Im Vergleich zu Frauen nehmen Männer deutlich seltener Vorsorgeuntersuchungen wahr. Dabei leben sie statistisch betrachtet etwas ungesünder und weisen dementsprechend häufiger Risikofaktoren auf.
Warum Vorsorgeuntersuchungen auch für Männer absolut sinnvoll sind, welche Kosten die gesetzlichen Kassen in der Regel übernehmen und ab welchem Alter regelmäßige Check-Ups eingeplant werden sollten, wird in diesem Beitrag thematisiert. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Untersuchungen zur Früherkennung von Krebserkrankungen wie Prostata-, Hoden- oder Darmkrebs.
Warum sind regelmäßige Gesundheitschecks sinnvoll?
Regelmäßige Gesundheitsvorsorge ist wichtig und variiert je nach Alter, Geschlecht und individuellen Risikofaktoren. Grundsätzlich geht es um Früherkennung und damit automatisch um Prävention. Viele Erkrankungen verursachen im Frühstadium keinerlei Beschwerden und machen dadurch auch kaum auf sich aufmerksam. Erst mit Hilfe entsprechender Untersuchungen können sie erkannt und in Folge auch behandelt werden. Das verbessert die Prognose deutlich. Klassische Beispiele für unerkannte Erkrankungen sind etwa Bluthochdruck, Diabetes (bzw. Vorstufen) sowie Krebserkrankungen.
Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass sich regelmäßige Gesundheitschecks an Personen richten, die keine Beschwerden haben. Ziel ist es stets, etwaige Erkrankungen möglichst frühzeitig zu erkennen und behandeln zu können.
Warum gehen Frauen eigentlich häufiger als Männer zu Vorsorgeuntersuchungen?
Statistiken bilden deutlich ab, dass Frauen hierzulande ungleich häufiger Vorsorgeuntersuchungen in Anspruch nehmen als Männer. Über mögliche Gründe darf spekuliert werden. Naheliegend scheint, dass mehrere Faktoren zusammenspielen:
So dürften männliche Stereotype (Stärke, Unabhängigkeit,…) ebenso zum Tragen kommen, wie die die Tatsache, dass vor allem jüngere Männer Gesundheitschecks gar nicht wirklich im Fokus haben. Während etwa gynäkologische Vorsorgeuntersuchungen bei jungen Frauen meist schon seit Beginn der Pubertät selbstverständlich sind, verschwenden Männer bis zu einem gewissen Alter kaum einen Gedanken daran. Manche Untersuchungen (z.B.: Abtasten der Genitalien oder eine Rektaluntersuchung) sind zudem deutlich schambehaftet und sorgen für Verunsicherung oder Belustigung. Das kann zwangsläufig zu einer Vermeidungshaltung führen. Nicht zuletzt schließen nicht wenige Menschen – Männer wie Frauen – einen Arztbesuch für sich aus, solange sie keine Beschwerden verspüren. Ganz nach dem Motto: Wenn nichts weh tut, kann da auch nichts sein!
Vorsorgeuntersuchungen beim Mann: Darum sind sie so wichtig
Dass Männer ein Bewusstsein für routinemäßige Gesundheitschecks entwickeln, ist schon alleine vor dem Hintergrund wichtig, dass ab einem gewissen Alter die Wahrscheinlichkeit für bestimmte Erkrankungen statistisch ansteigt. Das betrifft vor allem das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Bluthochdruck, Herzinfarkt, Schlaganfall,…) sowie Krebserkrankungen. Entsprechende Vorsorgeuntersuchungen dienen der frühzeitigen Erkennung und helfen so, gesundheitliche Schäden auf lange Sicht zu reduzieren.
Werden diverse Erkrankungen (Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Stoffwechselerkrankungen, Erkrankungen der Organe,…) zeitnah erkannt, wirkt sich das auf Behandlungserfolg wie Heilungschancen positiv aus. Regelmäßige Gesundheitschecks sind nicht zuletzt im Sinne der Krebsvorsorge relevant. Vor allem die Darmkrebs-, Prostatakrebs- sowie Hodenkrebs-Vorsorge sind hier zu nennen. Doch auch Hautkrebs kann durch regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen rasch erkannt und behandelt werden.
Weitere Informationen zur Hautkrebsvorsorge
Verschiedene Untersuchungsmethoden sind dazu geeignet, Auffälligkeiten aufzuzeigen und Erkrankungen frühzeitig zu erkennen. In der Regel kommen körperliche Untersuchungen sowie Laboruntersuchungen von Blut, Harn und Stuhl zum Einsatz, seltener auch bildgebende Verfahren.
Welche Vorsorgeuntersuchungen für Männer gibt es?
Versicherte in den gesetzlichen Kassen haben das Recht, kostenlos unterschiedliche Vorsorgeuntersuchungen durchführen zu lassen. Dieser Möglichkeit sollte man sich bewusst sein und sie auch nutzen. Darüber hinaus gibt es eine Reihe von Selbstzahler-Leistungen (iGeL-Leistungen), bei denen es gilt, Kosten und Nutzen gegeneinander abzuwägen.
Kostenlose Vorsorgeuntersuchungen für Männer im Überblick
Gesundheits-Check-Up ab 35 Jahren: Ab einem Alter von 35 Jahren kann alle drei Jahre ein Gesundheits-Check-Up beim Hausarzt durchgeführt werden. Es ist dies eine umfassende Untersuchung, mit deren Hilfe Auffälligkeiten abgebildet werden können. Sie umfasst neben Anamnese und körperlicher Untersuchung (inkl. Blutdruckmessung) auch eine Urinuntersuchung sowie Kontrolle der Blutwerte (auch Nüchternblutzucker). Darüber hinaus wird der Impfstatus abgeklärt. Ein solcher Gesundheits-Check-Up ist auch als einmalige Kassenleistung zwischen dem 18. und 35. Lebensjahr vorgesehen.
Weitere Informationen zu aktuellen Impfempfehlungen
Hautkrebs-Screening ab 35 Jahren: Alle zwei Jahre haben Versicherte in den gesetzlichen Krankenkassen die Möglichkeit, eine Hautkrebs-Vorsorge durchführen zu lassen. Beim Facharzt für Dermatologie findet eine genaue Untersuchung der Haut inklusive behaartem Kopf statt. Veränderungen und auffällige Hautstellen können so erkannt, dokumentiert und im Verlauf beobachtet werden. Auf diese Weise ist es möglich, Krebserkrankungen (heller/nicht-melanozytärer beziehungsweise schwarzer Hautkrebs) frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
Weitere Informationen zur Hautkrebsvorsorge
Krebsvorsorge ab 45 beziehungsweise 50 Jahren: Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung beim Mann beziehen sich vor allem auf Auffälligkeiten an Prostata und Darm. Doch auch Krebserkrankungen der äußeren Genitalien (z.B.: Hodenkrebs) können auf diese Weise frühzeitig erkannt werden. Die Prostatakarzinomkontrolle kann ab einem Alter von 45 Jahren jährlich beim Urologen in Anspruch genommen werden. Neben der Prostata werden auch die äußeren Genitale genau untersucht. Ab einem Alter von 50 Jahren ist die regelmäßige Darmkrebsvorsorge möglich. Diese umfasst eine jährliche Untersuchung, bei der Enddarm und Rektum abgetastet werden. Zudem entweder eine jährliche Untersuchung auf verborgenes Blut im Stuhl ODER eine zweimalige (Abstand: 10 Jahre) Darmspiegelung beim Internisten beziehungsweise Gastroenterologen.
Ultraschall der Bauchschlagader ab 65 Jahren: Ab einem Alter von 65 Jahren ist ein einmaliger Ultraschall der Bauchschlagader vorgesehen. Dadurch ist es möglich, Auffälligkeiten der Schlagader frühzeitig zu erkennen und so einem Bauchaortenaneurysma entgegenzuwirken.
Prostatakrebs: Früherkennung durch regelmäßige Kontrollen
Wie bereits erwähnt, kann ab einem Alter von 45 Jahren jährlich eine Vorsorgeuntersuchung beim Urologen durchgeführt werden. Dabei werden Genitalien sowie die Lymphknoten in der Leiste abgetastet. Die Prostata selbst wird durch den Enddarm mittels Zeigefinger untersucht. Dabei können Veränderungen in Größe oder Beschaffenheit rasch erkannt werden. Unregelmäßigkeiten oder Verhärtungen können erste Hinweise auf eine mögliche Krebserkrankung liefern. Dass ein frühzeitiges Erkennen von Prostatakrebs relevant ist, zeigt sich schon anhand statistischer Gegebenheiten: Prostatakrebs ist nicht nur die häufigste Tumorart bei Männern, er stellt zudem die zweithäufigste Todesursache dar. Je früher also mit Therapiemaßnahmen angesetzt werden kann, desto höher die Heilungschancen.
Zusätzlich zum jährlichen Screening beim Urologen kann ein PSA-Test durchgeführt werden. Hierbei wird der Wert des Prostata-spezifischen Antigens im Blut gemessen, was Hinweise auf eine Krebserkrankung liefern kann. Diese Blutuntersuchung ist zwar keine Kassenleistung, aber leistbar (im Schnitt 25-45 Euro). Wenn spezielle Risiken vorliegen, wird sie in einzelnen Fällen übrigens durchaus von den Kassen übernommen.
Hodenkrebs Früherkennung: Selbstuntersuchung ist sinnvoll
Zwar werden die äußeren Genitale bei der jährlichen Vorsorgeuntersuchung durch den Urologen abgetastet, aber eben erst ab einem Alter von 45 Jahren. Das verdeutlicht, wie wichtig es ist, dass Männer auch darüber hinaus regelmäßig selbst ihre Hoden abtasten. Ähnlich wie beim Abtasten der weiblichen Brust, können ungewöhnliche Veränderungen so rasch bemerkt und abgeklärt werden. Vor allem im Hinblick darauf, dass Hodenkrebs statistisch gesehen vor allem bei jüngeren Männern auftritt, scheint das sinnvoll.
Darmkrebsvorsorge nicht auf die leichte Schulter nehmen
Früherkennungsuntersuchungen in Bezug auf Darmkrebs können ab 50 Jahren jährlich in Anspruch genommen werden. Dabei ist es möglich, Auffälligkeiten im Bereich des Dickdarms beziehungsweise Enddarms zu erkennen. In der Regel findet das Screening beim Internisten oder Gastroenterologen statt. Vom After aus werden die unteren Darmbereiche vorsichtig auf auffällige Verhärtungen oder anderweitige Veränderungen abgetastet. Darüber hinaus wird der Stuhl auf nicht sichtbares Blut hin untersucht. Blutbeimengungen können nämlich auf Krebserkrankungen im Darmbereich hindeuten.
Statt einer solchen Stuhluntersuchung, auf die Patienten jährlich Anspruch haben, kann auch eine zweimalige Spiegelung des Darms (Koloskopie) im Abstand von zehn Jahren gewählt werden. Zur Krebsvorsorge ist die Darmspiegelung nicht zuletzt deswegen gut geeignet, dass auffällige Veränderungen wie etwa Adenome während des Eingriffs gleich entfernt werden können.
Lohnen sich Vorsorgeuntersuchungen wirklich?
Die Frage nach dem Nutzen von Vorsorgeuntersuchungen beschäftigt Männer und Frauen gleichermaßen. Grundsätzlich lässt sich dazu sagen, dass es sich um eine individuelle Entscheidung handelt, bei der Vor- und Nachteile im Vorfeld gegeneinander abgewogen werden müssen.
Wesentlicher Vorteil ist in jedem Fall, dass Vorsorgeuntersuchungen ein frühzeitiges Erkennen von Erkrankungen möglich machen. So können Therapiemaßnahmen rasch eingeleitet und die Prognose kann deutlich verbessert werden. Demgegenüber steht die Tatsache, dass im Rahmen von Screeningmaßnahmen festgestellte Auffälligkeiten Unsicherheit schüren – auch dann, wenn letztendlich nichts Ernstes dahintersteckt. Solch ein falscher Alarm kann psychisch sehr fordernd sein und sich auch langfristig ungünstig auswirken.
Wertfrei betrachtet, wiegen Vorteile Nachteile spätestens dann auf, wenn tatsächlich eine Erkrankung erkannt wird. Darüber hinaus ist es wichtig, seine Gesundheit nicht auf die leichte Schulter zu nehmen und ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, dass viele Krankheiten lange Zeit unbemerkt bleiben. Erst zum Arzt zu gehen, wenn es weh tut, kann dann verheerend sein. Im Sinne der Prävention und optimalen Prognose ist Gesundheitsvorsorge also wesentlich.
Krebsvorsorge Männer: Was ist für Risikogruppen sinnvoll?
Es gibt Fälle, in denen es Sinn macht, schon etwas früher mit regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen zu beginnen. Etwa, wenn es genetische Vorbelastungen gibt, bestimmte Vorerkrankungen oder aber Risikofaktoren wie beispielsweise Übergewicht. Ob eine frühzeitige Vorsorge im individuellen Fall sinnvoll ist, klärt man am besten mit dem Hausarzt ab. Auch wenn man an sich selbst Auffälligkeiten bemerkt, sollten diese nicht ignoriert, sondern ärztlich besprochen werden.
Krebsvorsorge bei Männern: Was kann man selbst tun?
Regelmäßige Krebsvorsorge bei Männern setzt das Bewusstsein voraus, dass Gesundheit ein wertvolles Gut ist, mit dem man sorgsam umgehen möchte. Wichtig ist es, nicht nur mit Stereotypen aufzuräumen, sondern auch Ängste und Unsicherheiten vor den Untersuchungen selbst zu bearbeiten und abzulegen. Den Besuch beim Urologen, Internisten oder Gastroenterologen als selbstverständliche Routine ansehen zu können, die nicht mit Scham besetzt sein muss, hilft langfristig.
Vorteile regelmäßiger Gesundheitschecks müssen ebenso bewusst gemacht werden wie Nachteile. Nicht zuletzt ist es natürlich wesentlich, aufmerksam zu sein, was den eigenen Körper betrifft. So lassen sich ungewöhnliche Veränderungen in der Regel relativ rasch erkennen. Hier auch selbst aktiv zu werden – zum Beispiel, indem man das regelmäßige Abtasten der Hoden in den Alltag integriert – ist zusätzlich hilfreich.