Mausarm – Symptome, Ursachen und Behandlung

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Die tägliche Nutzung von Computern und anderen elektronischen Geräten kann zur einseitigen Belastung von Händen und Armen führen. Nicht selten kommt es dabei zu einer Überbelastungen der Gelenke, Muskeln und Sehnen. Die Folge ist häufig ein sogenanntes RSI-Syndrom, das umgangssprachlich gerne als Mausarm bezeichnet wird. Mehr zum Thema erfahren Sie im folgenden Artikel.

Was versteht man unter einem Mausarm?

Was niedlich klingt, ist physiologisch schwer fassbar und mit mannigfaltigen Symptomen verbunden – der Mausarm. In der Fachsprache wird der Mausarm als RSI-Syndrom (Repetitive Strain Injury Syndrome) bezeichnet. Übersetzt bedeutet das etwa so viel wie „Verletzung durch wiederholte Belastung“. Im Prinzip handelt es sich beim Mausarm also um eine Überbelastung beziehungsweise Fehlbelastung, die unangenehme Beschwerden nach sich zieht. Vorrangig sind Muskeln, Sehnen sowie Gelenke an Fingern, Händen und Armen betroffen, doch auch Nacken-, Schulter- und Rückenbereich können in Mitleidenschaft gezogen werden. Dass es sich beim Mausarm um ein Syndrom handelt, weist darauf hin, dass dahinterstehende Symptome ausgesprochen vielfältig und individuell ausfallen.

Hauptursache für die Entwicklung einer Maushand sind gleichförmige, sich wiederholende Bewegungsabläufe über längeren Zeitraum. Vor allem einseitige Belastung, eine unnatürliche Körperhaltung sowie Stress und mangelnde Ausgleichsmöglichkeiten tragen zu den Beschwerden bei. Dass hauptberufliche Bildschirmarbeit besonders häufig mit entsprechenden Problemen einhergeht, scheint da nicht weiter verwunderlich. Das hat dem Syndrom unter anderem auch den scherzhaften Ausdruck „Sekretärinnen-Krankheit“ eingebracht. Vor allem Bewegungen wie das Klicken mit der Maus, Tippen auf der Tastatur oder Wischen über Bildschirme sind auf Dauer Gift für Muskeln und Gelenke. Mittlerweile spielt hier auch die vermehrte Nutzung technischer Geräte nach Feierabend hinein.

Übrigens ist das RSI-Syndrom in manchen Ländern (USA, Niederlande, Australien,…) als Berufskrankheit anerkannt. In Deutschland ist das bisher allerdings nicht der Fall.

Wie entsteht ein Mausarm?

Durch die bereits beschriebene Fehl- und Überbelastung kommt es zu kleinsten Verletzungen im Gewebe, sogenannten Mikrotraumen. Das beeinträchtigt die Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen, in Folge nehmen Gewebsschädigungen – wie etwa Schwellungen oder Entzündungen – stetig zu. Ist die Prognose anfangs noch relativ gut, ist mit zunehmendem Verschleiß eine Chronifizierung wahrscheinlich. Nicht nur Schmerzen belasten Betroffene, es kann zudem zu Funktionseinschränkungen kommen.

Nimmt der Mausarm einen schweren und chronischen Verlauf, regenerieren sich Muskeln und Gelenke häufig auch im Ruhezustand kaum mehr. Die psychische Belastung ist dann mitunter immens. Was zusätzlich zum Tragen kommt, ist das Schmerzgedächtnis unseres Körpers. Typische Bewegungsabläufe werden irgendwann automatisch mit dem auftretenden Schmerz gekoppelt. In weiterer Folge lösen entsprechende Bewegungen unweigerlich Schmerzen aus – ein Teufelskreis entsteht.

RSI-Syndrom: Ursachen und Risikofaktoren

Das RSI-Syndrom wird vorrangig durch monotone Bewegungen mit den Händen beziehungsweise Fingern ausgelöst. Darüber hinaus können weitere Faktoren die Entstehung einer Maushand begünstigen.

Vorherrschend ist der Mausarm in Berufsgruppen, in denen viel Bildschirmarbeit verrichtet werden muss. Beschäftigte, die viele Stunden täglich vor dem PC zubringen, sind besonders gefährdet. Doch auch in anderen Sparten ist das Risiko eines RSI-Syndroms hoch. So sind neben Büroangestellten auch Künstler wie Musiker oder Maler, Zeichner, Fabrikarbeiter oder Fließbandarbeiter häufig betroffen. Man schätzt, dass in unseren Breiten etwa 3-5 % der Bevölkerung unter einem Mausarm leiden. Von einer hohen Dunkelziffer muss man ausgehen.

Neben gleichförmigen Bewegungsabläufen, begünstigen weitere Faktoren die Entstehung eines Mausarms. Solche sind vor allem ein nicht ergonomischer Arbeitsplatz sowie eine ungesunde Körperhaltung. Doch auch deutliche Arbeitsbelastung, viel Stress und mangelnder Ausgleich in der Freizeit spielen hier hinein. Zu wenig Bewegung sowie eine fehlende Work-Life-Balance triggern Beschwerden zusätzlich. Nicht zuletzt muss auch eine schlechte Körperwahrnehmung als Risikofaktor betrachtet werden. Zweifellos haben wir es ein Stück weit verlernt, die Warnsignale unseres Körpers ernst zu nehmen und überschreiten häufig dessen Grenzen.

Welche Beschwerden treten bei einer Maushand auf?

Bei einem Mausarm können Symptome durchaus sehr individuell und komplex ausfallen. Treten Beschwerden im Bereich von Nacken, Schultern oder Rücken auf, gehen viele Betroffene häufig gar nicht erst von einem RSI-Syndrom aus, weil der Irrglaube vorherrscht, dass nur Hände und Arme betroffen sind. So kann ein Mausarm durchaus über längeren Zeitraum unerkannt bleiben.

Erste Anzeichen eines RSI-Syndroms sind häufig unspezifisch und werden nicht richtig ernst genommen. So kribbeln in der Anfangsphase etwa Finger, Hände und Arme unangenehm und fühlen sich an wie eingeschlafen. Dieses Taubheitsgefühl kann mit der Zeit zunehmen. Auch kalte Hände sowie deutlich spürbarer Kraftverlust treten auf. Im fortgeschrittenen Stadium leiden Betroffene mitunter unter steifen Gelenken, deutlichen Bewegungseinschränkungen sowie Koordinationsproblemen.

Schmerzen zeigen sich beim Mausarm meist erst im weiteren Verlauf. Je nach Ausprägung, sind leichte bis starke Schmerzen in den betroffenen Arealen dann typisch für das RSI-Syndrom. Vorrangig treten diese an und zwischen den Fingern, am Handgelenk, Unterarm oder Ellenbogen auf. Oberarme, Nacken, Schultern sowie Rücken können ebenfalls betroffen sein. Auch Verspannungen, Schwellungen und Muskelkrämpfe machen vielen Betroffenen das Leben schwer.

Zeigen sich typische Symptome des Mausarms zu Beginn in der Regel lediglich bei deutlicher Beanspruchung, so haben Betroffene im Laufe der Zeit auch im Ruhezustand mit Beschwerden zu kämpfen. Umso wichtiger ist es, einen Mausarm rechtzeitig zu diagnostizieren, damit entsprechende Therapien eingeleitet werden können. Das verbessert die Prognose des RSI-Syndroms deutlich.

Mausarm: Symptome im Überblick

  • Taubheitsgefühl/Kribbeln
  • Kältegefühl in den Händen
  • Kraftverlust
  • Verspannungen, Schwellungen, Muskelkrämpfe
  • Schmerzen (im fortgeschrittenen Stadium auch im Ruhezustand)
  • Steifheit der Gelenke und Bewegungseinschränkungen
  • Koordinationsprobleme
  • Betroffene Bereiche: Finger, Fingerzwischenräume, Hände, Handgelenke, Unterarme, Ellenbogen, Oberarme, Nacken, Schultern, Rücken

Wie wird der Mausarm diagnostiziert?

Bei wiederkehrenden oder dauerhaften Beschwerden im Bereich von Fingern, Händen oder Armen beziehungsweise des Stützapparats ist es ratsam, das Gespräch mit dem Hausarzt zu suchen. Gegebenenfalls überweist dieser zum Orthopäden.

Die Diagnose eines Mausarms ist gar nicht so einfach, da es in der Regel keine abbildbaren physiologischen Veränderungen gibt. Um das RSI-Syndrom zu diagnostizieren, ist demnach nicht nur die Anamnese wichtig, auch müssen Erkrankungen, die ähnliche Beschwerden verursachen, ausgeschlossen werden. Solche sind etwa Schleimbeutelentzündungen, Sehnenscheidenentzündungen oder auch das Karpaltunnelsyndrom. Darüber hinaus stehen Diabetes oder Funktionsstörungen der Schilddrüse im Verdacht, Probleme mit Muskeln und Gelenken zu begünstigen.

Beim Facharzt kommen verschiedene Diagnoseinstrumente zur Anwendung, um den Verdacht eines Mausarms zu erhärten beziehungsweise andere Erkrankungen sicher auszuschließen. Bei der körperlichen Untersuchung werden nicht nur die betroffenen Körperareale sorgfältig abgetastet, auch die Beweglichkeit wird entsprechend überprüft.

In Bezug auf Funktionstests ist vor allem die Messung der Nervenleitgeschwindigkeit zu nennen. Mit Hilfe dieser Untersuchung wird nämlich festgestellt, ob eventuell ein Karpaltunnelsyndrom vorliegt.

Bildgebende Verfahren wie Ultraschall, Röntgen oder MRT mögen zwar keine konkreten Hinweise auf einen Mausarm liefern, Verletzungen sowie Entzündungen als Ursache für die Beschwerden können damit aber ausgeschlossen werden. Daher kommen sie im Sinne der Ausschlussdiagnose durchaus zur Anwendung.

Darüber hinaus kann ein Schmerztagebuch hilfreich sein, wenn es um die Diagnose eines Mausarms geht. Zusammenhänge und mögliche Auslöser lassen sich auf diese Weise überraschend gut abbilden.

RSI-Syndrom: Behandlung zwingend notwendig?

Betroffene fragen sich häufig, ob bei einem Mausarm Therapie zwingend notwendig ist. Hier muss einmal mehr die Problematik der Chronifizierung hervorgehoben werden. Für die Praxis bedeutet das: Je rascher man ansetzt, desto besser die Prognose! Wird also möglich zeitnah gegengesteuert, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Beschwerden dauerhaft verschwinden.

In einem ersten Schritt sollten unbedingt Arbeitsumgebung sowie Berufs- und Freizeitverhalten in den Blick genommen werden. Ein ergonomischer Arbeitsplatz, regelmäßige Pausen sowie seelischer und körperlicher Ausgleich zum Beruf sind hier die wichtigsten Parameter.

In vielen Fällen ist es mit derartigen Verhaltensänderungen schon getan und eine weitere Therapie gar nicht notwendig. Bei schweren oder chronischen Verläufen reicht das aber häufig nicht aus. Therapiemaßnahmen wie Physiotherapie, die Einnahme von Medikamenten oder auch Psychotherapie können dann durchaus angezeigt sein.

Wie wird ein Mausarm therapiert?

Benötigt ein schmerzhafter Mausarm Behandlung, gibt es hierzu unterschiedliche Möglichkeiten, je nach Art und Ausprägung der Beschwerden.

Verschiedene Ansätze zur Therapie eines RSI-Syndroms möchten wir folgend kurz vorstellen:

Einen ergonomischen Arbeitsplatz schaffen

Veränderungen am Arbeitsplatz sind oftmals das A & O, um eine Maushand zu entlasten. Hierbei können eine ergonomische Maus und Tastatur schon deutliche Besserung bewirken. Auch spezielle Auflagen, die Handgelenk und Unterarm stützen, sind zu empfehlen. Darüber hinaus sollten Bürostuhl, Schreibtischhöhe sowie Höhe des Monitors nicht nur aufeinander, sondern auch auf die Körpergröße der nutzenden Person abgestimmt sein.

Im Arbeitsprozess für Ausgleich sorgen

Damit sich monotone Bewegungsabläufe nicht ungünstig auf Muskeln, Sehnen und Gelenke auswirken, ist es wichtig, zwischendurch Arbeitspausen zu machen. Während solchen Pausen sollte der Fokus auf Entlastung, Bewegung und Entspannung gerichtet sein. Entsprechende Übungen stellen wir Ihnen abschließend gerne vor.

Wärme- sowie Kälteanwendungen

Bei ersten Symptomen eines Mausarms, aber auch bei schweren chronischen Verläufen, können Wäre sowie Kälte viel bewirken. Das regelmäßige Anwenden von Kirschkernkissen, Handwärmern, Kühlbeuteln, feuchten Umschlägen oder Infrarotlicht entspannt beanspruchte Muskeln und Gelenke und lindert Schmerzen.

Physiotherapie und Massage

Nimmt das RSI-Syndrom einen schweren Verlauf und beeinträchtigt die Lebensqualität deutlich, kann Physiotherapie eine effektive Methode sein, um Verbesserung zu bewirken. Der Physiotherapeut vermittelt Übungen, die in weiterer Folge problemlos auch in Eigenregie ausgeführt werden können. Darüber hinaus können Massagen dabei helfen, die Durchblutung anzuregen sowie verspannte und schmerzhafte Areale wieder zu lockern.

Psychotherapie

Beeinflusst der Mausarm die Lebensqualität spürbar, kann Psychotherapie helfen. Der Umgang mit Stress und den Anforderungen des Alltags kann hier Thema sein, eine ausgeglichene Work-Life-Balance das Ziel. Verhaltensänderung sowie der Umgang mit bestehenden Schmerzen stehen oftmals im Fokus der Therapie. Auch konkrete Entspannungstechniken können viel bewirken.

Medikamentöse Unterstützung

Sind Symptome stark ausgeprägt, können kurzzeitig auch Medikamente helfen. In der Regel kommen Analgetika (Schmerzmittel) sowie entzündungshemmende Kortison-Präparate zum Einsatz. Eine dauerhafte Anwendung gilt es aber unbedingt zu vermeiden, vielmehr muss bei der Ursache der Beschwerden angesetzt werden.

Wie kann man einem Mausarm vorbeugen?

Erkennt man schädigende Verhaltensweisen rechtzeitig, kann einem Mausarm wunderbar vorgebeugt werden. Demnach ist die Bewusstmachung solcher Prozesse im Arbeitsleben sowie der Freizeit ein wichtiger Schritt. Die entsprechende Gestaltung des Arbeitsplatzes sowie körperlicher und geistiger Ausgleich in der Freizeit können viel bewirken.

Grundsätzlich gibt es einige Produkte am Markt, die die Bildschirmarbeit spürbar erleichtern und die empfindliche Hand- und Armregion entlasten. Zu nennen wären hier etwa ergonomische Mäuse, Tastaturen sowie spezielle Auflagen für Handballen und Unterarme. Auch ein höhenverstellbarer Schreibtisch sowie Bürostuhl machen sich im Sinne der Gesundheit bezahlt. Entlastend wirkt es zudem, statt zu Klicken regelmäßig Kurzbefehle zu verwenden, eine Sprachsoftware zu nutzen oder von Zeit zu Zeit die Position der Hand zu wechseln.

Regelmäßige Pausen während der Arbeitszeit sowie gezielter körperlicher Ausgleich nach Feierabend sind ebenso wichtig. Entspannungstechniken werden von vielen Betroffenen als sehr hilfreich erlebt. Werden sie im aktiven Tun eingesetzt, wirken sie sich zudem positiv auf unser Schmerzgedächtnis aus.

Nicht zuletzt können konkrete Übungen zur Entlastung der Hand- und Armregion wesentlich dazu beitragen, dass ein Mausarm gar nicht erst entsteht, sofern sie regelmäßig durchgeführt werden.

Mausarm: Übungen für zwischendurch

Folgende Übungen gegen einen Mausarm sind einfach durchzuführen, benötigen keine Vorbereitung und nehmen kaum Zeit im Anspruch. Sie sind also bestens geeignet, um zwischendurch für Ausgleich und Entspannung zu sorgen.

  •  Machen Sie eine Faust und spreizen Sie anschließend die Finger. Halten Sie jede Position etwa fünf Sekunden lang. Wiederholen Sie diesen Ablauf etwa fünf bis zehn Mal. 
  • Die Hand ist flach nach vorne gestreckt, Handrücken nach oben. Nun machen Sie Krallenfinger, indem Sie die Fingerglieder nach unten hin abspreizen. Halten Sie die Position einige Sekunden, um dann wieder in die Ausgangsposition zurückzugehen. Das wiederholen Sie etwa fünf bis zehn Mal.
  • Machen Sie eine Faust und lassen in dieser Position die Hand etwa zwanzig Sekunden lang abwechselnd nach oben und nach unten kippen.
    Schütteln Sie die flachen Hände locker aus dem Handgelenk etwa dreißig Sekunden lang gut aus.