Pneumokokken – Wie Sie sich schützen können

PneumokokkenPneumokokken sind weltweit verbreitet. Die Bakterien besiedeln den Nasen-Rachen-Raum und können schwerwiegende Erkrankungen wie Lungenentzündung, Nasennebenhöhlenentzündung, Mittelohrentzündung, Hirnhautentzündung oder Blutvergiftung hervorrufen. Die Übertragung erfolgt durch Tröpfcheninfektion beim Husten, Niesen oder Sprechen. Auch völlig gesunde Menschen können als Überträger fungieren. Die Wahrscheinlichkeit für schwere Krankheitsverläufe ist bei Kindern unter zwei Jahren, älteren Personen über 60 Jahren sowie Menschen mit unterschiedlichen Vorerkrankungen erhöht. In diesen Fällen wird eine Pneumokokken-Impfung empfohlen. Es stehen verschiedene Impfstoffe zur Verfügung.

In folgendem Artikel beschäftigen wir uns eingehend mit der Thematik der Pneumokokken-Infektion sowie Möglichkeiten zur Immunisierung. Nicht nur klären wir, worum es sich bei Pneumokokken handelt und wie diese übertragen werden, auch mögliche Komplikationen bei einer Infektion nehmen wir in den Blick. Der Fokus liegt auf besonders gefährdeten Personengruppen und wie diese durch die Pneumokokken-Impfung geschützt werden können.

Was sind Pneumokokken?

Pneumokokken sind Bakterien der Art Streptococcus pneumoniae, die unseren Nasen-Rachen-Raum besiedeln. In weiterer Folge können sie – müssen aber nicht – verschiedene schwerwiegende Erkrankungen auslösen. Solche betreffen häufig obere sowie unterer Atemwege. Auch die Ausbreitung von Pneumokokken in eigentlich sterile Körperflüssigkeiten (Blut beziehungsweise Liquor cerebrospinalis – das umgangssprachliche Gehirnwasser) kommt vor. Man spricht dann von einer invasiven Pneumokokken-Erkrankung.

Oftmals verläuft eine Infektion mit Pneumokokken ohne weitere Symptome. Die Bakterien können jedoch auch Erkrankungen wie Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis), Mittelohrentzündung (Otitis media) oder Bronchitis zur Folge haben. Bekannterweise lösen Pneumokokken Lungenentzündung (Pneumonie) aus. So sind bakterielle Lungenentzündungen bei älteren Personen in 20-50 % aller Fälle durch Pneumokokken verursacht. Schwerwiegende Verläufe sind hier nicht selten. Weitere Komplikationen einer Infektion mit Pneumokokken sind Hirnhautentzündung (Meningitis) sowie Blutvergiftung (Sepsis).

Das Risiko für schwere Krankheitsverläufe ist bei Kindern unter zwei Jahren sowie älteren Menschen über 60 deutlich erhöht. Auch Personen mit unterschiedlichen Vorerkrankungen sind besonders gefährdet (dazu später mehr). Jährlich versterben etwa zwei Millionen Menschen weltweit an den Folgen einer Pneumokokken-Infektion.

In der Regel wird eine Infektion mit Pneumokokken mit Hilfe eines Abstrichs aus dem Hals-Nasen-Raum oder durch einen Bluttest nachgewiesen. Bei der Behandlung kommen Antibiotika zum Einsatz (Penicillin als erste Wahl), wobei immer häufiger Resistenzen zu beobachten sind.

Wie kann man sich mit Pneumokokken anstecken?

Die Pneumokokken-Übertragung erfolgt über Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch. Dazu muss man wissen, dass sich die Bakterien auch im Nasen-Rachen-Raum völlig gesunder Personen finden. Demzufolge lösen Pneumokokken nicht zwangsläufig eine Erkrankung aus.

Träger sowie Überträger können völlig frei von Symptomen sein. Vor allem Kinder unter zwei Jahren sind recht häufig mit Pneumokokken besiedelt. Bei gesunden Erwachsenen ohne Kontakt zu Kindern ist die Besiedelung spärlicher. Nach dem 60. Lebensjahr nimmt sie in der Regel wieder zu, beziehungsweise finden sich bei Menschen mit schwachem Immunsystem Pneumokokken meist in größerer Zahl.
Pneumokokken sind demnach allgegenwärtig.

Wie gefährlich ist eine Pneumokokken-Infektion?

Selbst wenn es zur Besiedelung kommt, führt dies nicht zwangsläufig zu einer Infektion mit Pneumokokken. Erhöhtes Risiko – vor allem für schwerwiegende Krankheitsverläufe – besteht vermehrt für Säuglinge und Kleinkinder unter zwei Jahren sowie Personen über 60 Jahren.

Darüber hinaus ist bei bestimmten Risikogruppen die Wahrscheinlichkeit für eine Pneumokokken-Infektion sowie ein entsprechend schweres Krankheitsbild erhöht. Für all diese Personen empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert-Koch Instituts die Impfung gegen Pneumokokken.

Überblick: Risikogruppen Pneumokokken

Gefährdet sind vor allem Personen mit:

  • neurologischen Erkrankungen wie etwa Epilepsie
  • Immunschwächen (HIV, nach Organtransplantationen, angeborene Immunschwächen,…)
  • chronischen Erkrankungen (Stoffwechselerkrankungen wie etwa Diabetes; chronische Erkrankungen von Herz oder Atmungsorganen wie etwa COPD oder Asthma;
  • chronische Erkrankungen an inneren Organen wie Leber oder Nieren,…)
  • Zöliakie, nach einer Milzentfernung oder bei Emphysemen
  • einer geplanten immunsuppressiven Therapie
  • erhöhtem Risiko für Hirnhautentzündung (Cochlea-Implantat, Liquorfistel,…)
  • berufsbedingt erhöhtem Risiko (vor allem durch das Einatmen von Metall-Rauch, etwa beim Schweißen)

Pneumokokken: Schutz durch Impfung

Die beste Möglichkeit, um sich vor Pneumokokken zu schützen ist eine Impfung. Die Pneumokokken-Impfung wird für verschiedene Alters- und Risikogruppen empfohlen. Verfügbare Impfstoffe decken unterschiedliche Pneumokokken-Typen ab. Mit hoher Wahrscheinlichkeit verhindern sie eine Erkrankung beziehungsweise mindern das Risiko für Komplikationen, sollte doch eine Infektion eintreten.

Je nach Altersgruppe beziehungsweise Art der Vorerkrankung kommen unterschiedliche Impfstoffe gegen Pneumokokken zum Einsatz. Bei allen handelt es sich um Totimpfstoffe. Schwere Impfreaktionen oder Nebenwirkungen treten ausgesprochen selten auf. Manchmal machen sich in den ersten Tagen nach der Impfung allerdings Rötungen oder Schwellungen an der Einstichstelle sowie Allgemeinsymptome wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen oder Abgeschlagenheit bemerkbar. Bei Säuglingen sind auch Appetitlosigkeit, Blähungen, Durchfall oder allgemeine Unruhe zu beobachten.

Nach spätestens drei Tagen sollten solche Impfreaktionen wieder abklingen. Andernfalls ist der behandelnde Arzt zu Rate zu ziehen.

Wer sollte gegen Pneumokokken geimpft werden?

Die STIKO spricht eine klare Impfempfehlung für verschiedene Gruppen aus.

Demnach sollten sich folgende Personengruppen gegen Pneumokokken impfen lassen:

  • Kinder unter zwei Jahren (ab dem vollendeten zweiten Lebensmonat)
  • Erwachsene ab 60 Jahren: Eine Auffrischung alle sechs Jahre wird als sinnvoll erachtet. Allerdings ist der Impfstoff bei gesunden Personen dieser Altersgruppe für die Auffrischung nicht zugelassen. Die Auffrischungsimpfung erfolgt dann also nach individueller Absprache mit dem behandelnden Arzt.
    Personen zwischen zwei und 60 Jahren, die einer Risikogruppe zugehörig sind (Immunschwäche, immunsuppressive Therapie, chronische Erkrankungen, erhöhtes Risiko für Hirnhautentzündung, berufsbedingte Risiken)

Pneumokokken Impfstoff: Diese Arten gibt es

Man unterscheidet zwei verschiedene Impfstoffe gegen Pneumokokken – Polysaccharid- sowie Konjugat-Impfstoffe.

Polysaccharid-Impfstoffe: Diese gibt es bereits seit den 70er-Jahren. Sie bieten Schutz vor insgesamt 23 verschiedenen Pneumokokken-Typen. Der Impfstoff enthält Zuckerverbindungen aus der Bakterienhülle (also Hüllenbestandteile von insgesamt 23 verschiedenen Serotypen von Pneumokokken). Das Immunsystem reagiert auf diese Fremdkörper, indem es spezifische Antikörper gegen Pneumokokken bildet. Der Impfstoff PPSV23 ist ab einem Alter von zwei Jahren zugelassen.

Konjugat-Impfstoffe: Diese Impfstoffe folgten den Polysaccharid-Impfstoffen nach, da Kinder unter zwei Jahren nicht ausreichend auf PPSV reagierten. Die Hüllenbestandteile der verschiedenen Pneumokokken-Typen sind hier nicht isoliert vorhanden, sondern an Proteine gebunden. Das führt einer deutlicheren Immunantwort. Je nach Impfstoff, ist Schutz vor 10 beziehungsweise 13 Pneumokokken-Typen gewährleistet. PCV10 ist bis zu einem Alter von fünf Jahren zugelassen, während PCV13 für alle Altersklassen geeignet ist.

Pneumokokken: aktuelles Impfschema

Bei Kindern unter zwei Jahren wird ausschließlich mit dem Konjugat-Impfstoff (PCV10 oder PCV13) geimpft. Säuglinge erhalten drei Impfdosen (2, 4 und 11-14 Monate; 2+1 Schema/ Grundimmunisierung sowie eine Auffrischungsimpfung). Handelt es sich um eine Frühgeburt vor der 37.SSW, wird nach dem Schema 2,3,4 und 11-14 Monate geimpft (3+1 Schema/ Grundimmunisierung sowie eine Auffrischungsimpfung).

Im zweiten Lebensjahr sind zwei Impfdosen im Abstand von mindestens acht Wochen ausreichend.

Zwischen zwei und 60 Jahren ist die Pneumokokken-Impfung nur für Risikogruppen empfohlen. Zwischen zwei und 15 Jahren wird sequenziell geimpft (PVC13 und nach 6-12 Monaten PPSV23). Eine sequenzielle Impfung (nach demselben Schema) wird außerdem auch ab 16 Jahren durchgeführt, wenn Personen immungeschwächt sind, vor geplanter immunsuppressiver Therapie oder wenn das Risiko einer Meningitis aufgrund von Anatomie oder Fremdkörpern erhöht ist.

Bei Personen mit chronischen Erkrankungen bei sonst intaktem Immunsystem, wird ab 16 Jahren einmalig mit dem PPSV23-Impfstoff geimpft. Das gleiche gilt für gesunde Menschen ab 60.

Die alleinige Impfung mit dem PCV13-Impfstoff wird übrigens nicht empfohlen, da hier zu wenig Pneumokokken-Serotypen abgedeckt sind.

Pneumokokken-Impfung: Wer übernimmt die Kosten?

In Deutschland wird die Pneumokokken-Impfung nach Empfehlung der STIKO von den Krankenkassen übernommen. Das bedeutet, dass der Impfstoff für Kinder bis zwei Jahren, genannte Risikogruppen zwischen zwei und 60 Jahren sowie ältere Personen ab 60 Jahren kostenfrei erhältlich ist.