Bei der Rektusdiastase – auch als Mittellinienbruch bezeichnet – kommt es zu einem Auseinanderdriften der geraden Bauchmuskeln, meist bedingt durch Schwangerschaft oder Übergewicht. In der Regel lässt sich die Rektusdiastase mit gezieltem Training gut behandeln. Nehmen Beschwerden zu oder treten Komplikationen auf, kann in manchen Fällen eine Operation sinnvoll sein.
Was ist eine Rektusdiastase?
Als Rektusdiastase (diastasis recti) – auch Mittellinienbruch oder „Out of Alignement“ genannt – bezeichnet man ein Auseinanderweichen der linken und rechten geraden Bauchmuskeln. Dies geschieht aufgrund einer Schwäche in der Bauchwand. Es entsteht so ein (sicht- und tastbarer) Spalt, der in Länge und Breite variieren kann und gemeinhin im Bereich knapp oberhalb des Nabels am stärksten ausgeprägt ist. Der Bauch wölbt sich durch diesen Spalt etwas nach vorne, vor allem beim Anspannen der Bauchmuskeln.
Leichte Formen einer Rektusdiastase sind nicht breiter als zwei Zentimeter. In ausgeprägten Fällen kann der Spalt aber auch deutlich auseinanderklaffen und sich vom Rippenbogen bis hinunter zum Schambein ziehen. In der Regel ist die Rektusdiastase symptomarm und lediglich ein optisches Problem. Gerade bei starken Ausprägungen ist allerdings mitunter die Stütz- und Haltefunktion beeinträchtigt, wodurch deutliche Beschwerden auftreten können.
Die Rektusdiastase ist kein echter Bauchwandbruch
Eine Rektusdiastase in jedem Fall von einem Bauchwandbruch/Nabelbruch abzugrenzen, bei dem tatsächlich das Bindegewebe der Bauchdecke klafft und stets die Gefahr gegeben ist, dass es zum Organvorfall kommt. Demgegenüber handelt es sich beim Mittellinienbruch – wenngleich es die Optik manchmal vermuten lässt – keineswegs um einen echten Bruch.
Der Rektusdiastase geht in der Regel ein Elastizitätsverlust der Linea alba (Bindegewebsnaht/-geflecht zwischen den geraden Bauchmuskeln) voraus. Durch entsprechende Beanspruchung dehnt sich diese, wird dünner und gibt nach. Das passiert etwa im Zuge einer Schwangerschaft, wodurch ungleich mehr Frauen als Männer von einem Mittellinienbruch betroffen sind. Doch auch Übergewicht kann den Spalt zwischen den Bauchmuskeln begünstigen. Eher selten ist die Rektusdiastase angeboren.
Was sind die Gründe für den Mittellinienbruch?
In den allermeisten Fällen ist die Rektusdiastase erworben. Hauptgrund für das Auseinanderklaffen der Bauchmuskeln sind Schwangerschaften. Gerade während des letzten Schwangerschaftsdrittels ist das Auftreten einer Rektusdiastase eher die Regel als die Ausnahme. Gebärmutter und Ungeborenes wachsen und verdrängen entsprechende Strukturen. Gleichzeitig sorgt das Schwangerschaftshormon Relaxin für ein Weicherwerden des Gewebes – also auch der Linea alba. Der Mittellinienbruch bildet sich nach der Entbindung zwar häufig von selbst wieder zurück, in manchen Fällen bleibt er aber bestehen. Als Risikofaktoren sind hier zudem ein zarter Körperbau, hohes Geburtsgewicht, häufige Schwangerschaften oder Mehrlingsschwangerschaften zu nennen.
Auch Übergewicht kann zu einer Rektusdiastase führen. Dabei wirkt das übermäßige Bauchfett ungünstig auf die entsprechenden Strukturen ein und sorgt so für deren Überdehnung.
Bei Säuglingen zeigt sich ein Mittellinienbruch recht häufig. Das liegt daran, dass der Abstand zwischen den geraden Bauchmuskeln recht groß ausfällt. Eine solche Rektusdiastase gibt sich ab dem Laufalter in der Regel von selbst wieder. In selteneren Fällen ist eine Rektusdiastase auch angeboren. Dann klaffen die geraden Bauchmuskeln nach oben hin auseinander, die Linea alba ist dementsprechend verbreitert.
Rektusdiastase: Risikofaktoren im Überblick
- Schwangerschaft (vor allem sehr schlanke Frauen und/oder große Kinder)
- wiederholte Schwangerschaften
- Mehrlingsschwangerschaften
- Übergewicht
Wie zeigt sich eine Rektusdiastase?
Eine Rektusdiastase wird kaum von schmerzhaften Symptomen begleitet. Vielmehr sind Beschwerden vorrangig ästhetischer Natur. Vor allem beim Anspannen ist der Spalt zwischen den Bauchmuskeln sicht- und tastbar. Außerdem wölbt sich nicht selten der Bauch ein wenig nach vorne, was für Unmut sorgt.
Bei einer stark ausgeprägten Rektusdiastase kann es allerdings durchaus zu unangenehmen Beschwerden kommen. So werden vor allem Stützfunktion und Körperstatik beeinflusst, was zu Schmerzen im Bereich des unteren Rückens sowie Hüfte und Gesäß sorgt. Bei Belastung und/oder Anstrengung machen sich diese besonders deutlich bemerkbar. Auch Probleme im Magen-Darm-Bereich können vorkommen. Darüber hinaus steigt das Risiko für Bauchwandbrüche etwas an.
Eine ausgeprägte Rektusdiastase in der Schwangerschaft beeinflusst nicht zuletzt die Austreibungsphase während der Geburt. Der Pressvorgang läuft dann mitunter erschwert ab. Durch eine aufrechte Geburtshaltung kann man dem aber recht gut entgegenwirken, da die Rückenmuskulatur vieles ausgleicht.
Rektusdiastase: Anzeichen im Überblick
- Sichtbarer/Tastbarer Spalt in der Mitte der Bauchdecke (v.a. bei Anspannung)
- Leichte Vorwölbung des Bauches
- Stützfunktion/Körperstatik kann beeinflusst sein → Schmerzen im Rücken-, Gesäß- und Hüftbereich sowie Magen-Darm-Beschwerden
- Pressvorgang während der Geburt kann beeinträchtigt sein
- Erhöhte Anfälligkeit für Bauchwandbrüche
Rektusdiastase in der Schwangerschaft völlig normal
Nach Schwangerschaften tritt die Rektusdiastase besonders häufig in Erscheinung. Das ist kein Wunder, denn mit dem wachsenden Babybauch müssen die Bauchmuskeln zwangsläufig zur Seite hin ausweichen. Bei einer Vielzahl frisch entbundener Mütter ist der schmale Spalt zwischen den Bauchmuskeln in den ersten Tagen und Wochen nach der Geburt noch ertastbar und bildet sich dann ganz von selbst wieder zurück. Eine sorgsame Rückbildungsgymnastik nimmt hier positiven Einfluss.
In manchen Fällen klaffen die geraden Bauchmuskeln nach der Schwangerschaft aber stärker auseinander und die Spaltbildung bleibt länger bestehen. Auch das ist grundsätzlich kein Problem. Damit sich ausgeprägtere Mittellinienbrüche wieder normalisieren, bedarf es ein wenig Zeit und Geduld. Eine entsprechende Therapie ist in jedem Fall angezeigt, damit es zu einer effektiven Rückbildung kommen kann. Treten körperliche Beschwerden auf und verbessert sich die Rektusdiastase trotz gezieltem Training nicht, sollte ärztliche Rücksprache gehalten werden. In schweren Fällen kann man nämlich durchaus auch eine Operation als Therapiemaßnahme in Erwägung ziehen.
Wie wird ein Mittellinienbruch diagnostiziert?
Die Diagnose Rektusdiastase kann in der Regel recht problemlos nach Anamnese und körperlicher Untersuchung (Tastbefund) gestellt werden. Ansprechpartner sind niedergelassene Ärzte wie Hausarzt, Gynäkologe, Internist oder Chirurg. Im Liegen wird die Bauchdecke unter Anspannung abgetastet. Auf diese Weise kann der Spalt zwischen den Bauchmuskeln leicht festgestellt werden. Bei ausgeprägten Formen ist dieser zudem meist sichtbar. Selbstverständlich kann auch jede erfahrene Hebamme einen Mittellinienbruch ertasten.
Die Diagnose sollte frühestens acht Wochen nach der Geburt gestellt werden, da sich eine Rektusdiastase im Wochenbett oftmals von selbst wieder zurückbildet. Der Tastbefund reicht zur Diagnosestellung im Regelfall aus, selten sind weiterführende Untersuchungen notwendig. Möchte man das Ausmaß der Rektusdiastase abbilden beziehungsweise tatsächliche Bauchwandbrüche ausschließen, geschieht das mittels Ultraschall.
Rektusdiastase: Therapiemöglichkeiten
Bei einer Rektusdiastase erfolgt die Behandlung vorrangig konservativ und zwar durch gezieltes Training. Nach einer Schwangerschaft muss hier zunächst der Fokus auf entsprechende Rückbildungsgymnastik gelegt werden. Auch darüber hinaus kann spezielles Training bei Mittellinienbrüchen für deutliche Besserung sorgen. Selbst bei länger bestehenden Beschwerden können auf diese Weise gute Erfolge erzielt werden.
Dabei gelangen spezielle Übungen zur Anwendung, die konkret auf die Rektusdiastase abgestimmt sind. Sie alle haben gemeinsam, dass die geraden Bauchmuskeln keinesfalls direkt trainiert werden. Im Zweifelsfall kann falsches Training den Mittellinienbruch nämlich sogar noch verstärken. Übungen, die auf die geraden Bauchmuskeln wirken oder die Bauchwand zu stark beeinflussen, wie etwa Sit-Ups, Crunches oder Bauchpressen mit Gewichten, werden also konsequent ausgespart.
Stattdessen liegt der Fokus auf einer schrittweisen Kräftigung der Bauchwand. So wird zunächst an der generellen Körperhaltung gearbeitet, danach folgen quer verlaufende Bauchmuskeln, Beckenbodenmuskeln und schließlich die tiefen und schrägen Bauchmuskeln. In jedem Fall sollte das Training zur Therapie einer Rektusdiastase unter professioneller Anleitung stattfinden. Vorrangig ist hier der Physiotherapeut gefragt, aber auch eine erfahrene Hebamme kann gut unterstützen. Zusätzlich ist es ratsam, dass im Vorfeld der Therapie ein individueller Trainingsplan erstellt wird, je nach Ausgangslage und Befund. Falls Übergewicht vorhanden ist, sollte dieses zudem abgebaut werden.
Rektusdiastase: Wann ist eine OP notwendig?
Eine Operation kann dann Linderung verschaffen, wenn anhaltende Schmerzen trotz konservativer Therapie keine Besserung erfahren. Entsteht aus der Rektusdiastase heraus tatsächlich ein echter Bauchwandbruch, sollte in jedem Fall operiert werden.
Während der Operation einer Rektusdiastase werden innenliegende Nähte gesetzt, die die Bauchmuskeln folgend in der richtigen Position halten. Zusätzlich kann ein Kunststoffnetz fixiert werden, um die Bauchwand zu stabilisieren. Der Eingriff erfolgt in der Regel minimalinvasiv. Unmittelbar nach der Rektusdiastase-OP ist ein Bauchgurt zu tragen. Für etwa sechs Wochen kommt zudem Kompressionswäsche zur Anwendung. Körperliche Anstrengung sollte nach dem Eingriff für etwa vier Wochen vermieden werden.
Zu bedenken ist außerdem, dass die operative Behebung eines Mittellinienbruches von den gesetzlichen Kassen in der Regel nicht übernommen wird, sofern lediglich kosmetische Beschwerden bestehen.
Wie kann man einer Rektusdiastase vorbeugen?
Einer Rektusdiastase kann durch gezielten Muskelaufbau (Bauch, Rumpf, Beckenboden) gut vorgebeugt werden. Übergewicht sollte man konsequent abbauen. Am besten gelingt das mit einer Kombination aus gesunder Ernährung und ausreichend Bewegung.
Während der Schwangerschaft besteht besondere Notwendigkeit zur Vorbeugung. Übermäßige Belastung, die die geraden Bauchmuskeln beansprucht, sollte vor allem im letzten Schwangerschaftsdrittel vermieden werden. Das betrifft etwa schweres Heben, Sportarten, die mit viel Kraftaufwand verbunden sind sowie das gerade Aufrichten aus dem Liegen. So ist vor allem beim Aufstehen wirklich konsequent darauf zu achten, sich zunächst vom Rücken auf die Seite zu drehen und sich erst dann unter Zuhilfenahme der Arme in die Sitzposition zu begeben. Das entlastet die Bauchmuskeln nämlich deutlich.
Das entlastende Aufsetzen sollte auch in der Zeit nach der Schwangerschaft beibehalten werden. Außerdem ist es wichtig, im und nach dem Wochenbett Augenmerk auf eine gute Rückbildung zu legen. Die geraden Bauchmuskeln sollten dabei ausgespart werden. Am besten, die Rückbildung findet angeleitet statt.
Rektusdiastase: Prognose
Die Prognose der Rektusdiastase ist ausgesprochen gut. Vor allem leichtere Formen, wie sie durch eine Schwangerschaft häufig entstehen, bilden sich ganz von selbst wieder zurück. Diesem Prozess darf ruhig auch etwas Zeit gegeben werden. Durch gezieltes Training lässt sich selbst bei etwas ausgeprägteren Formen des Mittellinienbruchs viel erreichen.
Eine Operation ist in den meisten Fällen nicht nötig. Wenn konservative Methoden allerdings nicht ausreichen und Beschwerden bestehen, ist ein operativer Eingriff sehr wohl anzuraten. Seltener kommt es bei einer Rektusdiastase zu Komplikationen wie etwa Bruchbildungen.