Ständig Blasenentzündungen? Eine Impfung kann helfen!
Jede zweite Frau leidet mindestens einmal im Leben unter einer Blasenentzündung. Diese Harnwegsinfekte sind nicht nur lästig bis schmerzhaft, sondern treten oft mehrmals hintereinander auf. Wir stellen Ihnen eine mögliche Prophylaxe vor: Impfungen gegen Blasenentzündungen.
So entstehen Blasenentzündungen
Meist sind E.-coli-Bakterien aus dem Darm die Ursache für eine entzündete Blase. Zwar kann der Körper sich vor dieser Gefahr grundsätzlich gut schützen. Doch sobald die Abwehr geschwächt ist – beispielsweise durch eine Krankheit oder eine Unterkühlung beim Sitzen auf einer kalten Mauer – können die ungebetenen Gäste sich in der Harnröhre ausbreiten. Von hier steigen sie Richtung Blase auf.
Bei Frauen ist dieser Aufstieg leichter zu bewältigen: Ihre Harnröhre ist lediglich drei bis fünf Zentimeter lang. Die männliche Harnröhre hingen ist bis zu 25 cm lang. Unter anderem darum leiden Frauen häufiger unter Blasenentzündungen.
Symptome von Harnwegsinfekten
Häufig beginnt eine Zystitis, so das Fachwort für „Blasenentzündung“, mit dem ständigen Gefühl, auf die Toilette zu müssen. Doch das stille Örtchen bringt keine Erleichterung: Meist kommen nur ein paar Tropfen, zudem verspüren viele Frauen Schmerzen beim Urinieren. Später können diese Schmerzen rund um die Blase zu dauernden Begleitern werden. Im weiteren Verlauf kann eine Blasenentzündung sich durch Blut im Urin äußern.
Chronische Blasenentzündung & weitere Risiken
Rund ein Viertel aller Frauen, die gerade eine Blasenentzündung überstanden haben, erleidet innerhalb eines Jahres eine weitere. Bei drei Blasenentzündungen pro Jahr oder zwei pro Halbjahr sprechen Experten von einer „chronisch rezidivierenden“, also einer ständig wiederkehrenden Blasenentzündung.
Diese schränkt nicht nur die Lebensqualität stark ein, sondern erhöht das Risiko für eine gefährliche Nierenbeckenentzündung sowie für eine Reizblase. Bei einer Reizblase ist die schützende Schleimschicht der inneren Blasenwand angegriffen. Betroffene empfinden häufig Harndrang, die Symptome können einer Blasenentzündung ähneln.
Eine Blasenentzündung behandeln
Unkomplizierte Blasenentzündungen heilen von selbst wieder ab. Zum Arzt sollten Frauen jedoch immer, wenn sie schwanger sind, Diabetes haben, Fieber auftritt oder sich die Beschwerden nach drei Tagen noch nicht gebessert haben. Männer gehen bei Symptomen einer Blasenentzündung am besten immer zeitnah zum Arzt, um die Ursachen klären zu lassen.
Eine einmalige Harnwegsinfektion behandelt der Arzt in der Regel mit einem Antibiotikum, das die Bakterien bekämpft. Auch bei wiederholten Blasenentzündungen können Antibiotika niedrig dosiert einige Wochen bis Monate zum Einsatz kommen. Allerdings gehen mit ihnen zwei große Nachteile einher. Zum einen: Bei längerer Einnahme bilden die Bakterien Resistenzen gegen manche Antibiotika aus. In Folge kann die Entzündung stärker als zuvor ausbrechen. Ein weiterer Nachteil besteht darin, dass Antibiotika nicht nur die Bakterien, sondern auch die Schleimhäute im Genitalbereich angreifen. So kann es zu unangenehmen Nebenwirkungen wie einer vaginalen Pilzinfektion kommen.
Weitere Informationen zu multiresistenten Bakterien
Impfungen gegen Blasenentzündung
Bei häufig wiederkehrenden Harnwegsinfektionen bietet die Immunisierung eine Möglichkeit, die Bakterien dauerhaft in Schach zu halten. So kann die Blase sich im Idealfall vollständig regenerieren. Hierfür stehen zwei unterschiedliche Impfungen zur Wahl: die Kapselimpfung sowie die Impfung via Injektion. Beide helfen dem Körper dabei, zu lernen, wie er die Erreger effektiver bekämpfen kann.
Tabletten gegen Blasenentzündung: Kapselimpfung
Bei einer Kapselimpfung verschreibt der behandelnde Arzt Kapseln, die E.-coli-Bakterienstämme enthalten. Die Patientinnen nehmen drei Monate lang täglich eine davon vor der ersten Mahlzeit des Tages ein. Nach dieser Zeit haben sie drei Monate Einnahme-Pause. Daran schließen sich wiederum dreimal zehn Auffrischungstage gefolgt von jeweils 20 Pausentagen an.
Mögliche Nebenwirkungen: Die möglichen Nebenwirkungen sind gering und treten nur sehr selten auf. Sie reichen von erhöhter Temperatur bis zu leichten Magen-Darm-Beschwerden zu Beginn der Behandlung.
Schutz: Kapselimpfungen haben in Studien die Wahrscheinlichkeit einer wiederkehrenden Blasenentzündung um fast 40 Prozent gesenkt. Wenn erneut eine Blasenentzündung auftritt, heilt diese zudem schneller aus.
Die Impfung bietet also keine Garantie, doch erhöht sie die Chance Betroffener, ihren Körper erfolgreich gegen die Bakterien zu wappnen, beträchtlich. Allerdings erfordert die Kapselimpfung Mitarbeit: Nicht nur die tägliche Einnahme, auch die späteren Intervalle sollten die Patientinnen einhalten.
Für wen? Die Impfung eignet sich vor allem für Frauen, die unter immer wiederkehrenden Harnwegsinfektionen leiden, und bereit sind, rund um die Kapseleinnahme für einen langen Zeitraum täglich mitzudenken. Die Kapselimpfung sollte nicht während einer Schwangerschaft erfolgen.
Impfung gegen Blasenentzündung mit der Spritze
Die Bakterien – dabei handelt es sich um über 100 verschiedene, inaktive Erreger – werden bei dieser Variante per Injektion verabreicht. Die Grundimpfung besteht aus drei Spritzen im Abstand von ein bis zwei Wochen. Nach einem Jahr erfolgt eine Auffrischungs-Impfung.
Mögliche Nebenwirkungen: Als Nebenwirkungen können leichte Rötungen oder Schwellungen an der Injektionsstelle auftreten. Zudem kann es kurzfristig zu Müdigkeit, grippeähnlichen Symptomen, Schwindel, Kopfschmerzen, Übelkeit und Schwellung der Lymphknoten kommen. In seltenen Fällen wurden Herz-Kreislauf-Beschwerden und Nierenschmerzen beobachtet.
Schutz: Studien belegen einen Rückgang wiederkehrender Blasenentzündungen von bis zu 93 Prozent. Nach drei Injektionen können die meisten Patienten das Thema „Blasenentzündung“ im besten Fall für ein Jahr abhaken. Erst dann ist eine Auffrischung empfehlenswert.
Für wen? Auch die Impfung per Injektion richtet sich an Frauen, die unter immer wiederkehrenden Blasenentzündungen leiden. Sie eignet sich im Gegensatz zur Kapsel-Impfung für Schwangere, jedoch nicht für Menschen mit Herz- und Nierenkrankheiten. Die Impfung kann parallel zur Therapie einer akuten Blasenentzündung erfolgen.
Gut gewappnet: Immunisierung schützt vor Blasenentzündungen
Sie haben häufiger Blasenentzündungen? Ob eine Impfung via Kapseln oder Spritzen sinnvoll ist, entscheidet Ihr Arzt gemeinsam mit Ihnen. Die Erfolgswahrscheinlichkeit der jeweiligen Impfung erhöhen Sie, indem Sie im Alltag darauf achten, sich vor den Erregern zu schützen.
Blasenentzündungen vorbeugen
Zu den Klassikern unter den guten Ratschlägen gehören zweifellos: Ausreichend trinken – am besten zwei Liter Wasser pro Tag – sowie auf eine gesunde Ernährung achten. Damit beugen Sie tatsächlich auch einer Blasenentzündung vor. Wer zu Blasenentzündungen neigt, sollte beispielsweise viel Salz oder scharfe Gewürze meiden und auf ausreichend Eiweiß in seinem Speiseplan achten. Ein weiterer Tipp, den schon unsere Großmütter weitergaben, hat seine Berechtigung: Das Sitzen auf kaltem Stein oder ein nasser Badeanzug können zu einer Blasenentzündung führen.
Ein Rat, den Frauen mit Blasenentzündung häufig hören, lautet, zu Cranberry-Saft zu greifen. Doch die Studienlage hierzu ist widersprüchlich, weswegen wir ihn nicht explizit empfehlen.
Wichtig hingegen ist: Wenn Sie Harndrang verspüren, unterdrücken Sie das Bedürfnis möglichst nicht: Bei jedem Toilettengang spülen Sie nämliche mögliche Erreger aus der Blase.
Auch die Hygiene spielt eine große Rolle. Die Regel bei Stuhlgang lautet: von vorne nach hinten abputzen, um keine Darmbakterien zu verteilen. Reinigen Sie Ihren Intimbereich nicht übertrieben häufig und verwenden Sie keine Intim-Deos oder ähnliche Produkte, da diese die Schleimhäute aus der Balance bringen können. Manche Experten empfehlen Frauen, die häufig unter Blasenentzündungen leiden, innerhalb von zehn Minuten nach dem Geschlechtsverkehr ihre Blase zu entleeren. Bei 60 bis 90 Grad waschbare Unterwäsche, die locker sitzt, ist ein weiterer Bonus gegen eine drohende Blasenentzündung.