Mit ein paar Flaschen Saft zu einem neuen Körpergefühl – das versprechen manche Detox-Kuren, die von den Herstellern auch als „Juice Cleanse“ bezeichnet werden. Die Saftkuren sowie der Verzicht auf feste Nahrung sollen den Körper im besten Fall reinigen (engl.: „to cleanse“) oder „entgiften“ – was steckt dahinter?
Saft-Cleanse zum Entgiften?
Zu viel Fett, Zucker, Alkohol, Koffein und Umweltgifte – viele Stoffe schaden dem menschlichen Körper auf lange Sicht. Detox-Kuren sollen den Organismus dabei unterstützen sich zu „entgiften“, also ungesunde Stoffe loszuwerden. Aber was steckt tatsächlich dahinter?
Vorweg sei gesagt: Unser Körper reinigt sich hervorragend selbst! Denn er scheidet Unerwünschtes über Leber, Niere, Darm und Haut wieder aus. Können wir dennoch gezielt beispielsweise unseren Darm entgiften? Kann eine Detox-Kur in Form von Saft bei der „Reinigung“ helfen? Hierfür gibt es keinen Beleg. Dennoch werben viele Online-Anbieter von vermeintlichen „Entschlackungskuren“ mit einem Detox-Effekt. Dieser besteht aber nicht unbedingt im wortwörtlichen „Entgiften“.
Manche verstehen darunter lediglich, dass der Körper während einer Saftkur entlastet wird: Menschen, die eine Saft-Cleanse durchführen, werfen im wahrsten Sinne des Wortes „Ballast“ ab und können hierdurch motiviert leichter ihre Gewohnheiten ändern. Tatsächlich verlieren die meisten während des Saft-Fastens einige Kilos. Viele Anwenderinnen und Anwender berichten davon, dass sie sich energiegeladener fühlen. Dies ist allerdings nicht zu verallgemeinern. Andere leiden unter Müdigkeit und Kopfschmerzen – Anhänger der „Entgiftungs-Theorie“ schreiben dies der Wirksamkeit des Entgiftens zu. Meist machen sich jedoch spätestens ab dem dritten Tag einer Saftkur überwiegend positive Effekte bemerkbar.
Können wir also mit einer Saftkur im wörtlichen Sinn „entgiften“? Kurz gesagt: Nein. Wer allerdings für eine Saftkur auf die täglichen Süßigkeiten, Nikotin und Kaffee verzichtet, führt seinem Körper automatisch weniger Schadstoffe und weniger Kalorien zu. Die Cleanse können wir also mit einer Reinigung von einem Zuviel an Ungesundem vergleichen.
Cleanse als Diät?
Viele, die eine Saftkur machen, verlieren bei einer drei- bis fünftägigen Cleanse bis zu zwei oder sogar drei Kilogramm. Das klingt viel, doch das meiste davon kehrt nach kurzer Zeit wieder zurück. Denn während einer Saftkur verliert der Körper vor allem jede Menge Wasser. Aufgrund der flüssigen Nahrung ist der Magen leer.
Dass eine mehrtägige Saftkur kaum Einfluss auf eine dauerhafte Gewichtsabnahme haben kann, zeigt eine kurze Rechnung: Die Saftkuren der meisten Anbieter liefern täglich um die 1.000 kcal. Gehen wir der Einfachheit halber von einem Kalorienbedarf von 2.000 kcal. pro Tag aus, ergibt sich eine Differenz von 1.000 kcal. Ein Kilogramm Körperfett-Abnahme erfordert ein Minus von rund 7.000 Kalorien. Wir müssten also rund sieben Tage „saftfasten“, um ein Kilo Körperfett zu verlieren. Aber was bringt eine Cleanse dann?
Cleanse als Reset
Eine relevante Gewichtsabnahme durch eine Cleanse ist also kaum zu erreichen. Dennoch eignet sich eine Detox-Kur hervorragend, um eine Ernährungsumstellung einzuleiten und so dauerhaft Kilos zu verlieren. Denn durch das Saftfasten fühlen wir uns schlanker und sind hochmotiviert. So fällt es leichter, den Einstieg in neue Lebensgewohnheiten zu finden.
Eine reine Saft-Cleanse bricht mit den bekannten Gewohnheiten, so dass wir diese aus neuer Perspektive hinterfragen können. Wer drei bis fünf Tage nur Saft getrunken hat, entwickelt zumindest kurzfristig ein neues Verhältnis zum Essen. Das schnell gegessene Croissant am Morgen, die Gummibärchen in der Schreibtischschublade und das Hefeteilchen am Nachmittag – all das entfällt bei einer Saftkur. Wer fastet, drückt einen Reset-Knopf und schafft dadurch eine optimale Grundlage für neue Lebensgewohnheiten.
Einfache Regeln für den leichten Erfolg
Eine Saftkur birgt für manche „Willensschwache“ den großen Vorteil, dass sie klar regelt, was erlaubt ist und was nicht. So kommt niemand in Versuchung, größere Portionen zu essen oder anderweitig vom Plan abzukommen. Im Gegensatz zu strengem Fasten, bei dem nur Wasser erlaubt ist, kommt beim Saftfasten kaum Hunger auf – schließlich erhält der Körper um die 1.000 kcal pro Tag.
Fertige Kuren aus einem Online-Shop sind zwar teurer, aber wer sich ein fertiges Paket liefern lässt, spart viel Zeit – Einkaufen und das Zubereiten von Mahlzeiten entfallen.
Nachteile und Nebenwirkungen einer Juice-Cleanse
Der Gewichtsverlust zu Beginn ist eine gute Vorlage. Doch wer nach dem Saftfasten genauso wie vorher isst, wird schnell unter einem Jo-Jo-Effekt leiden. Neben Müdigkeit zählen Kopfschmerzen und unangenehmer Mundgeruch zu den möglichen Nebenwirkungen einer Saftkur. Menschen mit empfindlichem Magen können auf grüne Säfte mit hohem Gemüseanteil mit Verdauungsproblemen reagieren. Getränke mit viel Fruchtsäure in Form von Orangen- oder Ananassaft können die Magenschleimhaut reizen. Schließlich fallen die Kosten ins Gewicht: Wer eine fertige Saftkur kauft, zahlt für gute Qualität einen im Vergleich zur selbstgemachten Cleanse hohen Preis.
Für wen eignet sich eine Saftkur?
Grundsätzlich eignet sich eine bis zu fünftägige Saftkur für jeden gesunden, erwachsenen Menschen. Wer länger fasten möchte, sollte seinen Arzt vorher um Rat fragen. Nicht zu empfehlen ist das Saftfasten für Schwangere oder Stillende. Personen, die unter Stoffwechselstörungen wie Diabetes oder Nierenerkrankungen leiden, sollten unbedingt vorher ihren Arzt kontaktieren.
Tipps für eine erfolgreiche Saftkur
Mit leerem Darm ist eine Saftkur leichter zu meistern. Doch ein Einlauf vor einer Cleanse ist nicht notwendig. Eine natürliche Darmreinigung erreichen Sie beispielsweise mit Sauerkrautsaft. Hier weitere Tipps:
- Steigen Sie bereits drei Tage vorher sanft ein: Reduzieren Sie Genussgifte und essen Sie viel Gemüse und Obst statt Pizza und Pommes.
- Führen Sie die Cleanse in einem stressfreien Zeitraum durch.
- Nehmen Sie sich nichts Forderndes vor und gönnen Sie sich viel Ruhe.
- Körperlich schwere Arbeiten sind während der Cleanse nicht zu empfehlen.
- Setzen Sie auf sanfte Sportarten wie Yoga oder Walking an der frischen Luft.
- Achten Sie auf ausreichend Schlaf.
- Bei Heißhunger hilft eine Tasse salzarme Gemüsebrühe.
- Trinken Sie fünf bis sechs Säfte pro Tag im Abstand von jeweils zwei Stunden.
- Trinken Sie zusätzlich zum Saft mindestens 2 Liter Wasser oder Kräutertee pro Tag.
- Steigen Sie nach der Cleanse sanft und mit kleinen Mahlzeiten auf eine leicht bekömmliche Alltagsernährung um.
Im Saftladen – worauf ist zu achten?
Es gibt zahlreiche Online-Shops mit Saftkuren, die im stationären Handel nur selten erhältlich sind. Wer ernsthaft auf den Reset-Knopf drücken und sich etwas Gutes tun möchte, schaut beim Kauf einer Saftkur genau auf die Zutaten. Meiden Sie Juice-Cleanse-Anbieter, deren Säfte vor allem aus Obstsäften wie Apfelsaft bestehen. Diese schmecken zwar vielen besser, haben jedoch einen sehr hohen Fruchtzucker-Anteil. Im Idealfall sollte der Zuckeranteil bei unter 6 g/100 ml liegen. Liegt der Zuckeranteil bei 9 g/100 ml, stehen bei 2,5 Liter Saft pro Tag bereits 225 g Zucker auf dem „Trinkplan“. Dies entspricht mehr als dem Vierfachen der von der WHO empfohlenen täglichen Maximal-Zuckermenge. Achten Sie darauf, dass der Anteil der grünen Säfte überwiegt. Je weniger Zucker, desto besser – und herausfordernder. Kaltgepresste Säfte sind herkömmlichen vorzuziehen. Denn durch das schonende Kaltpress-Verfahren bleiben mehr Nährstoffe und Enzyme aus Obst und Gemüse enthalten.
Do it yourself: Saftkur
Natürlich ist es auch möglich, selbst Saft herzustellen und diesen über den Tag verteilt zu trinken. Es gibt zahlreiche Rezepte hierzu im Internet, aber Sie können selbst ausprobieren, was für Sie gut passt. Grundvoraussetzung ist jedoch der Besitz eines Entsafters, der die Flüssigkeit aus Obst und Gemüse presst. Mit einem Mixer hingegen stellen Sie hingegen Smoothies her, die das komplette Obst und Gemüse enthalten. Kombinieren Sie Obst mit Gemüse und versuchen Sie, den Gemüseanteil in Ihren Säften stetig zu steigern. Je mehr Gemüse, desto besser der Cleanse-Effekt.
Gut für den Entsafter eignen sich feste Äpfel, Birnen und Orangen, die Sie nach Lust und Laune mit Salatgurken, Fenchel, Möhren, Blattspinat und Sellerie kombinieren können. Sie können Ihre eigene Cleanse mit Gewürzen sowie etwas Ingwer und einem Spritzer Limette abrunden. Trinken Sie am besten zwei Liter Saft pro Tag.
Achtung: Weiches Obst wie Mango, Kiwi oder faserige Pfirsiche eignet sich nicht gut zum Entsaften – es verstopft das Sieb. Ebenso sind Lauch, Kohl und Zwiebeln ungeeignet und reizen roh den Magen.
Eine Cleanse ist ein guter Anfang
Wunder sind von einer Cleanse nicht zu erwarten. Doch wer sich einmal eine bewusste Auszeit vom Alltag(sessen) nehmen möchte, für denjenigen kann eine Saftkur eine hilfreiche Erfahrung sein. Entscheidend sind nicht die drei, fünf oder mehr Tage, sondern der Zeitraum danach. Wer eine Cleanse meistert, sammelt positive Erfolgserlebnisse und kann nach dem „Reset“ daran arbeiten, schlechte Gewohnheiten wie zu viel Kaffee, süße Snacks oder Rauchen zu ändern. Denn: Der Anfang zu einem neuen Leben ist gemacht!