Wer Venenprobleme hat, ist nicht allein: 30 Millionen Menschen in Deutschland sind betroffen. Wir informieren über Symptome, Ursachen und geben Tipps gegen Venenprobleme.
So arbeiten die Venen
Bevor wir über Venenleiden sprechen, schauen wir uns die Arbeit von gesunden Venen an. Venen sind Partner der Arterien. Arterien versorgen alle Körperzellen Blut und dadurch mit Sauerstoff und Nährstoffen. Die Venen transportieren das sauerstoffarme Blut zurück zu Herz und Lunge, wo der Kreislauf erneut beginnt. Der Herzschlag drückt das Blut durch die Arterien. Doch die Venen müssen sich anders behelfen, das Herz unterstützt sie nur wenig. Vor allem die Beinvenen leisten dabei Schwerstarbeit: Sie pumpen das Blut nach oben. Diese Leistung ermöglichen unterschiedliche Mechanismen.
Venenklappen
Alle großen Beinvenen verfügen über Venenklappen, die den Blut-Rückfluss zum Herzen ermöglichen. Sie wirken wie ein Rückschlagventil und machen die Vene zur Einbahnstraße Richtung Herz. Es handelt sich bei den Venenklappen um kleine Ausstülpungen an der Venenwand. Sie klappen zusammen, sobald das Blut vom Herzen nach unten zurückfällt.
Muskelpumpe
Die Venenklappen verhindern ein Zurückfließen des Blutes – aber wie kommt es nach oben? Hier kommen die Muskelpumpen ins Spiel. Denn Muskeln und Venen liegen in den Faszien eng nebeneinander. So eng, dass die Muskelbewegung die Venen zusammenpresst. Dank der Venenklappen geht es dabei für das Blut nur in eine Richtung: zum Herzen. Am wichtigsten für den Bluttransport ist die Wadenmuskelpumpe, die wir im Alltag beim Gehen oder Radfahren aktivieren. Unterstützend wirken Muskelpumpen in den Zehen- und Fußsohlen, den Sprung- und Kniegelenken sowie im Oberschenkel.
Sogwirkung
Auch der Sog, den das Herz auf den Blutkreislauf ausübt, unterstützt das Venensystem. Ebenso begünstigt der Unterdruck im Brustkorb, den wir beim tiefen Einatmen maximieren, den Bluttransport nach oben.
Was sind typische Venenleiden?
Venenleiden äußern sich zu Beginn oft in „schweren“, also müden Beinen. Äußerlich können sie sich in Besenreisern bemerkbar machen. Zu den bekanntesten Zeichen eines Venenleidens gehören Krampfadern (Varizen). Besenreiser und Krampfadern treten in den oberflächlichen Beinvenen auf. Die „Wurzel des Übels“, also die Ursache dieser Venenprobleme, ist meist eine CIV, eine chronisch-venöse Insuffizienz. Das bedeutet, die Venen können ihre Arbeit nicht korrekt verrichten. Dies kann wiederum unterschiedliche Ursachen haben. Zum Beispiel geschwächte Venenklappen: Diese schließen nicht mehr richtig, so dass das Blut gemäß der Schwerkraft zurückfließt. Dies führt zu zusätzlichem Druck auf die unteren Venen, die sich ausdehnen. Auch eine zu schwache Muskelpumpe kann Venenleiden begünstigen.
Vorboten der Venenschwäche: Besenreiser
Besenreiser sehen aus wie die kleinen unliebsamen Geschwister der Krampfader, strenggenommen handelt es sich um eine Varizen-Form. Denn wie diese sind es erweiterte Hautvenen. Sie vernetzen sich und sehen dadurch aus wie winzige blaue Reisigbesen. Sie können am ganzen Bein vom Oberschenkel über die Kniekehle bis zum Knöchel auftreten.
Krampfadern
Krampfadern sind knotig-erweiterte Hautvenen. Experten unterscheiden zwischen primären (rund 95 Prozent der Krampfadern) und sekundären Krampfadern. Sekundäre Krampfadern entstehen durch konkrete Abflussbehinderungen des Blutes wie eine Beinvenenthrombose. Die große Mehrzahl der Fälle resultiert aus den genannten Risikofaktoren heraus und als Folge einer CIV. Die Bezeichnung „Krampfader“ stammt übrigens nicht von „Krampf“, sondern vom althochdeutschen Wort „krimpfan“ für „krümmen“, was die Optik der hervortretenden Venen beschreibt.
Komplikationen bei chronisch-venöser Insuffizienz
In seltenen Fällen stecken Thrombosen hinter Krampfadern. Doch Thrombosen können außerdem durch schwache Venen ausgelöst werden. Zu den schweren Komplikationen bei Venenleiden gehört außerdem ein „offenes Bein“, also ein Geschwür. Bis zu 70 Prozent aller Geschwüre am Unterschenkel resultieren aus einer CIV. Am häufigsten tritt ein „Ulcus cruris“ auf.
Risikogruppen: Wer erkrankt häufig an Venenleiden?
Vor allem Menschen, die eine angeborene Neigung zu CIV haben, erkranken an Venenleiden. Ein schwaches Bindegewebe geht dabei mit schwachen Venenklappen und -wänden einher. Betroffene können bereits in frühen Jahren Krampfadern ausbilden. Es gibt weitere Risikofaktoren, die Venenprobleme begünstigen:
Übergewicht: Zu viele Pfunde erhöhen den Druck auf die Beinvenen und erschweren somit ihre Arbeit. Dies gilt ebenfalls für Menschen mit Normal- oder Idealgewicht, die überdurchschnittlich groß sind.
Bewegungsmangel: Eine gut in Form gehaltene Muskelpumpe schützt – besonders an den Waden – vor Venenleiden. Wer viel sitzt oder steht, übt Druck auf die Beinvenen aus, ohne die Wadenmuskelpumpe zu aktivieren. So bahnen sich Venenprobleme bei Menschen, die dazu neigen, leichter ihren Weg.
Alter: Je älter wir werden, desto wahrscheinlicher ist es, dass wir Krampfadern bekommen. Dies liegt unter anderem daran, dass das Gewebe weniger elastisch ist als in jüngeren Jahren.
Hormone: Sowohl die Anti-Baby-Pille als auch eine Schwangerschaft können die Symptome einer Beinvenenschwäche verschlimmern oder auslösen.
Rauchen: Wie bei so vielem gilt auch in Sachen Venen: „Rauchen schadet der Gesundheit“. Denn der blaue Dunst wirkt sich unter anderem negativ auf die Durchblutung aus.
Krankheiten: Zu den Krankheiten, die Druck auf die Beinvenen ausüben, gehören angeborene Verschlüsse der Bauchvenen sowie Leberzirrhose – beides ist jedoch sehr selten. Ebenso erhöhen Beinvenenthrombosen die Gefahr für Krampfadern. Vereinzelt können Rechtsherzinsuffizienzen Krampfadern verursachen.
Kontroverse Risikofaktoren: Welchen Einfluss hat die Ernährung auf die Beinvenen? Hierüber herrscht keine Einigkeit. Einige Experten schreiben ballaststoffreicher Ernährung eine positive Wirkung zu. Sicher ist: Eine gesunde Ernährung verhilft zu einem gesunden Körpergewicht, was die Venen schützt. Schuhe mit hohen Absätzen stehen ebenfalls immer wieder zur Diskussion. Fakt ist: Flache Schuhe unterstützen beim Gehen den Blutfluss nach oben, weil die Muskeln beziehungsweise die Muskelpumpen des ganzen Fußes und der Sprunggelenke aktiviert werden.
Auch übereinandergeschlagene Beine oder Kraftsport können Venenleiden verstärken. Sind die Beinvenen jedoch nicht vorgeschädigt, haben kontrovers diskutierte Risikofaktoren vermutlich keinerlei Einfluss auf ihre Gesundheit. Besteht eine Beinvenenschwäche, machen die genannten Faktoren das Auftreten von Besenreiser und Co. wahrscheinlicher. Und wie steht es mit der Sauna? Wer herzgesund ist, darf trotz schwachem Bindegewebe in die Sauna.
Bei allen Risikofaktoren gilt: Die Veranlagung spielt eine entscheidende Rolle für die Wahrscheinlichkeit, Venenleiden zu entwickeln. Haben die Eltern und weitere Verwandte eine Venenschwäche, vererben sie diese Veranlagung oft an ihre Nachkommen.
Wann sollte man bei einem Venenleiden zum Arzt?
Kleine Besenreiser sind meist ungefährlich. Doch sollten Sie sie sicherheitshalber ärztlich abklären lassen. Spätestens wenn Besenreiser und weitere Beschwerden, zum Beispiel schwere Beine, sich summieren, sollten Sie einen Termin beim Experten machen. Der Hausarzt kann Sie zu einem Facharzt für Dermatologie und Phlebologie überweisen. Dieser hat nach einer ausführlichen Anamnese Ihres familiären und persönlichen Hintergrunds verschiedene Möglichkeiten für die Venendiagnostik. Hierzu gehören die Ultraschall-Duplexuntersuchung (Farb-Duplex-Sonografie) und die Untersuchung mit einem Venensuchgerät. Dieses macht den Verlauf der Gefäße unter der Haut sichtbar. Im Anschluss daran kann der Venen-Experte abschätzen, welche Behandlung erfolgversprechend ist und Sie über mögliche Nebenwirkungen aufklären.
Venenschwäche & schwere Beine behandeln
Auch wenn Besenreiser ungefährlich sind, stören sich viele Betroffene an den blauen Verästelungen. Fachärzte für Dermatologie und Phlebologie sind die richtigen Ansprechpartner für alle, die ihre Besenreiser entfernen lassen möchten. Eine Herausforderung ist, dass die blauen Linien unterschiedlich tief unter der Haut liegen können. Doch mit modernen Verfahren sind Besenreiser heute gut zu entfernen.
Auch Krampfadern können auf verschiedene Weisen entfernt werden. Nicht immer ist dies medizinisch notwendig. Der Experte wird mit HZ einer Ultraschalluntersuchung prüfen, ob und mit welchem Verfahren die Krampfader zu beseitigen ist.
Besenreiser & Krampfadern entfernen – Behandlungsmöglichkeiten auf einen Blick
- Laserbehandlungen für kleine und rötliche Besenreiser
- Veröden (Sklerosierung)
- Mikroschaumverödung
- ein farbcodiertes 3D-Ultraschallverfahren kombiniert mehrere Techniken
- minimalinvasive Varizen-Operation
- Stripping, teils kombiniert mit der Kryo-Methode
- CHIVA-Methode zum Erhalt der Venen
- externe Valvuloplastie (EVP) bei leichten Krampfadern
Beim „Veröden“ spritzt der Arzt ein Mittel in die Vene, das die Venenwand entzündet und verklebt. Das verklebte Gefäß löst sich anschließend auf.
Nach einer Besenreiser- oder Krampfader-Behandlung sind Kompressionsstrümpfe nötig. Sie verhindern Thrombosen und stabilisieren die Gefäße. Sport und Sonne sind nach Rücksprache mit dem Arzt für eine Zeit lang zu meiden.
Weitere Informationen zur Behandlung von Venenerkrankungen beim Spezialisten
Besenreiser & Krampfadern nach der Schwangerschaft
Schwangere neigen besonders zu Besenreisern und Krampfadern. Denn durch die Hormone wird das Bindegewebe schwächer, während die Venen gleichzeitig mehr Blut nach oben pumpen müssen. Während und kurz nach einer Schwangerschaft sollten keine kosmetischen Besenreiser- und Krampfader-Therapien stattfinden.
Kommen entfernte Besenreiser und Krampfadern wieder?
Hat ein Experte Besenreiser oder Krampfadern entfernt, können diese nicht an der gleichen Stelle zurückkehren. Doch da die Veranlagung zu Venenleiden weiterhin vorhanden ist, können sie in unmittelbarer Nachbarschaft erneut durch die Haut schimmern. Betroffene können einiges tun, um das Risiko für Venenleiden zu reduzieren. Einer der wichtigsten Faktoren zur Vorbeugung von Venenleiden ist ein gesundes Körpergewicht.
Tipps zur Vorbeugung von Venenleiden im Alltag
Die folgenden Tipps können dabei helfen, Venenerkrankungen vorzubeugen oder die Symptome abzuschwächen:
- ausgewogene Ernährung
- Übergewicht vermeiden oder abbauen
- langes Sitzen und Stehen vermeiden
- Kompressionsstrümpfe bei langen Fahrten & Flügen
- Kneipp-Güsse mit kaltem Wasser, Wassertreten
- bevorzugt flache Schuhe tragen
- in Bewegung bleiben und auch im Büro kleine Bewegungspausen einplanen
Welche Sportarten eignen sich bei chronisch-venöser Insuffizienz?
Zu den optimalen Sportarten für beschwerdefreie Venen zählen Schwimmen, Radfahren, Aquagymnastik, Walking, Joggen, Ski-Langlauf und Tanzen. Auch Yoga kann die Venen positiv beeinflussen. Kraftsport sollte nur nach Rücksprache mit dem zuständigen Arzt stattfinden. Denn der Druck von hohen Gewichten kann sich ungünstig auf die Venen auswirken. Auf die Venen zugeschnitten ist Venengymnastik. Diese können Sie im Alltag immer wieder für einige Minuten durchführen. Hierzu zählen „Radfahren“ und Beinkreisen im Liegen, auf den Zehenspitzen stehen oder Fersenkreisen im Sitzen. Im Internet finden Sie zahlreiche Anleitungen rund um Venengymnastik.