„Nach dem Essen – Zähneputzen nicht vergessen!“ – für die meisten von uns ist es seit Kindertagen selbstverständlich, die Zähne mindestens zweimal täglich zu putzen. Diese Zahnhygiene – am besten in Kombination mit Zahnseide – sorgt für ein frisches Mundgefühl und dient dem möglichst lebenslangen Erhalt gesunder Zähne. Dabei unterstützen die Inhaltsstoffe der Zahnpasta die mechanische Reinigung durch die Bürstenbewegungen. Doch nicht jede Zahncreme tut unseren Zähnen gut – einige können langfristig sogar schädlich sein. Ein entscheidendes Kriterium hierfür ist der sogenannte RDA-Wert. Wir haben dem RDA-Wert auf den Zahn gefühlt und verraten warum der RDA-Wert für die Zahngesundheit eine große Rolle spielt und worauf Sie beim Kauf von Zahnpasta achten sollten.
Saubermacher in der Tube – das steckt in Zahnpasta
Jeder Drogeriemarkt hat Dutzende Zahncremes im Sortiment. Sie zählen zu den im Alltag unverzichtbaren Pflegehelfern. Gemeinsam mit einer elektrischen oder einer Handzahnbürste beugt der Inhalt der Tuben der Entstehung von Plaque und damit Karies vor. Doch was steckt drin? Die wichtigste reinigende Funktion übernehmen die „Putzkörper“. Sie entfernen Belag und polieren die Oberfläche der Zähne. Häufig handelt es sich dabei um Kieselgel, Natriumbicarbonat oder Schlämmkreide. Außerdem sind in den meisten Zahncremes Schaumbildner, die dabei helfen, die Zähne an schwer erreichbaren Stellen zu säubern. Sorbitol schützt die Paste vor dem schnellen Austrocknen. Fluorid kann den Zahnschmelz härten und so wiederum Karies verhindern. Weitere zugesetzte Inhaltsstoffe (Pyrophosphat, Zinksalze) beugen Plaque vor. Darüber hinaus enthalten Zahnpasten für besondere Bedürfnisse – Zahncreme für empfindliche Zähne oder aufhellende Produkte – zusätzliche Inhaltsstoffe.
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(Zu) effektive Putzkörper in Zahnpasta
Jede Zahnpasta hat einen RDA-Wert, doch nicht alle Hersteller geben ihn auf der Verpackung an. Er hängt vor allem von den verwendeten „Putzkörpern“ ab. Ein hoher RDA-Wert, mag die Putzkraft verbessern, kann jedoch die Zähne schwächen – kein gutes Verkaufsargument. RDA steht für „Radioactive[i] Dentine Abrasion“, wobei das „radioactive“ sich auf die Messmethode bezieht. Der Wert sagt aus, wie hoch die Abrasion ist. Er gibt uns also eine Antwort auf die Frage, wie viel Zahnmaterial die Paste beim Bürsten abträgt. Tendenziell hoch ist der RDA-Wert bei „Weißmacher-Zahnpasten“, die mit einem aufhellenden Effekt werben. Denn diese schrubben nicht nur den ungeliebten Belag von Schwarztee und Wein hinfort, sondern auch den natürlichen Zahnschmelz.
Der Zahn der Zeit: Abrasion mit späten Folgen
Unsere Zähne bestehen aus drei Schichten: Außen liegt der rund zweieinhalb Millimeter breite Zahnschmelz, darunter das Zahnbein – „Dentin“ – und im Inneren das Zahnmark. Die äußere Zahnschicht besteht fast vollständig aus Hydroxylapatit, das auch in großen Mengen in unseren Knochen enthalten ist. Doch selbst das härteste Gewebe im menschlichen Körper kann abnutzen. Wer sich jahrelang mit einer abrasiven Zahncreme die Zähne putzt, riskiert Folgeschäden: Zwar entfernen die enthaltenen Partikel Plaque und Bakterien besonders gründlich. Mit der Zeit greifen sie jedoch den Zahnschmelz irreparabel an, die Zähne werden brüchig. Liegt das Zahnbein frei, wird es schmerzhaft und die Zähne werden empfindlich.
Allerdings lässt sich eine hohe Abrasion nicht ausschließlich auf den RDA-Wert der Zahnpasta zurückführen. Ein weiterer Faktor ist der Druck, den wir beim Putzen auf die Zähne ausüben: Wer zu fest schrubbt, schwächt den Zahn. Einige elektrische Zahnbürsten helfen dabei, kontrollierter zu putzen. Nächtliches Zähneknirschen kann ebenfalls zu Abrasion führen. Hinzu kommt die Veranlagung: Manche Menschen haben einen härteren Zahnschmelz als andere. Ihr Zahnarzt hilft Ihnen weiter, falls Sie Fragen zu Ihrer individuellen Ausgangslage haben.
RDA-Werte – das richtige Maß finden
Welche RDA-Werte sind nun die „guten“? An der gesetzlichen Regelung können wir uns nicht orientieren: In Deutschland sind Werte bis zu 250 erlaubt, doch bereits ein RDA-Wert über 100 gilt als „stark abrasiv“. „Gering abrasiv“ sind Werte unter 30. Zahnpasten mit derart niedrigem Wert sind wiederum nicht empfehlenswert, da die reinigende Wirkung zu gering ausfällt. Wir können also festhalten: Alle Zahnpasten mit einem RDA-Wert von unter 30 reinigen nicht ausreichend. Diejenigen mit einem Wert von über 100 rubbeln bei der täglichen Zahnpflege zu viel Zahnschmelz ab. Für die meisten Menschen gilt: Optimal für die tägliche Zahnreinigung sind RDA-Werte zwischen 30 und 80. Wenn Sie freiliegende Zahnhälse haben oder eine elektrische Zahnbürste nutzen, verwenden Sie am besten eine Zahncreme mit einem mittleren RDA-Wert.
Der RDA-Wert Ihrer Zahncreme
Viele Leserinnen und Leser sind vermutlich mittlerweile ins Bad gegangen, um herauszufinden, welchen RDA-Wert ihre Zahnpasta hat. Konnten Sie ihn auf der Verpackung erkennen? Die Hersteller sind nicht verpflichtet ihn dort anzugeben – nur wenige drucken ihn auf. Wenn Sie auf Ihrer Zahnpasta keinen RDA-Wert gefunden haben, können Sie ihn eventuell auf einer Liste im Internet ausfindig machen. Alternativ schreiben Sie dem Hersteller einfach eine kurze E-Mail – so haben Sie den Wert aus sicherer Quelle.
Erosion – saurer „Weichmacher“
Wir wissen nun: Mit „Abrasion“ ist eine mechanische Abtragung von Zahnschmelz gemeint. Diese entsteht durch abrasive Zahnpasta, nächtliches Zähneknirschen oder eine falsche Zahnputztechnik. Abrasion hat leider einen starken Partner: die Erosion. Hierunter verstehen wir die Auflösung des Zahnmaterials durch ein Zuviel an Säure im Mund. Denn Säure entzieht den Zähnen Kalium- und Phosphat-Ionen und macht sie dadurch anfälliger. Wie kommt es zu einem unausgewogenen Säureverhältnis im Mund? Wer beispielsweise mehrfach am Tag Fruchtsäfte und Smoothies trinkt oder immer wieder zwischendurch Obst nascht, gibt seinen Zähnen Saures. Ebenso neigen Menschen, die unter häufigem Erbrechen – auch in Form von Essstörungen wie Bulimie – leiden, zu stärkerer Zahn-Erosion.
Zähneputzen – nicht immer gesund?!
Vor fast 80 Jahren kam in Deutschland eine Zahncreme auf den Markt, die mittels radioaktivem Thorium-X auf spezielle Weise für „strahlende Zähne“ sorgen sollte. „Doramad“ wurde bereits fünf Jahre später – nach Bekanntwerden der schädlichen Auswirkungen ionisierender Strahlen – vom Markt genommen. Derartige Gefahren drohen uns heute glücklicherweise nicht. Doch den eingangs zitierten Spruch „nach dem Essen – Zähneputzen nicht vergessen“ sollten wir nicht immer sofort beherzigen. Haben Sie beispielsweise säurehaltige Lebensmittel verzehrt oder ein Glas Orangensaft zum Frühstück getrunken, sollten Sie nicht so schnell auf die (Zahnpasta-)Tube drücken! Legen Sie lieber eine 30 minütige Pause ein, denn ansonsten reiben Sie die Säure in den Zahnschmelz ein und – Erosion verbündet sich mit Abrasion. Denn ist der Zahnschmelz chemisch aufgeweicht, ist er umso anfälliger für mechanischen Abrieb. Für Kinder ist es zudem wichtig, zu einer fluoridreduzierten Zahnpasta zu greifen. Ansonsten drohen Verfärbungen, die sich nicht mehr „wegbürsten“ lassen. Halten Sie den RDA-Wert im Blick: Mit einem mittleren Wert um die 50 gehen Sie kein Risiko ein.