Die meisten Frauen machen zumindest einmal im Leben Bekanntschaft mit einem unliebsamen Begleiter – Scheidenpilz! Aufgrund der typischen Symptomatik ist eine Vaginalmykose meist rasch identifiziert. Da Hefepilze sehr anfällig sind, schlägt die Therapie gut an. Doch oftmals kommt es zu chronischen Verläufen, was Betroffene psychisch stark belasten kann.
In folgendem Artikel widmen wir uns ausführlich dem Thema Scheidenpilzerkrankungen. Symptome, Ursachen, Diagnose und Therapie einer akuten Vaginalmykose gelangen dabei ebenso in den Fokus wie chronischer Scheidenpilz und dessen Behandlung.
Was versteht man unter Vaginalpilz?
Die meisten Frauen leiden zumindest einmal im Leben unter lästigem Vaginalpilz – auch als Vaginalmykose oder vaginale Candidose bezeichnet. Dabei handelt es sich um eine Pilzinfektion an Vulva und Vagina. In etwa 90 Prozent aller Fälle ist Candida albicans der Übeltäter, ein auf der menschlichen Haut natürlich vorkommender Hefepilz. Seltener wird eine Scheidenpilzerkrankung von anderen Pilzarten wie etwa Candida glabrata oder Candida krusei hervorgerufen.
Der weibliche Intimbereich weist aufgrund des hohen Anteils von Milchsäurebakterien (Laktobazillen, Döderlein-Bakterien) ein saures Milieu auf. Durch dieses ist eine natürliche Schutzbarriere gegenüber Krankheitserregern gegeben. Gerät die Scheidenflora in ein Ungleichgewicht, werden nützliche Milchsäurebakterien verdrängt. In weiterer Folge können sich Hefepilze sprunghaft vermehren und unangenehme Symptome einer Pilzinfektion hervorrufen. Wird der Vaginalpilz von Candida albicans ausgelöst, sind die Anzeichen in der Regel recht deutlich. Bei Hefepilzen wie Candida glabrata oder Candida krusei kann die Symptomatik jedoch auch weniger spezifisch ausfallen.
Nachdem Hefepilze sehr empfindlich sind, ist die Heilungsquote bei entsprechender Medikation hoch. Problematisch ist vielmehr die Chronifizierung von Scheidenmykose. So stellt eine chronische Pilzinfektion (mindestens vier Infektionen im Jahr) keinen seltenen Befund dar. Viele Frauen schweigen jedoch aus falscher Scham.
Wie erkenne ich einen Scheidenpilz?
Die Symptomatik eines durch Candida albicans ausgelösten Scheidenpilzes ist häufig so eindeutig, dass Betroffene mitunter selbst auf die Erkrankung schließen können. Typische Anzeichen sind ein mehr oder weniger starker Juckreiz sowie bröckeliger, geruchloser Ausfluss. Die Intensität der Beschwerden nimmt in der Regel zu. Selten kann es auch zu völlig symptomlosen Scheidenpilzerkrankungen kommen.
Scheidenpilz: Symptome im Überblick
- Juckreiz in der Scheide/an der Vulva
- weißliche Belege
- verstärkter Ausfluss (weißlich, leicht bröckelig, geruchlos)
- Brennen im IntimbereichBrennen beim Wasserlassen (wenn die Harnröhre ebenfalls betroffen ist)
- Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
- Schwellung und Rötung der Schamlippen und des Scheideneingangs
- Gefühl des Wundseins im Intimbereich
- Pustelbildung (bei starker Ausprägung)
- kleine Hautrisse am Scheideneingang
Vaginalmykose: Ursachen und Risikofaktoren
Auslöser für einen Vaginalpilz ist stets die sprunghafte Vermehrung von Hefepilzen in der Intimregion. Als Hauptursache dürfen Veränderungen des natürlich-sauren Scheidenmilieus gesehen werden. Der pH-Wert wird ungünstig verschoben, dadurch werden Milchsäurebakterien verdrängt. Die natürliche Schutzbarriere ist nicht länger gegeben, Hefepilze können sich nun unkontrolliert vermehren. Gründe dafür, dass das saure Scheidenmilieu in Ungleichgewicht gerät, gibt es einige. Die häufigsten Risikofaktoren möchten wir nachfolgend auflisten:
- geschwächtes Immunsystem
- Hormonschwankungen/hormonelle Veränderungen (zum Beispiel in der Schwangerschaft oder den Wechseljahren)
- hormonelle Verhütungsmethoden (vor allem, wenn diese stark östrogenhaltig sind)
- Stress/psychische Belastung
- Medikamenteneinnahme (Antibiotika, Kortison)
- Stoffwechselerkrankungen (vor allem Diabetes mellitus)
- Tragen von synthetischer Unterwäsche oder luftundurchlässigen Slipeinlagen/Binden
- falsche oder übertriebene Intimhygiene (zu häufiges Waschen, ungeeignete Waschlotionen, falsche Wischtechnik beim Toilettengang)
Ist ein Scheidenpilz gefährlich?
Eine Scheidenpilzerkrankung ist grundsätzlich nicht gefährlich und in den meisten Fällen auch gut behandelbar. Es handelt sich auch nicht – wie irrtümlich oftmals angenommen – um eine sexuell übertragbare Krankheit. Vorsicht ist allerdings geboten, wenn eine Vaginalmykose in der Schwangerschaft auftritt. Vor allem im letzten Schwangerschaftsdrittel sollte Scheidenpilz gewissenhaft behandelt werden, da es bei der Geburt zu einer Übertragung auf das Neugeborene kommen kann.
Pilzinfektion belastet häufig auch psychisch
Eine Scheidenpilzerkrankung – vor allem in der chronischen Form – ist im Hinblick auf die psychische Belastung nicht zu unterschätzen. Der stetige Juckreiz und damit verbundener Schmerz sowie Unwohlsein können regelrecht für Verzweiflung sorgen. Dazu kommt, dass eine Scheidenpilzinfektion häufig ein Tabu darstellt, über das gemeinhin nicht gesprochen wird. Betroffene Frauen ziehen sich zurück und negative Auswirkungen auf Sexualität und Partnerschaft sind oft die Folge. Zudem bestehen Wechselwirkungen zwischen Pilzinfektionen und Stress beziehungsweise psychischer Belastung. So kann ein Vaginalpilz durch seelischen Belastungssituationen hervorgerufen werden, diese aber auch begünstigen.
Scheidenpilz: Wann zum Arzt?
Viele von einer Pilzinfektion betroffene Frauen behandeln sich selbst. Die Symptome erscheinen in der Regel eindeutig, Medikamente sind frei verkäuflich. Dennoch muss betont werden, dass es nicht selten zu Fehleinschätzungen – und somit unnötigen Behandlungen – kommt. Der Besuch des Facharztes macht schon allein deshalb Sinn, um die Therapie auf Basis einer konkreten Diagnose durchführen zu können. Ein Vaginalpilz muss nämlich durchaus von Erkrankungen abgegrenzt werden, die mit ähnlichen Symptomen auf sich aufmerksam machen (Ekzeme, Knötchenflechte, Vaginose,…).
In keinem Fall sollte der Arztbesuch ausbleiben bei:
- erstmaliger Erkrankung
- jungen Frauen unter 18 Jahren
- wiederkehrenden Pilzinfektionen
- vermutetem Scheidenpilz in der Schwangerschaft oder während der Stillzeit
- weiteren Symptomen wie Fieber oder starke Schmerzen
- fehlendem Behandlungserfolg
Vaginalmykose: Diagnose und Therapie
Bereits nach dem Anamnesegespräch und der vaginalen Untersuchung kann der Gynäkologe in etwa der Hälfte aller Fälle die Verdachtsdiagnose stellen. Diese bestätigt in der Regel die mikroskopische Untersuchung eines Abstriches, bei dem meist Pilze beziehungsweise Pilzfäden erkennbar sind. Für den konkreten Erregernachweis muss eine Pilzkultur angelegt werden. Dies ist vor allem bei chronischen Scheidenpilzen sinnvoll.
Bei der akuten Vaginalmykose wird in der Regel eine lokale Therapie angewendet. Zum Einsatz kommen Scheidenzäpfchen und Cremes mit antimykotischen Wirkstoffen (Antimykotika). Diese töten Pilzsporen ab, während Milchsäurebakterien unberührt bleiben. Die Anwendungsdauer variiert zwischen einem Tag und sechs Tagen. Die Vaginaltabletten werden vor dem Schlafengehen in die Scheide eingeführt, während die Creme auf die Vulva aufgetragen wird. Um das Wachstum guter Bakterien anzuregen, können begleitend Zäpfchen oder Kapseln mit Milchsäurebakterien zur Anwendung kommen.
Grundsätzlich lässt sich ein akuter Scheidenpilz gut behandeln. Jedoch müssen auf lange Sicht Ursachen und Risikofaktoren minimiert werden, sonst kehrt er rasch wieder.
Scheidenpilz: Manche Frauen infizieren sich immer wieder
Schätzungsweise zehn Prozent aller Betroffenen leiden an einer chronischen Pilzinfektion, auch rezidivierende Vaginalmykose genannt. Die Diagnose wird gestellt, wenn der Scheidenpilz mindestens vier Mal im Jahr im Abstand von mindestens acht Wochen auftritt. Auch wenn der Pilz behandelt wird, siedelt er sich nach einiger Zeit wieder an. Das ist häufig dann der Fall, wenn die Scheidenflora im Ungleichgewicht ist und Pilze leichtes Spiel haben. Hier muss angesetzt werden, um die Scheidenmykose langfristig zu bannen.
Selten ist es auch der Fall, dass sich Resistenzen gegen den Therapiewirkstoff gebildet haben beziehungsweise Candida albicans gar nicht der Übeltäter ist. Deshalb ist es bei chronischem Scheidenpilz grundsätzlich sinnvoll, eine Pilzkultur anzulegen.
Chronische Vaginalmykose behandeln
Bei chronischen Pilzinfektionen gilt es nicht nur den Pilz selbst zu behandeln, sondern auch den Ursachen für das wiederholte Aufflammen von Hefepilzen auf den Grund zu gehen. Fast immer ist es notwendig, ein gesundes Scheidenmilieu zu schaffen, das Vaginalpilz erst gar keinen Nährboden bietet.
Bei chronischen Formen von Vaginalmykose ist eine systemische (im ganzen Körper wirksame) Langzeitbehandlung über die Dauer von sechs Monaten Therapie der Wahl. Diese sollte aber erst nach sicherer Diagnosestellung inklusive Beurteilung des Scheidensekrets sowie Anlegen einer Pilzkultur erfolgen. In der Regel ist die systemische Therapie gut verträglich, selten kann es zu Übelkeit, Erbrechen oder allergischen Reaktionen kommen. Zusätzlich sollte eine lokale Therapie mit Cremes im äußeren Genitalbereich erfolgen, da eine systemische Therapie dort nicht zureichend wirkt. Laktobazillen können unterstützend helfen.
Zur Stärkung der Vaginalflora bei chronischen Mykosen kann auch eine vaginale Lasertherapie in Betracht gezogen werden. Diese kann dabei helfen den Aufbau eines gesunden Scheidenmilieus zu unterstützen.
Weitere Informationen zur vaginalen Lasertherapie
Neben medizinischen Maßnahmen ist es wichtig, dass zusätzlich vorbeugende Maßnahmen umgesetzt werden, um einer neuerlichen Infektion entgegenzuwirken.
Wie kann einer chronischen Pilzinfektion vorgebeugt werden?
Richtige Intimhygiene und weitere Maßnahmen sind das A und O in Hinblick auf die Prävention vor Scheidenpilz. Sie kann maßgeblich dazu beitragen, dass Vaginalpilz gar nicht erst entsteht beziehungsweise ein chronischer Scheidenpilz rasch der Vergangenheit angehört.
Die besten Tipps für ein gesundes Scheidenmilieu, in dem Hefepilze keine Chance haben, haben wir für Sie zusammengestellt:
Intimhygiene nicht übertreiben: Der sensible Vaginalbereich wird am besten nur mit klarem Wasser gewaschen. Keinesfalls dürfen herkömmliche Seifen oder Duschgels zur Anwendung kommen, da sie die Scheidenflora verändern, was die Anzahl der Milchsäurebakterien verringert. Allenfalls sollten spezielle Intimwaschlotionen verwendet werden, die auf das saure Scheidenmilieu abgestimmt sind. Wichtig ist es außerdem, den Intimbereich gründlich abzutrocknen.
Richtige Wischtechnik beachten: Die richtige Wischtechnik beim Toilettengang ist wesentlich, um die Scheidengesundheit zu gewährleisten. Gewischt wird stets von vorne nach hinten, sodass keine Pilze und Keime aus dem Analbereich in den Vaginalbereich gelangen können.
Haut atmen lassen: Für ein gesundes Scheidenmilieu muss die Haut gut atmen können. Wärme- und Feuchtigkeitsstau gilt es also unbedingt zu vermeiden, da sich Pilze in feuchtem Milieu liebend gerne vermehren. In der Praxis bedeutet das: auf synthetische Unterwäsche verzichten, keine zu enge Kleidung tragen sowie Binden und Slipeinlagen nur während der Regel nutzen und dabei darauf achten, dass diese atmungsaktiv sowie unparfümiert sind.
Heiß waschen: Handtücher und Unterwäsche sollten bei mindestens 60 Grad gewaschen werden. Gerade bei/nach akuten Pilzinfektionen ist das wesentlich, da Pilzsporen auf Textilien sonst überleben.
Abwehrkräfte stärken: Es klingt banal, aber ein gesundes Immunsystem ist auch der Scheidengesundheit zuträglich. Eine gesunde und ausgewogene Ernährung, Bewegung, ausreichend Schlaf und wenig Stress beugen Scheidenpilz also ebenfalls vor.
Auf gute Bakterien setzen: Gerade während und nach akuten Vaginalmykosen können Milchsäurebakterien aus der Apotheke (Döderlein-Zäpfchen) Wunder wirken.
Verhütung im Blick behalten: Bei chronischem Scheidenpilz und gleichzeitiger Pilleneinnahme sollte immer Rücksprache mit dem Gynäkologen gehalten werden. Präparate mit hohem Östrogengehalt können Vaginalmykosen begünstigen. Eventuell kann ein Wechsel der Pille zu einer Besserung beitragen.