Während in unseren Breiten meist gebräunte Haut als Schönheitsideal gilt, sieht es in vielen Teilen der Welt anders aus. Entspricht die natürliche Hautfarbe nicht den eigenen Idealen, entscheiden sich viele Menschen für Skin-Bleaching. Bei Skin-Bleaching handelt es sich um ein umstrittenes Verfahren der Hautaufhellung. Insbesondere in Afrika und Asien gilt helle Haut als Schönheitsideal.
Aus diesem Grund wenden vor allem Frauen Kosmetikprodukte mit bleichenden Inhaltsstoffen an. Die Industrie hinter solchen Kosmetika ist mittlerweile milliardenschwer. Dabei kommt es aufgrund kaum kontrollierter Produkte mit fragwürdigen Inhaltsstoffen nicht nur häufig zu schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen, es stellt sich zudem die Frage nach dem Zusammenhang von Skin-Whitening und Colorism.
Was ist Skin Bleaching eigentlich genau?
Skin Bleaching – auch Skin-Whitening oder Skin-Lightening – bezeichnet einen nicht immer harmlosen Schönheitstrend, der vielerorts boomt. Man versteht darunter das Aufhellen des individuellen Hauttones. Sind wir in unseren Breiten eher mit dem Gegenteil – also dem bewussten Bräunen der Haut – konfrontiert, ist Hautaufhellung in vielen Teilen der Welt kosmetischer Alltag mit entsprechender Lobby und milliardenschwerer Industrie dahinter. Dabei ist die Problematik um den Schönheitstrend vielschichtiger, als man im ersten Moment vielleicht annimmt. Nicht nur gesundheitliche Risiken sind hier Thema, ebenso muss man sich der Diskussion um Colorism und Rassismus stellen.
Skin Bleaching arbeitet mit verschiedenen Methoden. So kommen vorrangig diverse Kosmetika (Seifen, Cremes, Salben, Lotionen,…) zum Einsatz, die durch bleichende Zusatzstoffe den Hautton aufhellen. Vorteil ist hier zweifellos, dass die Anwendung problemlos zuhause erfolgen kann. Doch auch entsprechende chemische Behandlungen in niedergelassenen Studios sowie Injektion oder orale Einnahme der Wirkstoffe finden statt.
Der Wunsch danach, die eigene Hautfarbe zu verändern, reicht dabei von leichter Aufhellung bis hin zu gravierenden Maßnahmen mit deutlicher Auswirkung auf optischer, gesundheitlicher und – nicht zuletzt – gesellschaftlicher Ebene. Gesundheitsrisiken durch Skin Bleaching ergeben sich vorrangig durch schädliche Inhaltsstoffe, da Produkte außerhalb des EU-Raumes weniger reglementiert und kontrolliert werden.
Wie funktioniert Skin Bleaching?
Kosmetikprodukte, die den Hautton aufhellen, funktionieren alle nach demselben Prinzip. So wird stets bei Melanin angesetzt, unserem Hautfarbstoff. Produktion und Konzentration müssen gedrosselt werden, was in der Regel durch Reduktion von Melanozyten (Pigmentzellen) beziehungsweise melaninbildender Enzyme (v.a. Tyrosinase) gelingt. Aufgrund der verringerten Pigmentierung wird die Haut in weiterer Folge heller.
Wo liegt Hautaufhellung im Trend?
Skin Bleaching ist ein gigantischer Wirtschaftszweig, der vorrangig im afrikanischen und asiatischen Raum sowie in der Karibik etabliert ist. Eine von der WHO veröffentlichte Statistik aus 2011 zeigt hier recht hohe Prozentzahlen in Bezug auf den regelmäßigen Gebrauch hautaufhellender Mitteln oder Behandlungen auf. So wenden etwa 40 Prozent afrikanischer Frauen (Spitze mit über 70 Prozent in Nigeria) beziehungsweise knapp 50 Prozent Inderinnen Skin-Bleaching-Produkte an. Doch auch innerhalb mancher Bevölkerungsgruppen in Europa, Amerika oder Australien findet Hautaufhellung – mehr oder weniger offensichtlich – statt.
Skin-Bleaching als Industrie hat eine immense Lobby im Hintergrund. Kein Wunder, immerhin generieren Produkte zur Hautaufhellung weltweit sogar mehr Umsatz als Bräunungsprodukte. Insofern mischt Skin-Whitening als schnell wachsende und milliardenschwere Schönheitsindustrie zweifellos ganz vorne mit. Dass wir in Europa davon eher weniger mitbekommen, liegt nicht zuletzt daran, dass im EU-Raum eine entsprechende Gesetzgebung den Verkauf hautaufhellender Produkte stark einschränkt. Das bedeutet aber leider mitnichten, dass zweifelhafte Produkte nicht dennoch relativ einfach auf dem Schwarzmarkt bezogen werden können.
Bei hellhäutigen Europäern ist die Nutzung von Skin-Bleaching-Produkten übrigens ebenfalls nicht ungewöhnlich. Allerdings werden Hautaufheller hier meist in einem anderem Kontext verwendet, etwa zur Behandlung von Alters- oder Leberflecken oder für einen ebenmäßigen Teint. Gerade in den letzten Jahren erfreut sich unter anderem auch das kontrovers diskutierte Analbleaching großer Beliebtheit.
Warum bleichen so viele Menschen ihre Haut?
Geschichtlich betrachtet ist Hautaufhellung – auch bei weißen Frauen und Männern – nichts Neues. Schon in der Antike dürfte das Bleichen der Haut eine Rolle gespielt haben. Zudem wurde in vergangenen Zeiten ein heller Hautton mit Ansehen und Wohlstand assoziiert. Nicht unter gleißender Sonne am Feld arbeiten zu müssen, war eben nur der gehobenen Schicht vorbehalten.
Doch weshalb greifen auch heute noch viele Menschen zu Hautaufhellern? Die Gründe sind vielschichtig und nicht zuletzt mit historischen Aspekten von Rasse und dem Stellenwert von Hautfarbe verbunden. Vordergründig gilt helle Haut in vielen Ländern als Schönheitsideal. Positive Eigenschaften wie Zufriedenheit, Beliebtheit, Erfolg oder Reichtum sind damit konnotiert. Vor allem im Hinblick auf soziales Ansehen, Berufstätigkeit oder Familiengründung profitieren Menschen vielerorts leider nach wie vor von einem hellen Hautton.
Hier kommt der Werbung eine große Bedeutung zu. So wird im asiatischen oder afrikanischen Raum durch entsprechende Werbeeinschaltungen deutlich suggeriert, dass sich mit heller Haut gewisse Vorteile und Chancen ergeben. Gesellschaftlicher und beruflicher Aufstieg sind passende Stichworte. Tatsächlich geht es aber natürlich um etwas völlig anderes: Stereotype, gesellschaftliche Normen und Anpassung. In diesem Zusammenhang kommt man nicht umhin, sich die Frage nach Diskriminierung zu stellen. Immerhin ist ein gemeinsamer Kontext von Skin-Whitening und Colorism offensichtlich.
Zum Zusammenhang von Skin-Whitening und Colorism
Vorurteile aufgrund der Hautfarbe liegen in unserer Geschichte begründet. Spätestens mit der Kolonialisierung und dem damit verbundenen Sklavenhandel hat sich der Stereotyp von dunkler Haut als „minderwertiger“ Hautton gesamtgesellschaftlich eingebrannt. Diskriminierung aufgrund der Hautfarbe (=Colorism) ist historisches und gesellschaftliches Erbe gleichermaßen – und dieses gilt es zu zerschlagen. Dass Aufklärung über Rassendiskriminierung dazu ausreicht, ist ein Irrglaube. Immerhin läuft Diskriminierung häufig unbewusst beziehungsweise unterbewusst ab. Werden also positive oder negative Attribute mit etwas Neutralem wie Hautfarbe verbunden, zeigt sich die Problematik deutlich. Das Phänomen Skin-Whitening ist hier durchaus Symptom.
Der Wissenschaftler Ronald Hall, der sich mit dem Zusammenhang von Hautaufhellung und Colorism beschäftigt, geht sogar so weit, dass er People of Color gleichermaßen als Opfer und Verursacher der Problematik beschreibt. Immerhin wird ein heller Hautton selbst in den eigenen Reihen als anzustrebendes Schönheitsideal betrachtet. In diesem Kontext prägt Hall auch den Begriff „Bleaching Syndrome“.
Um Änderungen herbeiführen zu können, geht es im gesellschaftlichen Diskurs vorrangig darum, Vorurteile aufzubrechen und Sensibilität für das zugrundeliegende Problem zu schaffen. Das bedeutet, dass Aufklärungsarbeit schon von Kindesbeinen an stattfinden muss. Hier sind nicht zuletzt Bildungseinrichtungen in der Pflicht. Dabei dürfen natürlich auch Überlegungen nicht fehlen, weshalb sich „Schönheit“ überhaupt über Äußerlichkeiten definiert. Dieser gesellschaftliche Diskurs geht Hand in Hand mit entsprechenden rechtlichen Rahmenbedingungen von Seiten der Politik. Im Hinblick auf die zweifelhafte Qualität vieler Bleachingprodukte steht hier vor allem das Schaffen von Regulativen, was Zusammensetzung, Werbung sowie Verkauf der Präparate angeht, im Zentrum.
Skin Bleaching: gefährliches Schönheitsideal
Was nicht außer Acht gelassen werden darf, ist die Tatsache, dass der unreflektierte Umgang mit Schönheitsidealen, wie er sich etwa bei Skin Bleaching präsentiert, gesundheitlich bedenkliche Folgen nach sich ziehen kann.
Viele im afrikanischen oder asiatischen Raum erhältliche Produkte sind nicht ausreichend reguliert beziehungsweise zertifiziert. Zudem ist der Gebrauch solcher Präparate gerade in wirtschaftlich weniger reichen Ländern eine Kostenfrage. Das sorgt dafür, dass der Schwarzmarkt boomt. Günstige Hautaufheller mit bedenklichen – meist nicht entsprechend ausgewiesenen – Inhaltsstoffen sind also im Umlauf.
Gesundheitliche Risiken ergeben sich vorrangig durch beinhaltete toxische Chemikalien, allen voran Quecksilber, Hydrochinon, Kortikosteroide und Glutathion. Hautirritationen, Hautschäden oder gar Beeinträchtigung von Organfunktionen sind die Folge. Auch steigt durch die gedrosselte Melaninproduktion das Risiko für Hautkrebs an. Werden die Grenzwerte für Quecksilber überschritten, kann es im Falle einer Schwangerschaft zu Schädigungen des Ungeborenen kommen. Gelangt Quecksilber durch die Ausscheidungen ins Trinkwasser, kann das sogar ein Problem für Schwangere darstellen, die selbst gar keine Hautaufheller verwenden. Nicht zuletzt können sich unregulierte Mengen toxischer Inhaltsstoffe in Skin Bleaching-Produkten auch negativ auf die Psyche auswirken.
Hautaufhellung: gesundheitliche Risiken im Überblick
- Hautirritationen, Schmerzen, Krustenbildung
- Allergien bzw. Aufflammen von Hauterkrankungen (Neurodermitis)
- Verätzung und Narbenbildung
- Überempfindlichkeit der Haut
- (Haut-)Krebsrisiko steigt
- Chemikalien können sich negativ auf Atmungs-, Ausscheidungs- oder Fortpflanzungsorgane auswirken
- Schäden sind auch für Ungeborene möglich (v.a. durch Quecksilber über Grenzwert)
- Ängste, Depressionen, Psychosen
Skin Bleaching: Darauf sollte man achten
Viele Menschen greifen hierzulande gerne zu Skin Bleaching-Produkten, um störenden Alters- oder Leberflecken zu Leibe zu rücken, Sommersprossen etwas aufzuhellen oder den Teint zu harmonisieren. Grundsätzlich ist dagegen nichts einzuwenden, wenn dies in Absprache mit dem Arzt und mit Hilfe entsprechend zertifizierter Produkte geschieht. Aber auch hier gilt: Hautaufhellende Produkte sollten nicht großflächig und nicht über einen längeren Zeitraum angewendet werden. Alternativ können pigmentveränderungen auch mit chemischen Peelings beim Facharzt behandelt werden.
Keinesfalls sollte man zweifelhafte Präparate aus dem Internet ordern, nur weil diese raschen Erfolg versprechen und leicht zu bekommen sind. Sinnvoller ist es, man lässt sich durch den Facharzt ein passendes Produkt verschreiben. So hat man die Gewissheit, dass es sich auch tatsächlich um ein offiziell zugelassenes und zertifiziertes Mittel handelt. Die Packungsbeilage ist in jedem Fall zu berücksichtigen, damit Anwendungsmenge und -dauer nicht überschritten werden.
Wendet man Bleachingprodukte an, sollte das stets im Bewusstsein erfolgen, dass die Haut dadurch sensibler wird. Entsprechende Reinigung und gewissenhafter Sonnenschutz sind demnach besonders wichtig.
Weitere Informationen zur Behandlung von störenden Pigmentveränderungen mit Peelings
Gibt es natürliche Alternativen zur Hautaufhellung?
Möchte man nicht direkt zu chemischen Hautaufhellern greifen, gibt es durchaus natürliche Alternativen.
Am einfachsten ist es freilich, direkte Sonneneinstrahlung so gut wie möglich zu meiden. Das gelingt am besten, indem man exponierte Stellen mit Textilien bedeckt und/oder Sonnenschutz mit hohem Lichtschutzfaktor nutzt. Ebenso lohnt es sich, jene Dinge zu meiden, die nachweislich zur Hautalterung beitragen, allen voran Nikotin, Alkohol und Stress. Hautaufhellende Präparate auf natürlicher Basis beinhalten etwa Zitrone, Süßholz oder Gurke. Doch Vorsicht, auch hier kann eine unsachgemäße Anwendung der Haut schaden und bringt darüber hinaus in den seltensten Fällen zufriedenstellende Ergebnisse. Eine ärztliche Rücksprache ist also sinnvoll.