts vergessen? Badesachen, Sonnenbrille, Sonnenhut, Bücher und der richtige Sonnenschutz gehören mittlerweile zur Grundausstattung für einen entspannten Badeurlaub. Aber haben Sie auch an den richtigen Mückenschutz gedacht?
Mückenstiche werden von vielen auf die leichte Schulter genommen, der Stich wird kaum bemerkt und der unangenehme Juckreiz verschwindet nach einigen Tagen zum Glück meist von ganz allein.
Dabei geht von Mückenstichen in bestimmten Regionen unserer Welt ein gefährliches Gesundheitsrisiko aus, das nicht unterschätzt werden sollte.
Die Rede ist von der Tropenkrankheit Malaria mit der sich jährlich Millionen Menschen infizieren. Besonders betroffen sind dabei Länder der Tropen und Subtropen – Länder die jedes Jahr auch eine Vielzahl an Urlaubern anlocken. Viele Urlauber sind sich der Risiken gar nicht bewusst und sorgen nicht für einen zuverlässigen Mückenschutz.
Aber wie gefährlich ist die Erkrankung? Wie machen sich erste Anzeichen von Malaria bemerkbar? Und wie kann man sich vor der Tropenkrankheit schützen, sodass einem unbeschwerten Urlaub nichts mehr im Wege steht? Diese und viele weitere Fragen beantworten wir im Folgenden.
Malaria, auch bekannt als Tropen- und Sumpffieber, ist eine Infektionskrankheit, die in rund 100 Ländern vorkommt und damit zu den verbreitetsten Infektionskrankheiten zählt. Die meisten Länder, die als Malariarisikogebiete gelten, liegen in den Tropen und Subtropen.
Als Hochrisikogebiete gelten aber vor allem die Länder Afrikas südlich der Sahara, aber auch in Südamerika und im Süden Asiens ist das Risiko sich mit Malaria zu infizieren besonders hoch.
Da in diesen Gebieten rund 40% der menschlichen Bevölkerung leben, kommt es jedes Jahr zu über 200 Millionen Malaria-Fällen. Insgesamt sterben weltweit davon jährlich etwa 600.000 Menschen, ein Großteil unter ihnen sind Kinder unter 5 Jahren, die nicht rechtzeitig behandelt werden. Da viele Länder der Tropen und Subtropen besonders beliebte Reiseziele sind, infizieren sich aber auch viele Urlauber mit Malaria.
Übertragen wird die Erkrankung durch die sogenannte Anopheles-Mücke, die beim Stich die Erreger der Malaria in unsere Blutbahn überträgt.
Außerhalb der Risikogebiete kommt es selten zu Malaria-Infektionen. Gelegentlich können einzelne Mücken aber über den Flugverkehr in andere Erdteile verschleppt werden. Da die Mücke bei kühleren Temperaturen jedoch nicht lange überlebensfähig ist, ist in der Regel nur das unmittelbare Umfeld, wie zum Beispiel das Flughafenpersonal, diesem ohnehin sehr geringen Risiko ausgesetzt. In diesem Zusammenhang spricht man häufig von der sogenannten Flughafenmalaria.
Wie wird Malaria übertragen?
Ausgelöst wird die Infektionskrankheit Malaria durch sogenannte Plasmodien. Das sind einzellige Parasiten, die über den Stich der sogenannten Anopheles-Mücke in unseren Blutkreislauf gelangen und dort eine Infektion hervorrufen. Die Mücke infiziert sich beim Blutsaugen bei einem bereits mit Malaria infizierten Menschen und trägt das Tropenfieber beim nächsten Stich weiter. Da nur weibliche Stechmücken Blut saugen, handelt es sich bei den Überträgermücken immer um weibliche Tiere.
In ihrer kurzen Lebenszeit legt die Anophelesmücke in stehenden Gewässern hunderte bis tausende Eier, sodass die Gefahr, die von den lästigen Insekten ausgeht, nur schwer einzudämmen ist. Das ist auch der Grund warum sich die Infektionskrankheit so schnell verbreiten kann.
Besonders hoch ist die Ansteckungsgefahr in Gebieten in denen gleichzeitig viele Menschen und Stechmücken leben. Erwachsene, die dauerhaft in Malaria-Gebieten leben, bauen mit der Zeit in den meisten Fällen Antikörper auf. Allerdings müssen Erwachsene dennoch in gewissen Abständen erneut mit einer infizierten Mücke in Kontakt kommen, damit die gewonnene Immunität nicht verloren geht.
Wer also nicht dauerhaft in Malaria-Gebieten lebt und nur selten Kontakt mit diesen Erregern in Kontakt kommt, beispielsweise im Urlaub, hat kaum die Möglichkeit wirksame Abwehrkräfte zu entwickeln – umso wichtiger ist ein ausreichender Mückenschutz.
Malaria – Kreislauf im menschlichen Organismus
Auf Menschen wird der Erreger durch den Stich einer infizierten Stechmücke übertragen. Beim Stich gelangen die Plasmodien in Form von einzelligen Sporozoiten in den menschlichen Blutkreislauf. Dort angekommen, nisten sich die Erreger nach kurzer Zeit in den Leberzellen ein und entwickeln sich dort weiter. Aus den einzelligen Sporozoiten werden vielkernige Gebilde, die Schizonten genannt werden. Nach einiger Zeit teilen sich diese erneut in weitere kleinere Teilkerne (Merozoiten).
Ist dieses Stadium erreicht, so vermehren sich die Erreger rasend schnell. Die Merozoiten dringen dabei in die roten Blutkörperchen ein und entwickeln sich ständig weiter. Aus ihnen entstehen wiederum einzellige Sporozoiten, die sich jetzt ebenfalls in den roten Blutkörperchen ansiedeln und sich von dort ungehindert ausbreiten. Mit der raschen Vermehrung der Erreger werden immer mehr rote Blutkörperchen zerstört. Eine Kettenreaktion entsteht, die unbehandelt schnell zu einem lebensbedrohlichen Zustand führen kann. Durch die Zerstörung der Blutkörperchen werden Organe nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt, sodass es häufig zum Organversagen kommt und Patienten ins Koma fallen.
Weil sich der Erreger so schnell entwickelt, kann das menschliche Immunsystem nicht rechtzeitig reagieren. Hat unser Immunsystem nach einiger Zeit Antikörper gebildet, hat sich in dieser Zeit auch der Erreger weiterentwickelt.
Wie schnell erste Krankheitssymptome auftreten, ist abhängig von der Art des Malaria-Erregers.
Es gibt verschiedene Arten von Plasmodien die Krankheitsbilder mit unterschiedlichen Schweregraden auslösen können. Insgesamt gibt es bislang vier Formen von Malaria:
- Malaria tropica (Plasmodium falciparum)
- Malaria tertiana (Plasmodium vivax und ovale)
- Malaria quartana (Plasmodium malariae)
- Plasmodium knowlesi Malaria
Abhängig vom jeweiligen Erreger dauert die Entwicklung vom einzelligen Sporozoiten bis bin zur Zerstörung der roten Blutkörperchen unterschiedlich lange und wird von unterschiedlichen Symptomen begleitet.
Welche Symptome treten bei Malaria auf?
Je nach Form des Erregers kann das Krankheitsbild der Malaria sehr unterschiedlich ausfallen. Typisch für die Tropenkrankheit ist aber hohes Fieber begleitet von Schüttelfrost, Kopfschmerzen, Schwächegefühl und Gliederschmerzen. In einigen Fällen kommt es auch zu Erbrechen und Durchfall. Während die Malaria tertiana und Malaria quartana in der Regel milder verlaufen, verschlechtert sich der Gesundheitszustand der Betroffenen bei Malaria tropica in der Regel innerhalb kürzester Zeit sehr drastisch.
Da besonders die Malaria tertiana und quartana ein milder Krankheitsverlauf auszeichnet, sollte man sich auch für die nächste Zeit im Hinterkopf behalten, dass man eine Reise in ein Malariagebiet unternommen hat. Sollten plötzlich Krankheitssymptome ausbrechen, die an Malaria erinnern, so sollten die behandelnden Ärzte umgehend informiert werden, dass eine Reise in ein Malariarisikogebiet unternommen wurde. Auf diese Weise kann schnellstmöglich die richtige Behandlung eingeleitet werden.
Malaria tropica
Die Malaria tropica gilt als gefährlichste Form der Malaria und kann ohne rasche Therapiemaßnahmen schwere Organschäden hervorrufen und Betroffene innerhalb kurzer Zeit in einen lebensgefährlichen Zustand versetzen. Die Symptome sind dabei besonders vielseitig: Von Abgeschlagenheit, über Kopf- und Gliederschmerzen bis hin zu Durchfall, Erbrechen und Fieberschüben können viele Symptome auf Malaria tropica hinweisen. Bei Verdacht auf Malaria sollte deshalb unverzüglich ein Arzt aufgesucht werden.
Malaria tertiana
Die Malaria tertiana wird hervorgerufen durch die Erreger der Gattung Plasmodium vivax und Plasmodium ovale und zeigt erste Symptome meist in Form von Fieberschüben. Da die Erreger etwa 48 Stunden für ihre vollständige Entwicklung benötigen, kommt es auch alle 48 Stunden zu Fieberschüben. Die Malaria tertiana ist eine mildere Form der Malaria und ist nur in seltenen Fällen lebensbedrohlich.
Malaria quartana
Die Malaria quartana wird durch das Plasmodium malariae hervorgerufen und tritt seltener auf als andere Formen der Malaria. Ähnlich wie bei der Malaria tertiana zeigt diese Form der Malaria einen milderen Krankheitsverlauf und es kommt etwa alle 72 Stunden zu wiederkehrenden Fieberschüben. Das Besondere bei dieser Form der Malaria: einige Erregerzellen verbleiben in der Leber und können auch bis zu 40 Jahre nach der Erst-Infektion einen neuen Malariaschub auslösen.
Plasmodium knowlesi Malaria
Diese besondere Form der Malaria tritt bislang ausschließlich in Südostasien auf, wo die Erreger überwiegend bei Affen vorkommen. Wie alle anderen Formen der Malaria wird aber auch diese Form durch die Anophelesmücke auf Menschen übertragen.
Bei dieser Form kommt es täglich zu heftigen Fieberschüben. Auch der Erreger Plasmodium knowlesi kann ähnlich rasch wie die Malaria tropica zu einem lebensgefährlichen Zustand führen.
Wie wird Malaria behandelt?
Das Positive ist, dass jede Form der Malaria mit Medikamenten vollständig geheilt werden kann. Wichtig ist allerdings, dass so rasch wie möglich die richtige Behandlung eingeleitet wird. Dabei muss der Gesundheitszustand, die Art der Malaria und das jeweilige Entwicklungsstadium der Plasmodien ermittelt werden, damit das Medikament auch zuverlässig wirken kann. Wie die Therapie erfolgt bzw. welche Medikamente verabreicht werden, hängt vom Erreger und vom klinischen Bild des Patienten ab. Verabreicht werden in der Regel sogenannte Artemisinin-basierte Kombinationspräparate.
Patienten mit Malaria tropica werden in Deutschland immer stationär behandelt, da im Falle von Komplikationen dringender Handlungsbedarf besteht. Mildere Formen wie die Malaria tertiana und quartana können ambulant behandelt werden.
Wie kann man sich vor und im Urlaub vor Malaria schützen?
Auch wenn Malaria medikamentös geheilt werden kann, so ist die Gefahr von Komplikationen nicht außer Acht zu lassen. Mit dem richtigen Schutz kann jedoch verhindert werden, dass es überhaupt soweit kommt.
Bislang gibt es keinen absolut sicheren Schutz vor Malaria. Verschiedene Schutzmaßnahmen können das Infektionsrisiko jedoch deutlich vermindern:
Expositionsprophylaxe bei Malaria
Ganz nach dem Motto “Kein Stich – keine Infektion” gibt es diverse Produkte die Mückenstiche verhindern sollen. Von Anti-Moskito-Mitteln (sogenannte Repellents) über schützenden Moskitonetze bis hin zu Kleidung mit Insektenschutz sollen Stiche grundsätzlich verhindert werden, um das Risiko einer Malaria-Infektion so gering wie möglich zu halten. Bei diesen Schutzmaßnahmen spricht man deshalb auch häufig von einer Expositionsprophylaxe. Da die Überträgermücke, die Anopheles-Mücke, nachtaktiv ist, sollte spätestens mit Einbruch der Dämmerung an den richtigen Schutz vor Moskitos gedacht werden, aber auch bei Unternehmungen in schattigen feuchten Wäldern können die Mücken auch tagsüber aktiv sein.
Auch wenn es bei warmen Temperaturen unangenehm erscheint, ist es empfehlenswert darauf zu achten möglichst viel Haut mit Kleidung zu bedecken. Lange Socken, dünne Langarmshirts und lange Stoffhosen reichen schon aus, um das Risiko von Stichen zu reduzieren. Mittlerweile gibt es aber auch spezielle Insektenschutzkleidung, die lästige Mücken besonders zuverlässig abwehren. Wer nicht auf seine normale Urlaubskleidung verzichten möchte, kann diese auch mit speziellen Imprägniermitteln zuhause moskitosicher machen. Unbedeckte Körperstellen sollten zusätzlich großzügig mit Anti-Mücken-Spray (Repellents) geschützt werden.
Medikamentöse Prophylaxe bei Malaria (Chemoprophylaxe)
Um sich bei Reisen in die Tropen zu schützen, gibt es mittlerweile auch verschiedene medikamentöse Vorsorgebehandlungen, um eine Malariainfektion zu verhindern.
Diese Prophylaxe wird auch Chemoprophylaxe genannt.
Alle Malariagebiete der Erde sind in drei Risikozonen eingeteilt: Es gibt Gebiete mit keinem, geringen und mit hohem Infektionsrisiko. Je nach Risikozone bieten sich Reisenden spezielle medikamentöse Empfehlungen. Bei Reisen in Hochrisikogebiete ist die Chemoprophylaxe aber grundsätzlich zu empfehlen.
Aber auch die Chemoprophylaxe hat ihre Nachteile: Zum Einen können nicht alle Entwicklungsstadien der Malaria-Erreger wirksam bekämpft werden, sodass auch die medikamentöse Malariaprophylaxe keinen absolut zuverlässigen Schutz bietet. Aus diesem Grund sollte auch hier nicht auf eine zuverlässige Expositionsprophylaxe verzichtet werden, um Mückenstiche bestmöglich zu vermeiden. Zum Anderen entwickeln die Erreger zunehmend Resistenzen gegen die verabreichten Medikamente, sodass es immer schwieriger wird den richtigen Schutz für die individuelle Reise zu finden. Und zuletzt muss auch erwähnt werden, dass es auch bei der Chemoprophylaxe zu unangenehmen Nebenwirkungen kommen kann.
Aus diesem Grund sollte für die Entscheidung im Vorfeld zusammen mit einem reisemedizinisch erfahrenen Arzt sorgfältig abgewogen werden, ob die Chemoprophylaxe eine sinnvolle Möglichkeit bietet. Vor allem bei Reisen in Hochrisikogebiete, Länder mit schlechter medizinischer Versorgung und bei einer geringen Resistenzlage ist eine medikamentöse Prophylaxe sinnvoll. Welches Medikament bei der individuellen Reise Wirkung verspricht, richtet sich nach der sogenannten Erregerempfindlichkeit (Resistenz) im Reiseland. Bei den Medikamenten handelt es sich um Antibiotika, die bereits vor der Reise in Form einer Impfung verabreicht werden. Sie kann zwar nicht die Infektion verhindert werden, aber für eine Linderung der klinischen Symptome ist zumindest gesorgt.
Notfall-Selbsttherapie (NST) bei Malaria
Eine weitere Möglichkeit besteht in der sogenannten Notfall-Selbsttherapie (NST). Diese ist keine Form der Prophylaxe sondern soll von Reisenden vor Ort selbst eingenommen werden, sofern hohes Fieber auftritt. Damit die NST zuverlässig wirken kann, sind aber einige Gesichtspunkte zu beachten. So sollen die Notfallmedikamente ganz genau nach Dosierung sofort ab einer Körpertemperatur von 38 Grad eingenommen werden, sofern die Reise bereits mindestens eine Woche andauert (Inkubationszeit).
Mithilfe der Notfall-Selbsttherapie kann im Idealfall der Ausbruch von Malaria verhindert werden, allerdings hängt die Wirksamkeit unmittelbar mit dem richtigen Zeitpunkt der Einnahme, dem richtigen Medikament sowie mit der Resistenzlage vor Ort zusammen. Auch das Risiko von Nebenwirkungen ist bei dieser Form der Behandlung keineswegs zu verachten. Und ein Arztbesuch bei einem Arzt vor Ort bleibt dennoch unerlässlich.
Die NST sollte deshalb auf keinen Fall als bequeme Lösung für den Urlaub herangezogen werden. Auch hier ist die sorgfältige Absprache mit einem Reisemediziner im Vorfeld unerlässlich.