Der Fitness-Trend hat uns fest im Griff: Sport und gesunde Ernährung gehören für viele Menschen inzwischen zum Alltag. Influencer machen es vor und ihre Follower ziehen nach – immer schlanker, gesünder und fitter. Gerade junge Menschen fokussieren sich dabei stark auf das Körpergewicht und ziehen zur Einteilung der eigenen Fitness nach wie vor den Body-Mass-Index heran. Und das, obwohl der BMI bei näherer Betrachtung relativ wenig aussagt.
Im folgenden Artikel möchten wir den BMI und die zugrundeliegende Klassifizierung näher in den Blick nehmen. Was ist der Body-Mass-Index überhaupt und wie wird er berechnet? Hauptaugenmerk wird auf die Sinnhaftigkeit und Aussagekraft des BMI-Wertes gelegt. Was kann der Body-Mass-Index leisten? Wo sind seine Grenzen? Und welche BMI-Alternativen eignen sich besonders gut?
Was ist der BMI?
Der BMI – kurz für Body-Mass-Index oder Körpermassen-Index – ist eine Methode, um das reine Gewicht eines Menschen zu interpretieren. Hierzu werden mittels einer speziellen Formel Körpergewicht und Körpergröße in Relation zueinander gesetzt. Das Ergebnis lässt sich unterschiedlichen Kategorien zuordnen. Wenngleich der BMI international anerkannt ist und auch durchaus gerne zur Anwendung kommt, ist er als alleiniger Faktor nur begrenzt aussagekräftig. Eine grobe Einordnung des Gewichts lässt er aber zu.
Der Body-Mass-Index stammt übrigens keineswegs originär aus dem medizinischen Bereich. Ursprünglich wurde er im 19. Jahrhundert im statistischen Kontext angewendet und laufend weiterentwickelt. In den 1940er Jahren nutzte man die Formel beispielsweise dazu, um das Gesundheitsrisiko von Versicherungsnehmern zu berechnen und folgend die Prämien entsprechend anzusetzen. Mit den 1970ern wurde die Berechnungsformel dann endlich auch ernährungswissenschaftlich relevant. So war es der Ernährungswissenschaftler Ancel Keys, der den Begriff Body-Mass-Index prägen sollte. Laut aktuell gültiger Klassifikation der WHO liegen die BMI-Werte für das Normalgewicht zwischen 18,5 und 24,9.
Wie wird der BMI berechnet?
Um den BMI zu berechnen, kommt eine spezielle Formel zum Einsatz. So ist der BMI-Wert der Quotient aus Körpergewicht in Kilogramm und Körpergröße in Metern zum Quadrat.
BMI = Körpergewicht in kg/(Körpergröße in m)²
Der ermittelte BMI-Wert gibt also Auskunft über das Verhältnis zwischen Gewicht und Größe. Dabei erfolgt allerdings nur eine grobe Einordnung des Körpergewichts in die jeweiligen Referenzbereiche. Werte, die aus der Norm fallen – also Über- oder Untergewicht – sind auf diese Weise mit einem Blick auszumachen.
Welcher BMI ist gesund?
Die WHO stuft alle BMI-Werte im Normalbereich (zwischen 18,5 und 24,9) als gesund ein. Ab einem Punktwert von 25 spricht man von Übergewicht, ab 30 von Adipositas. BMI-Werte unter 18,5 werden als Untergewicht klassifiziert.
BMI-Tabelle nach der WHO-Klassifikation (2000)
Untergewicht | kleiner 18,5 kg/m² |
Normalgewicht | 18,5-24,9 kg/m² |
Übergewicht | größer/gleich 25 kg/m² |
Präadipositas | 25-29,9 kg/m² |
Adipositas I | 30-34,9 kg/m² |
Adipositas II | 35-39,9 kg/m² |
Adipositas III | größer/gleich 40 kg/m² |
Die Berechnung des BMI wird lediglich bei Erwachsenen angewendet. Zwischen den Geschlechtern wird dabei eigentlich nicht differenziert, es existieren jedoch entsprechend angepasste Tabellen. So nimmt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) für Männer einen Normalwert im Intervall von 20-25 kg/m² an, bei Frauen liegt der Normwert hingegen im Intervall zwischen 19-24 kg/m². Grund hierfür ist die Tatsache, dass Männer im Gegensatz zu Frauen mehr Muskelmasse aufweisen. Darüber hinaus wird im reiferen Alter ein etwas höherer BMI-Wert als sinnvoll erachtet. Werte von bis zu 29 kg/m² sind nämlich durchaus wünschenswert, um im Krankheitsfalls über Fettreserven zu verfügen.
Für Kinder und Jugendliche macht die Ermittlung des BMI wenig Sinn. Physiologisch betrachtet, gehen mit dieser Entwicklungsphase stetige Veränderungen einher. Auf alters- und geschlechtsspezifische Charakteristika muss besonderes Augenmerk gelegt werden. Zur Einordnung des Gewichtes werden daher die Perzentilkurven nach Kromeyer-Hauschild genutzt.
Ist der Body-Mass-Index sinnvoll?
Der Body-Mass-Index ist dann sinnvoll, wenn das Gewicht grob eingeordnet werden soll. Mit der Berechnungsformel lässt sich der jeweilige Ernährungszustand auch für Laien gut klassifizieren. Dabei muss aber stets bedacht werden, dass mit dem BMI alleine keine Aussage über die Körperzusammensetzung beziehungsweise individuelle Faktoren getroffen werden kann. Für konkrete Aussagen über Ernährungs- und Gesundheitszustand sowie die körperliche Fitness benötigt es nämlich einige Informationen mehr.
Warum ist der BMI nicht immer aussagekräftig?
Weshalb der Body-Mass-Index alleine nicht aussagekräftig ist, lässt sich leicht erklären: Es handelt sich um einen simplen statistischen Wert – somit kann er lediglich als Richtwert herangezogen werden. Da wesentliche Faktoren nicht berücksichtigt werden, ist die Gefahr der Fehlinterpretation recht hoch.
Folgende Aspekte und Faktoren können den BMI deutlich beeinflussen:
Beim Body-Mass-Index wird nicht zwischen Fett- und Muskelmasse unterschieden. Muskelmasse wiegt zwar schwer, ist aber ausgesprochen stoffwechselaktiv. Die Berechnung des BMI bescheinigt sehr trainierten Menschen und Sportlern daher häufig Übergewicht, obwohl das natürlich nicht zutreffend ist.
Die alleinige Anwendung des BMI gibt keinerlei Aufschluss über die zugrundeliegende Fettverteilung. Dabei gilt es als wissenschaftlich bewiesen, dass vor allem Bauchfett das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Diabetes ansteigen lässt. Fettpolster an Oberschenkel, Po und Hüfte nehmen hingegen weniger Einfluss. Darauf muss gesondert geachtet werden. Der Taillenumfang ist hier relevant.
Aus der „Norm“ fallende Körperlänge kann den BMI verfälschen. Bei sehr kleinen beziehungsweise sehr großen Menschen ist das Ergebnis daher häufig mit Vorsicht zu genießen.
Der BMI nimmt wesentliche Faktoren in Bezug auf die individuellen Lebensgewohnheiten nicht in den Blick. Vor allem Bewegungsgewohnheiten sind hier relevant. Jemand, der schlank, aber untrainiert ist, ist nicht zwingend „gesünder“, als jemand der etwas mehr auf den Rippen hat, dafür aber regelmäßig Sport treibt. Auch das Essverhalten oder der Genuss von Alkohol und Zigaretten sind für das Gesamtbild wichtig – gerade im Hinblick auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes.
Physiologische Veränderungen durch das Alter werden bei der Berechnung des BMI nicht berücksichtigt. Im Laufe des Lebens ändert sich vor allem das Verhältnis von Fett- und Muskelmasse mitunter gravierend. Darüber hinaus können auch Rückenverkrümmungen oder Amputationen den BMI verfälschen.
Auch Wassereinlagerungen, das individuelle Gewicht der Knochen sowie der Körperbau beeinflussen den BMI-Wert.
Body-Mass-Index – Vorteile und Nachteile im Überblick
Vor- und Nachteile des Body-Mass-Index ergeben sich schlicht daraus, was er leisten kann und was nicht. So bietet er eine gute erste Orientierung und macht auf eventuelles Über- oder Untergewicht aufmerksam. Er lässt sich leicht anwenden, auch Laien können den BMI problemlos berechnen.
Allerdings muss das Ergebnis stets im Kontext betrachtet werden. Der große Nachteil des Body-Mass-Index ist nämlich zweifelsfrei seine Aussagekraft. So lässt der BMI keine Aussage über den tatsächlichen Körperfettanteil sowie den individuellen Gesundheitszustand oder die körperliche Fitness zu. Die ermittelten Werte alleine können mitunter sogar verunsichern, wenn sie nicht in Beziehung zu anderen Faktoren gesetzt werden.
Alternativen zum BMI
Abschließend sollen zwei beliebte BMI-Alternativen Erwähnung finden, die vor allem im Hinblick auf ihre Aussagekraft punkten. So kann man etwa auch die Waist-to-Height-Ratio (WtHR) (zu deutsch: Taille-Größe-Verhältnis oder Taille-Größe-Index) anwenden. Bei dieser Formel werden Taillenumfang und Körpergröße in Relation zueinander gesetzt. Je höher der ermittelte Wert, desto höher das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Nicht nur fließen hier Fettverteilung und Körperbau als Faktoren mit ein, es findet ebenso eine Klassifizierung nach dem Alter statt.
WtHR = Taillenumfang in cm/Körpergröße in cm
In der Altersgruppe unter 40 Jahren beginnt der kritische Bereich ab einem Punktwert von 0,5. Zwischen 40 und 50 Jahren liegt der kritische Referenzbereich zwischen 0,5 und 0,6, während in der Altersgruppe über 50 Jahren Werte ab 0,6 als bedenklich einzustufen sind. Den Taillenumfang misst man übrigens am besten nüchtern vor dem Frühstück. Der Bauch sollte dabei ganz entspannt sein. Gemessen wird nach dem Ausatmen knapp oberhalb des Bauchnabels.
Bioelektrische Impendanzanalyse (BIA)
Gerne wird als ergänzende Methode zur WtHR (oder zum BMI) auch die Bioelektrische Impedanzanalyse (BIA) durchgeführt. Hierzu werden an Händen und Füßen Elektroden befestigt, anschließend wird schwacher Wechselstrom durch den Körper geleitet. Aufgrund der jeweiligen Widerstände lassen sich auf diese Weise Fettmasse, fettfreie Körpermasse, Körperzellmasse sowie Wassereinlagerungen berechnen.
Bei der BIA kann also zwischen Fettmasse und fettfreier Masse unterschieden werden. Dabei lässt sich die Methode relativ einfach anwenden. Sie ist nicht besonders kostenintensiv und für den Patienten unbedenklich. Es benötigt allerdings etwas Vorbereitung, damit die Werte stimmig ausfallen. Der Patient muss nüchtern sein, genügend getrunken haben, unmittelbar im Vorfeld darf keine sportliche Betätigung erfolgt sein und die Blase muss entleert sein. Auch wenn man stark von der Norm abweicht – etwa bei starkem Übergewicht – können die Ergebnisse ungenau ausfallen.