Viele Menschen wünschen sich ein strahlendes Lächeln – doch ihre Freude wird getrübt, und zwar durch Verfärbungen an den Zähnen. Handelt es sich dabei um weiße oder bräunliche Verfärbungen, kann eine Fluorose die Ursache sein. Erfahren Sie hier, was sie verursacht und wie Fluorose behandelt werden kann.
Fluorose: Definition
Fluorid, genauer gesagt: Fluorwasserstoff, schützt unsere Zähne und Knochen. Doch so gut es für die Widerstandsfähigkeit der Zähne ist – ein Zuviel davon schadet, es kann zu einer Fluorose kommen. Am häufigsten betrifft die Fluorose die Zahnoberfläche. Denn hier stört das Übermaß an Fluorid den Aufbau des Zahnschmelzes. Es kommt zu unschönen Flecken. Experten sprechen dann von einer Dentalfluorose.
In seltenen Fällen kann es zu einer Knochenfluorose kommen. Dann schädigt das Zuviel an Fluorose die Gelenke und Knochen. Ist die Erkrankung fortgeschritten, verdichtet sich der Knochen, es kommt zu Versteifungen. Dies wiederum macht sie empfindlicher, so dass sie schneller brechen können. Fehlhaltungen und Bewegungseinschränkungen sind die Folge. Knochenfluorose ist allerdings sehr selten, da hierzu extrem hohe Mengen an Fluorid aufgenommen werden müssten.
In seltenen Fällen kann es zu einer akuten Fluorose, einer sogenannten Fluorosevergiftung, kommen. Das kann beispielsweise passieren, wenn ein Kleinkind große Mengen Zahnpasta schluckt. Hierbei sprechen wir aber von wirklich großen Mengen – zum Beispiel von zwei kompletten Tuben fluoridhaltiger Kinderzahnpasta, verzehrt von einem 15-kg-leichten Kind.
Übrigens: Manchmal wird Fluorid mit Fluor, einem giftigen Gas, verwechselt. Bei Fluorid handelt es sich jedoch um die Salze des Fluors, also um Fluor in gebundener Form. Dabei gehen die toxischen Eigenschaften verloren, sodass von Fluorid keine Gefahr ausgeht.
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Ursachen: So entsteht Fluorose
Fluorid ist grundsätzlich gut und gesund für die Zähne. Doch erhält der Körper über einen längeren Zeitraum zu viel Fluorid, stört dies den Mineralienhaushalt, es kommt zur Fluorose. Besonders anfällig für Fluorose sind Kinderzähne, denn das Übermaß an Fluorid vermindert die Produktion des Zahnschmelzes.
Kinder, die im Alter zwischen 15 und 30 Monaten zu viel Fluorid aufnimmt, hat ein hohes Risiko für Dentalfluorose. Diese kann an Milchzähnen ebenso wie an den bleibenden Zähnen auftreten. Denn das zusätzliche Fluorid lagert sich bereits vor dem Durchbrechen der Zähne in diesen an und kann somit zu Schäden an den bleibenden Zähnen führen. Zu viel Fluorid im Kindesalter ist die Hauptursache von Fluorosen in Deutschland.
Wer bekommt besonders häufig Fluorose?
Schätzungen gehen davon aus, dass rund ein Viertel aller Menschen Dentalfluorose hat. Tendenziell sind Menschen, deren Trinkwasser viel Fluorid enthält, häufiger von Fluorose betroffen – dies spielt für Deutschland allerdings keine Rolle: Hier darf Trinkwasser maximal 1,5 mg Fluorid pro Liter enthalten, meist liegt der Gehalt unter 0,3 mg/Liter. In Deutschland sind Dentalfluorosen vor allem auf die Kindheit zurückzuführen: Die Verfärbungen treten bei Kindern und Erwachsenen auf, die vor dem sechsten Jahr zum Beispiel Fluoridtabletten zusätzlich zu einer fluoridhaltigen Zahnpasta verwendet haben.
Symptome: Fluorose erkennen
Fluorose zeigt sich in hellen, manchmal aber auch bräunlichen Flecken, die sich großflächig auf dem Zahn verteilen. Es können ein oder mehrere Zähne betroffen sein. Besonders häufig zeigt sie sich auf den Zähnen, die am besten zu sehen sind, nämlich auf den oberen Schneidezähnen. Die genaue Diagnose stellt ein Zahnarzt nach einer gründlichen Anamnese. Denn Verfärbungen, die Fluorose ähnlich sehen, können auch andere Ursachen haben. Beispielsweise können sie auf erblich bedingte Flecken oder die Einnahme von Antibiotika im Kindesalter zurückzuführen sein. Sogar mit „White Spots“, Karies im frühen Stadium, können ungeübte Betrachter Fluorose verwechseln. Bei kariesbedingten White-Spots hilft unter anderem, was bei Fluorose schadet: Ein Plus an Fluorid direkt auf den Zahn.
Fluorose-Schweregrad
Grundsätzlich unterscheiden Experten zwischen rein optischen Symptomen der Fluorose in Form von weißen Flecken und Schmelzdefekten, bei denen der Zahnschmelz angegriffen ist. In schweren – und sehr seltenen – Fällen kann die Fluorose sogar zu Zahnschmelzeinbrüchen führen und den ganzen Zahn gefährden.
Experten nutzen heute vor allem den seit 1999 gängigen DDE-Index, um die Ausprägung der Fluorose zu beschreiben. Er beginnt bei „0“ für normal über „1“ für „begrenzte Zahnverfärbungen“ bis hin zu Schweregrad „8“ für „Zahnverfärbungen und Hypoplasien“. Unter einer Hypoplasie verstehen Zahnärzte Veränderungen an der Zahnstruktur aufgrund von Störungen bei der Mineralisierung.
Für Betroffene ist vor allem wichtig, ob der Zahnschmelz durch die Dentalfluorose angegriffen und der Zahn somit anfälliger für Karies ist. Auch, wenn es sich „nur“ um Flecken handelt, ist der Brechungsindex an den verfärbten Stellen etwas geringer, was bei guter Zahnhygiene aber keine Beschwerden mit sich bringt. Doch ist der Zahnschmelz angegriffen, liegt nicht nur ein ästhetisches Problem vor.
Fluorose behandeln
Fluorose in Form von Verfärbungen zu behandeln ist kein Muss. Doch viele Menschen leiden unter den ungleichmäßigen Flecken. Sie wünschen sich, die weißen oder bräunlichen Flecken loszuwerden. Für Kinder, die wegen ihrer Zähne gehänselt werden, können die Verfärbungen zu einer großen Belastung werden, so dass sie beispielsweise beim Lachen immer die Hand vor den Mund halten. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Fluoroseflecken an den Zähnen zu behandeln. Ist der Grund für die Behandlung ein rein ästhetischer, müssen Patienten die Therapiekosten bislang selbst tragen.
Aufhellung (Bleaching)
Bei einem professionellen Bleaching hellt der Zahnarzt bräunliche Verfärbungen auf. Weiße Flecken gleicht er durch Aufhellung des übrigen Zahns an. Allerdings ist Zahnaufhellung in der EU erst ab 18 Jahren erlaubt. Bleaching eignet sich nicht für Personen mit aktiver Karies sowie für Schwangere und Stillende.
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Kariesinfiltration
Oft kombinieren Zahnärzte das Bleaching mit einer Kariesinfiltration, auch Icon-Infiltration genannt. Hierbei stellt der Zahnarzt die durch Fluorose beschädigte Zahnsubstanz wieder her, indem er nach einer kurzen Vorbehandlung einen hochflüssigen Kunststoff auf den Zahn aufträgt und ihn damit versiegelt. Bei leichten Dentalfluorosen reicht dies aus. Häufiger führen Experten die Kariesinfiltration gemeinsam mit einem Bleaching durch, um die Flecken auch bei mittelschwerer Fluorose aufzuhellen.
Veneers
„Veneer“ heißt übersetzt so viel wie „Furnier“ oder „Fassade“. Veneers sind hauchdünne Keramikschalen, die auf die Zahnoberfläche geklebt werden. Somit wird die Farbe der Zähne komplett durch die des Veneers ersetzt. Es gibt verschiedene Veneer-Arten, entsprechend variabel sind die Kosten. Diese bewegen sich zwischen 300 und 1.500 Euro – pro Zahn. Damit die Veneers kleben, muss der Zahnarzt die Zahnsubstanz leicht anschleifen.
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Darum ist Fluorid wichtig
Bei Fluorid gilt wie bei so vielen Dingen im Leben: „Die Dosis macht das Gift“. Denn Fluorid ist in erster Linie eine großartige Hilfe bei der Kariesprophylaxe. Wie genau dieser Mechanismus funktioniert, wissen Forscher bis heute nicht. Sie vermuten allerdings, dass Fluoride in der Mundhöhle die Remineralisierung des Zahnschmelzes mit Calcium- und Phosphationen unterstützen. Direkt auf den Zahn aufgetragenes Fluorid ist dabei effektiver als Fluoridtabletten. Insbesondere bei Frauen kann Fluorid vermutlich auch dazu beitragen, Osteoporose vorzubeugen.
Fluorose vorbeugen
Vor allem bei Kindern ist es wichtig, einer Fluorose vorzubeugen. Gefährdet sind Kinder im Alter von zwei bis hin zu sechs Jahren. Experten empfehlen, das Zähneputzen mit Kindern spätestens ab zwei Jahren einzuüben. Verwenden Sie hierfür zweimal täglich eine erbsengroße Menge Kinderzahnpasta. Die Verwendung von Kinderzahnpasta ist unbedingt zu empfehlen, da Produkte für Erwachsene zu hohe Mengen Fluorid enthalten. Kinderzahnpasta sollte einen Fluoridgehalt von 500 bis 1.000 ppm Fluorid aufweisen. Eltern sollten auch darauf achten, dass ihr Kind keine großen Mengen Zahnpasta verschluckt.
Eine mögliche Alternative sind Zahnpasten mit „BioHAP“ (biomimetischem Hydroxylapatit). Dieser Wirkstoff ahmt die Zahnsubstanz nach und bildet ein Schutzschild auf den Zähnen. Somit reduzieren sich Beläge, die Zähne werden remineralisiert. Bis zum Grundschulalter sollten Erwachsene Kinder beim richtigen Zähneputzen unterstützen und gegebenenfalls „nachputzen“.
Fluorid und Schwangere
Studien haben gezeigt, dass ein zu hoher Fluorid-Konsum in der Schwangerschaft sich negativ auf den Intelligenzquotienten des Kindes auswirken kann. Dies ist in unseren Breiten allerdings kaum bedeutsam, da die Studien aus Ländern stammen, in denen das Trinkwasser mit Fluorid versetzt wird. Dadurch gingen beispielsweise in den USA zwar die Kariesfälle bei Kleinkindern massiv zurück. Die Kehrseite der Medaille ist die Fluorose. Jedoch wird Trinkwasser in Deutschland ohnehin nicht mit Fluorid versetzt. Schwangere sollten nicht ohne Grund und Rücksprache mit dem Arzt Fluorid in Tablettenform substituieren.
Können auch Erwachsene Fluorose bekommen?
Auch Erwachsene können Fluorose bekommen – allerdings ist dies in unseren Breiten, in denen das Wasser nicht fluoridiert ist, selten der Fall. So können Erwachsene Personen ohne Vorerkrankungen gemäß Deutscher Gesellschaft für Ernährung täglich bis zu 3,5 mg Fluorid aufnehmen, ohne dass es ihnen schadet. Diese Menge wird kaum erreicht, denn die geschätzte Aufnahmemenge von Fluorid bei Erwachsenen in Deutschland liegt zwischen 0,4 bis 1,5 mg täglich (Stiftung Warentest, 10|2020).
Da in Deutschland im Unterschied zu vielen anderen Ländern kein Fluorid im Wasser enthalten ist, können Sie die Fluoridzufuhr gut kontrollieren. Vorsicht ist nur geboten, wenn Sie mehrere verschiedene Mundspülungen, Fluorid-Gele und eine Zahnpasta mit einem hohen Fluoridgehalt parallel verwenden. Weitere Quellen für Fluorid sind: fluoridiertes Speisesalz, mit Fluorid versetztes Mineralwasser sowie viel Fisch in der Ernährung. Auch Schwarzer Tee kann Fluorid enthalten – je nach Sorte bis zu 1,2 mg pro Liter. Wer den genauen Fluorid-Gehalt seines Leitungswassers wissen möchte, kann diesen beim örtlichen Wasserwerk erfragen. In Deutschland ist in den meisten Gebieten weniger als 0,3 mg Fluorid pro Liter enthalten. Experten empfehlen, eine mögliche Fluorid-Supplementierung bei einem Wert ab 0,3 mg/Liter zu halbieren, bei über 0,7 mg/Liter ganz darauf zu verzichten.
Was gibt es bei Verdacht auf Fluorose im Alltag zu beachten?
Ob Kind oder Erwachsener: Bei Verdacht auf Fluorose sollten Sie die Fluorid-Zufuhr stoppen. Machen Sie einen Termin beim Zahnarzt und halten Sie sich im Anschluss an seine Empfehlung rund um die für Sie geeignete Zahncreme.
Verwenden Sie in diesem Fall eine fluoridfreie Zahnpasta und achten darauf, über die Nahrung möglichst wenig Fluorid aufzunehmen.