Als chronische Erkrankung ist die Demenz durch den schleichenden Verlust wesentlicher Kompetenzen gekennzeichnet. Das betrifft etwa Gedächtnis und Merkfähigkeit, Sprache, Koordination, Orientierung sowie emotionale und soziale Fähigkeiten. Dass der Leidensdruck für Betroffene und deren Angehörige immens ist, erscheint nachvollziehbar. Doch lässt sich das Risiko einer Demenzerkrankung im Alter reduzieren? Kann man ihr vielleicht sogar vorbeugen? Wenngleich es Hinweise gibt, dass sich zumindest in Ansätzen gegensteuern lässt, ist wissenschaftlich noch wenig belegt. Mehr zum Thema erfahren Sie folgend.
Was versteht man unter Demenz?
Schon die wörtliche Übersetzung von Demenz – weg vom Geist – zeigt auf, dass die Krankheit von Verlust geprägt ist. So kommt es zu einem schleichenden Wegfall jener Kompetenzen, die das Menschsein ausmachen. Fähigkeiten, die verloren gehen, sind breit gefächert und betreffen Gedächtnis und Merkfähigkeit, Aufmerksamkeit, Sprache, Koordination, Orientierung und Auffassungsgabe ebenso wie emotionale und soziale Fertigkeiten. Man sieht also deutlich, dass bei einer Demenz Wahrnehmung, Erleben und Verhalten massiv beeinträchtigt sind. Der Krankheitsverlauf ist dabei ein schleichender und sehr individuell. In jedem Fall geht aber früher oder später die Selbständigkeit verloren und man ist auf die Unterstützung anderer angewiesen. Dass das mit großem Leidensdruck für alle Beteiligten verbunden ist, versteht sich von selbst.
Es lassen sich nicht nur verschiedene Formen der Demenz unterscheiden, auch Gründe für die Erkrankung sind vielfältig. In den allermeisten Fällen ist Demenz nicht heilbar, es gibt lediglich Möglichkeiten, ihren Verlauf abzumildern. Nicht zuletzt kann ein sorgsamer Umgang mit Körper und Geist dazu beitragen, Demenzerkrankungen im Alter vorzubeugen.
Demenz: Daten und Fakten
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen primären und sekundären Demenzen. Während die primäre Demenz als eine eigenständige Erkrankung gilt, die mit dem Absterben von Gehirnzellen einhergeht, lassen sich sekundäre Demenzen auf andere Krankheiten oder Faktoren wie etwa Suchtmittelmissbrauch zurückführen.
Die häufigste Form der primären Demenz ist mit etwa 60 % die Alzheimer-Demenz, gefolgt von vaskulären Demenzen, bei denen minimale Gefäßschädigungen zu Durchblutungsstörungen im Gehirn führen (etwa 20-30 %). Mischformen von Alzheimer-Demenz und vaskulärer Demenz kommen ebenfalls vor und machen etwa 15-20 % aller Erkrankungen aus. Seltener treten Demenzen mit Lewy-Körperchen oder frontotemporale Demenzen auf. Letztere zeigen sich vor allem bei jüngeren Menschen um die 50 Jahre.
Genetische Faktoren spielen bei der Demenz zwar eine Rolle, vor allem aber ist ein multifaktorielles Geschehen auf mehreren Ebenen als Ursache anzunehmen. Das wird dort relevant, wo es darum geht, das Erkrankungsrisiko zu minimieren und Demenzen vorzubeugen.
Umgangssprachlich bezeichnet man Demenz auch gerne als Altersdemenz, weil sie vorwiegend im späten Lebensalter auftritt. So steigt ab 65 Jahren das Risiko einer Erkrankung sprunghaft an. Frauen sind zudem häufiger betroffen als Männer, was an der höheren Lebenserwartung liegen mag. Deutschlandweit schätzt man die Zahl Betroffener auf etwa 1,6 Millionen, wobei von einer gewissen Dunkelziffer ausgegangen werden muss.
Demenz: erste Anzeichen und Verlauf
Woran erkennt man eine Demenz? Welche Alarmzeichen sollten uns aufmerken lassen? Zwar ist der Verlauf von Demenz – je nach Form und persönlichen Voraussetzungen – individuell, kann aber in jedem Fall als schleichend beschrieben werden. Das mag ein Grund dafür sein, dass erste Symptome oftmals nicht wirklich bewusst sind beziehungsweise bis zu einem gewissen Grad negiert werden. Dabei helfen eine möglichst schnelle Diagnose und geeignete Therapiemaßnahmen nicht nur, den Verlauf positiv zu beeinflussen, es ist zudem wichtig, sich frühzeitig mit der Erkrankung auseinanderzusetzen, da geistige Kapazitäten abnehmen. Auffälligkeiten in Bezug auf die Gedächtnisleistung sind daher in jedem Fall rasch beim Facharzt für Neurologie abzuklären.
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Frühstadium, mittlerem sowie fortgeschrittenem Stadium. Erste Anzeichen der Demenz werden gerne als Schusseligkeit abgetan, allerdings bessern sich die Symptome nicht, sondern nehmen zu. Oftmals macht sich schon recht früh eine Antriebsschwäche beziehungsweise depressive Verstimmung bemerkbar. Zur klassischen Anfangssymptomatik der Demenz zählt die Vergesslichkeit. Mit der Zeit verstärkt sich diese und zeigt sich bald sehr regelmäßig in Form von Gedächtnislücken. Auffallend ist, dass vor allem das Kurzzeitgedächtnis betroffen ist. Auch Sprach- und Orientierungsschwierigkeiten kommen hinzu. Betroffenen fällt es zunehmend schwerer, gewohnten Tätigkeiten, etwa im Haushalt oder am Arbeitsplatz, nachzukommen. Unbekanntes wirkt bedrohlich und man findet sich immer weniger zurecht. Mit der Zeit wachsen einem Erfordernisse des Alltags, wie finanzielle Belange, Behördengänge oder Einkäufe, über den Kopf. All das wirkt sich natürlich auch auf die Psyche aus. Stimmungsschwankungen, Ängste, Aggressionen, Apathie oder Depression sind enge Begleiter einer Demenz.
Die Symptomatik der Demenz verstärkt sich im Verlauf deutlich. Fähigkeiten wie Gedächtnisleistung, Sprachvermögen, Orientierung oder Motorik gehen verloren. Auch der Tag-Wach-Rhythmus ist mitunter massiv gestört. Sind Betroffene erst nur auf ein wenig Unterstützung angewiesen, ist gegen Ende eine Rundum-Versorgung notwendig.
Anfängliche Symptome der Demenz im Überblick
- Antriebsschwäche und depressive Verstimmung
- zunehmende Vergesslichkeit
- Gedächtnislücken (auffallend: Kurzzeitgedächtnis betroffen)
- Sprachschwierigkeiten (z.B.: Wortfindungsstörungen)
- Orientierungsschwierigkeiten
- gewohnte Tätigkeiten wachsen einem über den Kopf (Haushalt, Finanzen,…)
- Unbekanntes wirkt bedrohlich
- Stimmung verändert sich/Auswirkung auf die Psyche (Apathie, Stimmungsschwankungen, Ängste, Aggression, Depression,…)
Demenz: Familien im Ausnahmezustand
Erkrankt eine nahestehende Person an Demenz, ist man plötzlich mit einer hochdynamischen Situation konfrontiert, die von Überforderung, Ohnmacht und Verzweiflung aller Beteiligten geprägt ist. Dieser Ausnahmezustand, der in der Regel über Jahre anhält, ist ohne Hilfe kaum zu bewältigen. Von der ärztlichen Anbindung über Therapien und externe Pflege bis hin zu Selbsthilfegruppen – hier ist es sinnvoll, aus den Vollen zu schöpfen. Mag das auch an der Krankheit selbst nichts ändern, benötigt es für den folgenden Marathon alle Ressourcen, die man bekommen kann.
Welche Risikofaktoren kennt man bei Demenz?
Es lassen sich ganz unterschiedliche Faktoren ausmachen, die das Demenzrisiko steigern. Manche davon sind nicht beeinflussbar und als gegeben hinzunehmen, auf andere können wir sehr wohl Einfluss nehmen.
So zählen Alter, Geschlecht und genetische Vorbelastung zu den unabänderlichen Risikofaktoren. Demgegenüber gibt es eine ganze Reihe Lebensgewohnheiten oder auch Erkrankungen, die Alzheimer- und vaskuläre Demenzen begünstigen. Neben übermäßigem Alkohol- und Nikotinkonsum, stehen hier etwa ein Mangel an Bewegung sowie Übergewicht im Verdacht. Außerdem zählen Diabetes mellitus und Bluthochdruck ebenso zu den klassischen Risikofaktoren wie Depression, soziale Isolation und ein geringer Bildungsgrad. Nicht zuletzt dürften eine unbehandelte Schwerhörigkeit sowie Kopfverletzungen mit Gehirnbeteiligung Einfluss nehmen. Auch werden Zusammenhänge zwischen der Feinstaubbelastung und dem Risiko für Demenzen im Alter diskutiert.
Man sieht deutlich, dass Risikofaktoren breit gefächert sind und ganzheitlich betrachtet werden müssen. Zudem bedingen sie sich teilweise gegenseitig. Ungesunde Lebensgewohnheiten einzuschränken und den Fokus auf eine möglichst gesundheitsbewusste Lebensweise zu legen, ist also sinnvoll, um einer Demenz im Alter vorzubeugen. Wenngleich es keine Garantie gibt, nicht zu erkranken, darf man grundsätzlich davon ausgehen, dass das, was unserem Körper guttut, auch das Gehirn schützt.
Demenz: Risikofaktoren im Überblick
- Alter
- Geschlecht
- genetische Disposition
- Bluthochdruck
- Übergewicht/Adipositas
- Diabetes mellitus
- Bewegungsmangel
- soziale Isolation
- Depression
- Rauchen
- übermäßiger Alkoholkonsum
- Kopfverletzungen mit Hirnbeteiligung
- Hörfehler/Hörbehinderungen (unbehandelt)
- geringe Bildung
- Feinstaubbelastung/Luftverschmutzung
Kann man einer Demenz vorbeugen?
Mag man eine Demenzerkrankung auch nicht verhindern können, lassen sich zumindest einige Faktoren minimieren, um das Risiko nach bestem Wissen und Gewissen zu senken. Zwar ist es für eine gesundheitsbewusste Lebensweise nie zu spät, bereits in jungen Jahren damit zu beginnen aber natürlich von Vorteil. So schleichen sich ungünstige Gewohnheiten oftmals gar nicht erst ein.
Um Demenzen vorzubeugen, ist ein ganzheitlicher Blick wichtig. Körper und Geist in allen Lebensphasen sorgsam zu behandeln, schafft gute Voraussetzungen für geistige und physische Gesundheit im Alter. Dazu zählen auch regelmäßige ärztliche Abklärungen, um Probleme wie Bluthochdruck, Diabetes, Depression oder Schwerhörigkeit frühzeitig erkennen und behandeln zu können.
Wie fördert man geistige Fitness bis ins hohe Alter?
Da Demenz nicht heilbar ist, ist es wichtig, vorbeugend zu handeln. Zur Prävention macht es Sinn, den Geist fortwährend fit und rege zu halten. Was in jungen Jahren oftmals nebenbei läuft, braucht im späteren Lebensalter manchmal etwas mehr Planung und Überwindung, macht sich aber bezahlt.
Unser Gehirn möchte lebenslang trainiert werden und mag Vielfalt. Unterschiedliche soziale Kontakte, eine neue Sprache oder ein Instrument lernen, fremde Länder bereisen oder sich technischen Neuerungen gegenüber öffnen – all das hält den Geist fit. Läuft das Gehirn auf Hochtouren, entstehen neuronale Verknüpfungen und der Abbau von Nervenzellen wird reduziert. Zudem zeigen sich positive Auswirkungen auf das Kurzzeitgedächtnis, die Sprachfähigkeit, sämtliche Sinne und das Gefühlszentrum.
Neugierig und offen durch die Welt zu gehen, Neues auszuprobieren und Kontakte zu knüpfen ist zur Vorbeugung einer Demenz weit sinnvoller als sogenanntes Gehirnjogging in Form von Sudokos oder Kreuzworträtsel. Wobei natürlich auch das helfen kann, wenn man es gerne macht. Hier lässt sich auch der sozialen Aspekt gut verknüpfen. Gemeinsam Kreuzworträtsel zu lösen, ist nicht nur effektiver, sondern macht auch mehr Spaß. Alternativ kann man sich natürlich auch einem Karten- oder Schachspiel widmen beziehungsweise gemeinsam ein Puzzle legen. Zudem regen kleine Koordinationsübungen zwischendurch sowie Wanderungen und Tanzabende das Gehirn an. Nicht zuletzt senken eine gute soziale Einbindung und ein ausgefüllter Alltag das Risiko sozialer Isolation und Depression – und auch das beugt Demenzen vor.
Demenz vorbeugen: den Körper in den Blick nehmen
Dass einem gesunden Körper ein gesunder Geist innewohnt, ist hinreichend bekannt. Was uns körperlich guttut, ist auch für unser Gehirn von Vorteil. Schließlich senkt man auf diese Weise das Risiko für Gefäßerkrankungen, Bluthochdruck, Diabetes oder Übergewicht. Regelmäßige Bewegung, eine ausgewogene Ernährung, der Verzicht auf Zigaretten sowie ein sorgsamer Umgang mit Alkohol können dabei helfen, Demenzen vorzubeugen. Zudem ist es sinnvoll, vorhandenes Übergewicht abzubauen und Diabetes oder Bluthochdruck gut einzustellen.
Körperliche Aktivität regt das gesamte Herz-Kreislauf-System an und fördert die Durchblutung. So wird das Gehirn optimal mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Das regt die Produktion neuer Nervenzellen an und hemmt Abbauprozesse. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass gerade die mediterrane Küche das Risiko für Demenzerkrankungen senken kann. Viel frisches Obst und Gemüse, hochwertige Öle, Nüsse und Fisch kurbeln die geistige Leistungsfähigkeit an und sorgen für gute Blutfettwerte. Übergewicht, Diabetes und Bluthochdruck haben so langfristig keine Chance. Nicht zuletzt tragen der Verzicht auf Nikotin sowie ein sorgsamer Umgang mit Alkohol zu einem gesunden Herz-Kreislauf-System bei und beugen somit der Entstehung einer Demenz vor.
Was häufig wenig bedacht wird, ist die Auswirkung von Hörverlusten und Stürzen auf das Gehirn. Bei Hörfehlern ist das Gehirn automatisch mit weniger Eindrücken konfrontiert – das führt zu Abbauprozessen. Deshalb gehören Hörfehler in jedem Lebensalter ausgeglichen. Stürzen beugt man mit regelmäßiger Bewegung vor. Diese hält nicht nur fit, sondern fördert zudem die Koordination und senkt so das Sturzrisiko. Beim Fahrradfahren oder Ausüben von Wintersportarten schützt man den Kopf am besten mit einem Helm.
Demenz vorbeugen: alle Tipps im Überblick
- Achten Sie auf eine aufgewogene Ernährung
- Regelmäßige Bewegung tut dem Gehirn gut
- Verzichten Sie auf Zigaretten
- Reduzieren Sie gegebenenfalls Ihren Alkoholkonsum
- Reduzieren Sie Übergewicht
- Bleiben Sie sozial aktiv und neugierig
- Probieren Sie auch einmal etwas Neues aus
- Nehmen Sie Vorsorgeuntersuchungen und ärztliche Kontrolltermine wahr
- Lassen Sie erhöhten Blutdruck und Diabetes richtig einstellen
- Schützen Sie Ihren Kopf mit einem Helm
- Lassen Sie Hörverluste ausgleichen