Das Gerücht, dass Fluorid in Zahnpasta gefährlich sei, hält sich hartnäckig. Fluoridhaltige Zahnpasta sei demnach eine Gefahr für alle, die sie benutzen. Der giftige Stoff mache dumm, verursache Krebs oder Alzheimer. Ein gefundenes Fressen für Anbieter von Zahnpasta ohne Fluorid. Doch solchen Halbwahrheiten setzt die Zahnärztekammer fundierte wissenschaftliche Belege entgegen. Schließlich ist es dem Einsatz von Fluorid in Zahnpasta zu verdanken, dass sich die Zahngesundheit der Bevölkerung im Laufe der letzten Jahrzehnte nachweislich verbessert hat.
In diesem Artikel möchten wir uns mit der Frage beschäftigen, warum Fluorid in Zahnpasta solch ein schlechtes Image anhaftet. Außerdem setzen wir uns näher mit den Vorteilen fluoridhaltiger Zahnpasta für die Zahngesundheit auseinander und beleuchten, worauf man bei der Anwendung achten muss. Die richtige Fluoridprophylaxe ist nämlich vor allem bei Heranwachsenden wesentlich.
Was ist Fluorid und wie wirkt es auf die Zahngesundheit?
Chemisch betrachtet sind Fluoride Salze. Als Spurenelemente sind sie beispielsweise in unseren Knochen und Zähnen enthalten. Auch in Fisch oder schwarzem sowie grünem Tee findet sich Fluorid. Ebenso werden Mineralwasser oder Salz häufig mit Fluoriden angereichert.
Im Zusammenhang mit unserer Zahngesundheit kommt Fluorid besonders große Bedeutung zu. So hilft es, Mineralien wie etwa Kalzium in die Zähne einzubauen. Es trägt also zu einer Remineralisierung der Zahnsubstanz bei. Das macht angegriffenen Zahnschmelz wieder intakt und stärkt die Zähne sowie deren Widerstandskraft gegen Einflüsse von außen. Zudem hemmt Fluorid das Wachstum von Bakterien.
Der tägliche Bedarf an Fluorid steigt mit dem Alter. Bei Erwachsenen werden aktuell 3,8 mg/Tag (Männer) beziehungsweise 3,1 mg/Tag (Frauen) empfohlen. Die empfohlene Fluoridmenge im Kindesalter liegt zwischen 0,25 mg (Säuglinge) und 1 mg (Kinder über 6 Jahren) pro Tag.
Fluoridhaltige Zahnpasta – der Durchbruch in der Kariesprophylaxe
Seit fluoridhaltige Zahnpasta flächendeckend Anwendung in der Bevölkerung findet, ist die Verbreitung von Karies signifikant zurückgegangen. Zahlreiche Studien belegen die positive Wirkung von Fluorid auf die Zahngesundheit. Aufgrund seiner zahnstärkenden Eigenschaften trägt es nachweislich zur Kariesprophylaxe bei. So ist es dem Einsatz von Fluorid in Zahnpasta zu verdanken, dass Karies heute viel weniger ein Problem darstellt, als das noch vor wenigen Jahrzehnten der Fall war. Vor allem bei der jüngsten Generation ist sie oftmals gar nicht mehr vorhanden.
Ist Fluorid giftig?
Wenn fluoridhaltige Zahnpasta ein Segen für unsere Zähne ist, warum werden dann immer wieder kritische Stimmen laut? Experten vermuten ein simples Missverständnis: So werde das harmlose Spurenelement Fluorid häufig mit Fluor verwechselt, einem hochaggressiven und sehr giftigen Gas. Dieses frisst sich tatsächlich durch viele Materialien. Etwas, das Verfechter von Zahnpasta ohne Fluorid dem vermeintlich gefährlichen Spurenelement häufig nachsagen.
Auch das Argument, fluoridhaltige Zahnpasta mache dumm, lässt sich einfach entkräften. So fußt diese Annahme auf Studien aus Mexiko und China, in der bei Babys ein signifikant niedrigerer IQ festgestellt wurde, nachdem ihre Mütter Leitungswasser getrunken haben, dem Fluorid zugesetzt war.
Allerdings wies das Leitungswasser bedenklich hohe Mengen Fluorid auf, was berücksichtigt werden muss.
Wie jeder andere Stoff, kann natürlich auch Fluorid in hohen Dosen nachteilige Wirkung auf den Organismus haben. In einem Land wie Deutschland ist das Risiko, entsprechende Mengen Fluorid aufzunehmen, allerdings verschwindend gering.
Kann Fluorid in Zahnpasta schaden?
Die Annahme, dass Fluorid in Zahnpasta giftig sei und deshalb unbedingt zu meiden, hält sich hartnäckig. Gerade deshalb ist Aufklärung auch ganz besonders wichtig. Experten bestreiten nicht, dass Fluorid – wie jeder andere Stoff auch – in hohen Dosen gesundheitliche Risiken berge.
Sie verweisen aber darauf, dass eine entsprechende Überdosierung in einem Land wie Deutschland in der Regel nicht zu befürchten zu sei. Im Gegenteil: Etwa 20 Tuben Zahncreme müsste ein Erwachsener auf einmal zu sich nehmen, um hier in einen kritischen Bereich zu gelangen. Denn entgegen aller Annahmen enthält Zahnpasta eben nur Spuren des polarisierenden Stoffes. Fest steht in jedem Fall – und das belegen zahlreiche Studien – dass Fluorid in geringen Mengen positive Wirkung auf unsere Gesundheit hat, allen voran unsere Zahngesundheit.
Vorsicht vor Fluorose!
Auch wenn das Risiko einer Überdosierung mit Fluorid in Deutschland gering ist, sollte die Gesamtaufnahme stets im Blick behalten werden. Gerade bei Heranwachsenden ist das wichtig, da eine vermehrte Einlagerung von Fluorid in die Zähne zu weißlichen Schmelzflecken (Fluorose) führen kann. Eine leichte Fluorose ist zwar lediglich ein kosmetisches Problem, in schwerwiegenderen Fällen kann es allerdings durchaus zu Schädigungen des Zahnschmelzes kommen (in Deutschland unwahrscheinlich).
Grund für eine Fluorose bei Kindern ist in der Regel eine Überversorgung mit Fluorid durch falsche Anwendung von Zahnpflegemitteln beziehungsweise eine mehrfache Fluoridprophylaxe. Gerade bei Kindern sollte auf entsprechende Zahnpasta geachtet werden. Diese enthalten geringere Mengen Fluorid. 2018 hat das Bundesinstitut für Risikobewertung dazu klare Handlungsempfehlungen herausgegeben (s.u.).
Fluoridgehalt in Zahnpasta: Darauf sollte man achten
Bei Zahnpflegeprodukten verwenden viele gerne etwas mehr als in der Packungsbeilage empfohlen wird. Der Fluoridgehalt in Zahnpasta ist allerdings auf unseren Bedarf abgestimmt, weshalb es Sinn macht, die Anwendungshinweise genau zu beachten. Gerade bei Kindern ist es ganz besonders wichtig, Referenzwerte bei der Fluoridversorgung einzuhalten, um einer Fluorose vorzubeugen.
Die empfohlene Tagesdosierung liegt bei:
- 0,25 mg Fluorid unter zwei Jahren
- 0,5 mg Fluorid von zwei bis vier Jahren
- 0,75 mg Fluorid von vier bis sechs Jahren
- 1 mg Fluorid ab einem Alter von sechs Jahren
Deutliche Handlungsempfehlungen liefert das Bundesinstitut für Risikobewertung:
Es ist wichtig, nur eine Form der Fluoridprophylaxe anzuwenden. Sobald bei Kindern mit fluoridhaltiger Zahnpasta geputzt wird, sollten keine zusätzlichen Fluoridpräparate in Form von Tabletten o.ä. mehr eingenommen werden.
Ab Durchbruch der ersten Milchzähne wird die Anwendung einer Zahnpasta mit 500 ppm (parts per million) Fluorid zweimal täglich empfohlen. Unter zwei Jahren wird am besten mit einer etwa reiskorngroßen Menge Zahnpasta geputzt, ab zwei Jahren mit einer erbsengroßen Menge.
Ab Durchbruch der ersten bleibenden Zähne wird die Anwendung einer Zahnpasta mit einem Fluoridgehalt von 1000-1500 ppm zweimal täglich empfohlen. Vor dem Schulalter sollte jedoch auf die Anwendung einer Zahnpasta mit einem Fluoridgehalt von über 1000 ppm besser verzichtet werden.
Zahnpasta mit oder ohne Fluorid – (k)eine Grundsatzfrage
In Anlehnung an fundierte wissenschaftliche Untersuchungen ist die Frage, ob Zahnpasta mit oder ohne Fluorid besser sei, ganz sicher keine Grundsatzfrage. So belegen Studien, dass die Anwendung von Fluorid in Zahnpasta maßgeblich dazu beigetragen hat, unsere Zahngesundheit zu verbessern. Die weit verbreitete Annahme, dass Fluorid giftig sei, liegt die Verwechslung mit dem hochaggressiven Gas Fluor zugrunde. Fluorid hat aber – vorausgesetzt man hält die empfohlene Tagesdosis ein – positive Effekte auf die Gesundheit unserer Zähne. Zahnpasta ohne Fluorid kann da nicht mithalten.
Dennoch ist ein sorgsamer Umgang mit fluoridhaltiger Zahnpasta angezeigt. Vor allem bei Kindern ist es wirklich wichtig, aktuelle Empfehlungen genau einzuhalten. Ein zu hoher Fluoridgehalt in Zahnpasta oder eine mehrfache Fluoridprophylaxe (Zahnpasta mit Fluorid UND Fluoridpräparate) kann sonst zu einer Fluorose führen – vermehrten Fluoridablagerungen im Zahnschmelz.