Ständige Müdigkeit, Konzentrationsschwäche, brüchige Nägel, stumpfe Haare, Schlafstörungen – hinter all diesen Symptomen könnte ein Eisenmangel stecken. 8% aller Deutschen leiden darunter und weltweit ist es die am weitesten verbreitete Mangelerkrankung.
Aber keine Sorge: Eisenmangel ist gut behandelbar und es stehen mehrere Therapieformen zur Verfügung. Lesen Sie in diesem Artikel alles Wichtige über die Ursachen, Folgen und Behandlungsmöglichkeiten von Eisenmangel.
Warum ist Eisen für unsere Gesundheit unverzichtbar?
Eisen spielt eine wesentliche Rolle bei der Produktion des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin. Hämoglobin gibt den roten Blutkörperchen nicht nur ihre rote Farbe, es transportiert den eingeatmeten Sauerstoff aus der Lunge über den Blutkreislauf in alle Körperzellen. Darüber hinaus ist Eisen an wichtigen Stoffwechselprozessen beteiligt. So benötigt das körpereigene Abwehrsystem Eisen, um effektiv gegen Krankheitserreger zu arbeiten. Auch für die Bildung von Eiweißen und deren vielfältigen Funktionen ist das Spurenelement ebenfalls wichtig.
Damit diese Prozesse aber im täglichen Ablauf funktionieren, muss eine gewisse Menge Eisen im Körper vorhanden sein.
Leider kann der menschliche Körper Eisen nicht selbst herstellen – wir sind also darauf angewiesen unserem Körper über die Nahrung ausreichend Eisen zuzuführen. Eisen wird als Spurenelement aus eisenhaltigen Lebensmitteln je nach Zusammensetzung der Nahrung mehr oder weniger gut vom Magen-Darm-Trakt aufgenommen. Der Körper benötigt etwa 1 mg Eisen pro Tag.
Leider ist die Aufnahmefähigkeit für Eisen jedoch beschränkt: Gerade einmal 5% bis maximal 15% des zugeführten Eisens wird resorbiert, der Rest wird wieder ausgeschieden. Deshalb muss die Tageszufuhr an Eisen auch entsprechend höher sein. Wie hoch der Eisenbedarf tatsächlich ist, hängt von vielen Faktoren, wie Alter, Geschlecht und der jeweiligen Lebensphase des Patienten ab.
Als Richtwerte für die benötigte Eisenzufuhr gelten folgende:
- 10 mg täglich wird Männern ab 19 Jahren und Frauen in der Menopause empfohlen
- 15 mg Mädchen ab 10 Jahren und Frauen mit Regelblutung,
- 20 mg für Stillende und
- 30 mg für Schwangere.
Wie entsteht Eisenmangel und wer ist besonders betroffen?
Ist der Eisenbedarf höher als die tatsächliche Eisenaufnahme, entsteht ein Eisenmangel. Dieser kann verschiedene Ursachen haben: So kann eine zu geringe oder gestörte Eisenaufnahme, ein erhöhter Eisenbedarf oder ein erhöhter Eisenverlust für einen Eisenmangel verantwortlich sein.
Ein erhöhter Bedarf an Eisen besteht bei Frauen zum Beispiel während der Schwangerschaft und Stillzeit. Kinder in der Wachstumsphase und Pubertät benötigen ebenfalls mehr Eisen. Ein eisenreicher Speiseplan ist auch bei Sportlern sinnvoll: Ihr Eisenbedarf ist erhöht, da der Energie- und Sauerstoffumsatz zunimmt und sie deshalb vermehrt Hämoglobin und Blut bilden. Außerdem kommt es bei Sportlern durch vermehrte Schweißbildung zu Eisenmangel.
Menschen, die keine tierischen Nahrungsmittel zu sich nehmen, haben oft einen zu niedrigen Eisenspiegel, da sie sich wenig Eisen zuführen. In pflanzlichen Nahrungsmitteln ist zwar genügend Eisen enthalten, jedoch liegt es in einer Form vor, die der Körper schlechter verwerten kann als tierisches Eisen. Eine zu geringe Zufuhr von Eisen kann aber auch durch einseitige Diäten entstehen.
Starke Periodenblutungen bei Frauen, länger andauernde Blutungen durch Geschwüre oder blutende Hämorrhoiden führen ebenfalls zu einem Eisenverlust.
Auch bestimmte Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes können die Aufnahme von Eisen beeinträchtigen. Die Eisenaufnahme wird außerdem durch die Einnahme bestimmter Medikamente beeinträchtigt, z. B. durch Salicylate (Acetylsalicylsäure), Magenentsäuerungsmittel, Mittel zur Cholesterinsenkung und Medikamente zur Behandlung von Harnsteinen.
Symptome von Eisenmangel
Die Symptome von Eisenmangel entwickeln sich meist über einen langen Zeitraum und sind häufig nicht besonders konkret. Zunächst kann der Körper eine verminderte Eisenaufnahme noch ausgleichen, indem er auf das im Körper gespeicherte Eisen (Speichereisen) zurückgreift.
Solange der Körper diese Eisenreserven abbaut, bleibt der Hämoglobin-Wert noch im Normalbereich. Sind die Eisenspeicher jedoch erschöpft, greift der Körper auf das im Blut befindliche Eisen zurück. Dadurch wird die Neubildung der roten Blutkörperchen behindert und es kommt zu einer Blutarmut. Erste Symptome machen sich dann schnell bemerkbar.
Besonders typische und häufige Symptome, die bei Eisenmangel auftreten, sind:
- Blässe
- Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Erschöpfung
- Konzentrationsstörungen,
- Vergesslichkeit
- Nervosität, innere Unruhe
- Schwindel
- Schlafstörungen
- Kopfschmerzen
- Einrisse in den Mundwinkeln
- brüchige Nägel oder Rillen in den Nägeln
- diffuser Haarausfall
- höhere Infektanfälligkeit
- Kälteempfindlichkeit
- Kurzatmigkeit, vor allem unter Belastung
Eisenmangel diagnostizieren
Die Diagnose von Eisenmangel erfolgt in einer Blutuntersuchung. Eisenmangel wird hauptsächlich anhand des Hämoglobinwertes (Hb-Wertes) und der Serum-Ferritin-Konzentration definiert. Der Hb-Wert gibt an, wie viel Eisen im Blut enthalten ist. Bei Männern gilt ein Hb-Wert zwischen 13 und 17 g pro Deziliter (dl) Blut als normal. Bei Frauen liegt der Normalwert zwischen 12 und 16 g/dl.
Neben dem Hämoglobinwert sollte bei Verdacht auf Eisenmangel zusätzlich der sogenannte Ferritin-Wert im Blutserum ermittelt werden. Das Serum-Ferritin zeigt den Eisenspeicher an und wird deshalb auch Speichereisen genannt.
Bei Männern sollte es zwischen 30 und 250 μg/l und bei Frauen zwischen 15 und 120 μg/l liegen Sinkt es unter den Normwert, spricht man von einem Speichereisenmangel.
Stellt der behandelnde Arzt eine Eisenmangelanämie fest, muss zunächst die Ursache geklärt werden. So sollten zum Beispiel bei Männern sowie bei Frauen in den Wechseljahren, die nicht in eine Eisenmangel-Risikogruppe fallen, weitere körperliche Untersuchungen erfolgen, um abzuklären, ob eventuell innere Blutungen vorliegen.
Wurde die Ursache für den Eisenmangel ermittelt, kann eine entsprechende Therapie beginnen. 6 bis 8 Wochen nach der Eisentherapie sollte dann eine Nachkontrolle mittels Blutbild erfolgen.
Eisenmangel behandeln
Nach der Diagnosestellung eines Eisenmangels sollte mit einer Ernährungsumstellung auf eine möglichst eisenreiche, aber trotzdem ausgewogene Kost begonnen werden. Da dies auch selbst durch eine geschickte Lebensmittelauswahl und -kombination nur bis zu einem gewissen Grad durchführbar ist, wird häufig noch zusätzliches Eisen benötigt. Dabei gibt es mehrere Therapieformen.
Medikamentöse bzw. orale Eisentherapie
Die orale bzw. medikamentöse Eisentherapie wird in den meisten Fällen in Form von Tabletten, Brausetabletten, Kapseln, Dragees, Tropfen oder Säften durchgeführt. Da die Eisenmenge, die mit diesen Präparaten zugeführt wird, aber nur zu einem Bruchteil im Darm resorbiert wird, müssen diese täglich über mehrere Wochen bis Monate eingenommen werden.
Um die Aufnahme im Körper zu verbessern, empfiehlt es sich zudem, diese auf nüchternen Magen, das heißt circa eine Stunde vor einer Mahlzeit einzunehmen. Da außerdem ein saures Magenmilieu und die Einnahme von Vitamin C die Aufnahme von Eisen im Darm begünstigen, kombiniert man die Einnahme des Medikamentes idealerweise mit einem Glas Orangen- oder Zitronensaft.
Bei der Anwendung von Eisenpräparaten können Nebenwirkungen wie Verstopfung, Appetitlosigkeit, Übelkeit und Magenbeschwerden auftreten. Diese Beschwerden sind meist nicht schwerwiegend. Wer davon betroffen ist, sollte sich jedoch beim behandelnden Arzt beraten lassen, damit ein möglichst verträgliches Arzneimittel ausgewählt werden kann. So gibt es zum Beispiel Brausetabletten, die den Magen weniger belasten, oder auch Kapseln, die sich erst im Darm auflösen. Zur Vorbeugung einer Verstopfung hilft dagegen schon eine erhöhte Trinkmenge in Form von Wasser.
Intravenöse Eisentherapie
Liegt eine Unverträglichkeit von oralen Eisenpräparaten vor oder leidet der Patient unter einem sehr ausgeprägten Eisenmangel, lassen sich die Eisenreserven auch über die Vene (intravenös mittels Infusionen) auffüllen. Auf diese Weise können die Eisenspeicher besonders rasch aufgefüllt werden.
Je früher Eisenmangel erkannt wird, umso besser ist er zu behandeln. Bis sich eine Eisenmangelanämie bessert, kann es jedoch drei bis sechs Wochen dauern. Nach dieser Zeit sollten Eisenpräparate noch weitere sechs Monate eingenommen werden, um die Eisenspeicher des Körpers aufzufüllen.
Eisenmangel vorbeugen
Bei gesunden Erwachsenen ist eine ausgewogene Ernährung meist völlig ausreichend, um einem Eisenmangel vorzubeugen. Je nach Lebensphase haben einige Menschen, wie etwa Kinder im Wachstum, Schwangere und Stillende sowie Sportler einen erhöhten Eisenbedarf. Gleiches gilt auch für Frauen mit starken Periodenblutungen. In solchen Fällen sollte einer eisenreichen Ernährung zusätzlich Beachtung geschenkt werden.
Eisen findet sich sowohl in tierischer als auch in pflanzlicher Nahrung. Aus der Nahrung kann der Körper tierisches Eisen aber weitaus besser aufnehmen als pflanzliches Eisen. Bis zu 20 % des aufgenommenen tierischen Eisens kann vom Körper aufgenommen werden. Leicht verwertbares Eisen ist dabei vor allem in Fisch oder magerem Fleisch enthalten.
Bei pflanzlichen Eisenlieferanten können lediglich 4 bis 10 % resorbiert werden. Deshalb sollte der Eisenhaushalt bei einer vegetarischen oder veganen Ernährung besonders überwacht bzw. gezielt im Ernährungsplan berücksichtigt werden.
Tierische Eisenlieferanten
- rotes Fleisch
- Blutwurst
- Leber
- Meeresfrüchte, Fisch
Pflanzliche Eisenlieferanten
- Hülsenfrüchte (Kichererbsen, Sojabohnen, Linsen)
- Weizenkleie, Haferflocken, Leinsamen
- Kürbis- und Sonnenblumenkerne
- Obstsorten, vor allem in getrockneter Form, wie Papaya, Aprikosen, Feigen, Äpfel, Pflaumen, Rosinen, Datteln, Mango, Bananen
- Kräuter (Basilikum, Thymian, Petersilie, Brennnessel)
Welche Lebensmittel sollten bei Eisenmangel vermieden werden?
Es gibt aber auch bestimmte Nahrunskomponenten, die die Eisenaufnahme über die Nahrung hemmen. Dazu gehört vor allem Calcium in Form von Milch, Käse oder Joghurt. Auch phytat-haltige Lebensmittel, wie Vollkornprodukte oder Reis hemmen die Eisenaufnahme. Darüber hinaus beeinträchtigen auch Schwarztee, Grüntee, Kaffee, Kakao, Cola, Rotwein, Traubensaft und Weißmehlprodukte die Eisenaufnahme aus der Nahrung. Und auch bestimmte Gemüsesorten, die Oxalsäure enthalten, verschlechtern die Eisenaufnahme. Dazu gehören vor allem Spinat und Rhabarber.
Um diesen negativen Effekt zu vermindern, ist es empfehlenswert, eine Kombination dieser Nahrungs- und Genussmittel mit eisenreichen Mahlzeiten möglichst zu vermeiden. Förderlich für die Eisenaufnahme ist es, mindestens 1 Stunde nach einer eisenreichen Mahlzeit auf diese Produkte zu verzichten.
Eisenmangel im Alltag vermeiden
- 3- bis 4-mal die Woche eine Portion mageres Fleisch essen
- Mahlzeiten mit vitamin-C-reichem Gemüse, wie zum Beispiel Paprika, Rosenkohl, Sauerkraut oder Kartoffeln kombinieren
- Orangensaft zum Essen trinken
- bei drohendem Eisenmangel ergänzend Kräuterblutsaft einnehmen
Bei Verdacht auf einen Eisenmangel bzw. Symptomen, die dafür sprechen könnten, ist es also auf jeden Fall empfehlenswert einen Arzt aufzusuchen. Eine Blutuntersuchung gibt dann rasch Klarheit und ein womöglich vorliegender Eisenmangel kann direkt mit der entsprechenden Therapie behandelt werden. Aber auch andere Grunderkrankungen, die ähnliche Symptome mit sich bringen, können auf diese Weise erkannt werden. Grundsätzlich gilt, je früher ein Eisenmangel erkannt wird, desto besser. Sind die Eisenreserven erst vollkommen aufgebraucht, so ist eine Eisentherapie entsprechend langwieriger.