Duftstoffallergie: gut riechen mit Nebenwirkungen?

Wohlriechende Düfte sind für viele Wellness pur. Ob in Kosmetikprodukten oder Massageölen, als Parfüm oder Raumduft: angenehme Gerüche steigern das Wohlbefinden. Doch das ändert sich für Menschen, die an einer Duftstoffallergie leiden. Wir erklären, was Duftstoffallergien verursacht und wie Sie die Symptome erkennen und behandeln.

Düfte in unserem Alltag

Frischgebackene Waffeln, eine aufblühende Rose, der nasse Hund in der Straßenbahn – unser Alltag besteht aus vielen unterschiedlichen Gerüchen. Manche sind intensiv, andere kaum wahrnehmbar. Darüber hinaus sind Düfte auch Geschmacksache, und zwar in doppelter Hinsicht. Denn Geruchs- und Geschmacksinn sind eng verknüpft – wer nicht riecht, kann auch nicht schmecken. 

Zwar gilt auch für Gerüche, dass sich über „Geschmack“ nicht streiten lässt. Trägt jemand zu dick auf, kann dies dennoch zu Konflikten führen. Zum Beispiel in Büros, in denen einer zu intensiven Parfums greift, die die Kollegen gar nicht dufte finden. Natürlichkeit im Übermaß kommt auch nicht besser an, denn starke Körpergerüche fallen ebenfalls unangenehm auf. Manche Menschen reagieren sogar mit Übelkeit auf bestimmte Gerüche. Besonders häufig trifft dies auf schwangere Frauen im ersten Trimester zu. Sie können eine plötzliche Abneigung gegen Alltagsgerüche wie Kaffee und Co. entwickeln. Gerüche können auf eine weitere Weise „Stunk“ erzeugen: als Auslöser einer Duftstoffallergie.

Woraus bestehen Düfte?

Um Duftstoffallergien zu verstehen, schauen wir uns zuerst an, was ein „Duft“ ist und wie er auf unseren Körper wirkt. Ob Duft oder Gestank: Alle zählen zu den sogenannten „Riechstoffen“. So bezeichnen wir über den Geruchssinn, also olfaktorisch, wahrnehmbare Stoffe. Um riechbar zu sein, muss ein Stoff „flüchtig“ sein, er muss sich also in der Luft verteilen können. Riechstoffe sind in der Regel sehr kleine Moleküle. Sie spielen in unserem Alltag auch auf unbewusster Ebene eine große Rolle, zum Beispiel in Form von Pheromonen, also Botenstoffen. Die „Riechstoffindustrie“ nutzt rund 3.000 verschiedene Riechstoffe, darunter viele natürliche, zum Beispiel aus ätherischen Ölen oder Harzen stammende. Wir benutzen im Folgenden den Begriff „Duftstoffe“ synonym zu „Riechstoffen“, obwohl Experten unter Duftstoffen vor allem Pheromone verstehen.

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In welchen Produkten sind Duftstoffe enthalten?

Bei Duftstoffen denken viele sofort an die Klassiker: Parfum, Deodorant, Eau de Toilette, Rasierwasser, Seife, Cremes und kunterbunte Drogeriemarkt-Regale voller pflegender und verschönernder Produkte. Auch Reinigungsmittel mit Zitrusduft und natürlich Duftkerzen oder Raumsprays steigen uns im Alltag häufig bewusst in die Nase. Duftstoffe sind aber auch in Waschmitteln, Mundwasser sowie in vielen Lebensmitteln, insbesondere in Naschereien enthalten.

Wie wirken sich Duftstoffe auf die Gesundheit aus?

Duftstoffe können nicht nur verlockend oder abstoßend sein, sie können sich auch auf die Gesundheit auswirken. Dabei ist allerdings nicht der Geruch als solcher schädlich, sondern der (Schleim)Haut-Kontakt zum jeweiligen Auslöser. Riechen wir Rauch, schädigen beispielsweise die damit einhergehenden chemische Verbindungen in Form von polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen, kurz PAK. Sie legen sich in den Atemwegen und auf der Haut ab und können den Organismus so mittelfristig krankmachen. Der Geruch spielt dann schon lange keine Rolle mehr. Auch eine Duftstoffallergie ist das Resultat von direktem Kontakt mit dem auslösenden Stoff und entsteht nicht durch Schnuppern. Duftallergien zählen also zu den Kontaktallergien. Allerdings kann der Körper bestimmte Reaktionen auf Duftstoffe erlernen. Löst eine duftende Creme eine allergische Reaktion aus, kann die Psyche des Anwenders dazu führen, dass allein der Geruch Juckreiz verursacht.

Duftallergien – wer ist betroffen?

Duftstoffallergien sind relativ häufig: Rund zehn Prozent aller Erwachsenen sind betroffen. Meist entstehen sie im Lauf der Zeit, oft nach jahrelangem Kontakt mit dem jeweiligen Duftstoff. Darum sind einige Berufsgruppen, die oft und über lange Zeiträume verschiedenen Düften ausgesetzt sind, gefährdeter. Zu den Risikogruppen für Duftstoffallergien zählen Friseure, Kosmetiker und Masseure. Aber auch Pflegekräfte, medizinisches Personal und Reinigungskräfte können eine Allergie auf Düfte schneller bekommen.
Häufiges Händewaschen kann das sogenannte „Zwei-Phasen-Ekzem“ begünstigen. Im ersten Schritt ist die Haut durch das häufige Waschen trockener. Im zweiten Schritt können Cremes mit allergieauslösenden Inhaltsstoffen leichter eindringen und so eine Kontaktallergie auf einen bestimmten Duftstoff verursachen. In Folge entsteht ein Kontaktekzem. Achten Sie also insbesondere bei angegriffener Haut auf eine Pflege ohne Zusatzstoffe.

Was sind Symptome einer Duftstoffallergie?

Allergien zeichnen sich dadurch aus, dass das eigene Immunsystem harmlose Stoffe als vermeintliche Gefahr einordnet und bekämpft. Wir sehen – und spüren – in Folge die Reaktionen des Immunsystems, die sehr unterschiedlich ausfallen können. Eine Duftstoffallergie kann sich in folgenden Symptomen äußern:

  • Juckreiz
  • Rötungen
  • trockene Haut bis hin zu einem Kontaktekzem mit Schuppen
  • Ausschlag
  • selten: Übelkeit, Schwindel, Erbrechen, Atemnot

Hauptsächlich treten die Hautreaktionen an der Hautstelle auf, die mit dem Kontaktallergen in Berührung kam. Der „Klassiker“ ist das allergieauslösende Deo, das zu roten, juckenden Achseln führt. Dennoch kann es manchmal schwierig sein, eine Duftstoff-Allergie zu erkennen. Denn da die Symptome in der Regel nicht unmittelbar nach dem Kontakt, sondern Stunden, teils sogar einen Tag später auftreten können, ist der Auslöser oft bereits in Vergessenheit geraten. Dies gilt vor allem für nur sporadisch angewendete Produkte wie ein Parfüm, das erst einen Tag nach dem Auftragen zu einer leichten Rötung führt. Häufig werden auch Waschmittel und Weichspüler außer Acht gelassen – auch hier besteht Allergiepotential.

In seltenen Fällen kommt es an anderen Körperstellen zu allergischen Reaktionen auf Düfte. Experten gehen davon aus, dass das jeweilige Allergen über den Blutkreislauf dorthin gelangt. Dass die Schleimhäute und damit auch die Atemwege bei einer Duftstoffallergie betroffen sind, ist extrem selten. Aber Achtung: Asthma kann sich in Kombination mit bestimmten Düften verstärken – dies liegt dann nicht an allergieauslösenden Duftstoffen, sondern an Aerosolen, die die Atemwege irritieren. Leidet ein Duftstoffallergiker unter Asthma, können die Beschwerden also ein „Gesamtpaket“ bilden.

Welche Duftstoffe lösen besonders häufig Allergien aus?

Es gibt eine Vielzahl von Duftstoffen, die Allergien auslösen können. Zu den bekanntesten Vertretern zählen die folgenden: 

Eichenmoos: Eichenmoos (Evernia prunastri) zählt zu den Evergreens der Parfümindustrie. Es gehört botanisch gesehen zu den Flechten und sorgt für einen holzig-moosigen Duft. Da Eichenmoos Allergien auslösen kann, hat die EU den Einsatz dieses Duftstoffs stark beschränkt. In Folge kam es zu – oft kritisierten – Änderungen beliebter Duftklassiker.

Baummoos: Der Duftstoff aus diesen Flechten gilt als stark allergieauslösend. Er kommt in der Parfümindustrie wie Eichenmoos unter der Bezeichnung „mousse des arbres“ zum Einsatz.

Isoeugenol: Dieser Duftstoff erinnert an Gewürznelken und begleitet Parfüms, Seifen, Rasierwasser oder Deos. Es verleiht ihnen einen blumig-würzigen Geruch. Isoeugenol ist außerdem in einigen Mundwässern, Zahnpasten und sogar Zahnfüllungen enthalten.

Farnesol: Riecht es intensiv nach Maiglöckchen, könnte Farnesol dahinterstecken. Es ist häufig in Produkten mit deodorierender Wirkung enthalten, also in Deos, Fußsprays oder entsprechenden Emulsionen.

Cinnamal: Wie der Name bereits andeutet, stammt Cinnamal von Zimt, genauer gesagt: von der Zimtrinde. Der Duftstoff ist allerdings auch in Cassiaöl enthalten. Cinnamal steht für orientalische Düfte. 

Weitere Duftstoffe mit Allergiepotenzial: Auch Sandelholz-Öl, Ylang-Ylang-Öl oder Jasmin-Extrakt rufen bei einigen Menschen allergische Reaktionen hervor. Eine Übersicht über weitere Duftstoffe mit hohem Allergierisiko liefert das Umweltbundesamt.

Duftstoffallergie behandeln

Wie bei allen Kontaktallergien besteht bei einer Duftallergie die optimale Therapie darin, das auslösende Allergen zu meiden. Dies kann bei Duftstoffen auf den ersten Blick kniffelig sein. Schließlich kann eine jahrelang genutzte Creme plötzlich Symptome auslösen, weil der Anwender allergisch auf einen enthaltenen Duftstoff reagiert. Verständlicherweise dauert es, vor allem bei leichten Symptomen, oft eine Zeit, bis der Auslöser überhaupt gefunden ist. Sind in der Creme mehrere Duftstoffe enthalten, stellt sich die Frage: Auf welchen ist die Reaktion erfolgt? Wer es genau wissen möchte, muss die Etiketten seiner Hautpflegemittel gründlich studieren und die möglichen Übeltäter herausfiltern. Und das kann schwierig werden: Ein Parfüm kann aus bis zu 80, bei manchen Düften sogar aus bis zu 150 verschiedenen Komponenten bestehen.

Auch bei gering ausgeprägten Symptomen sollten Betroffene die Allergene meiden. Ansonsten besteht die Gefahr, dass die Beschwerden sich verschlimmern. Das Entstehen weiterer Allergien wird bei regelmäßigem Kontakt zu einem Allergen begünstigt. Die gute Nachricht: Ohne das Kontaktallergen sollten die Hautreaktionen nach spätestens einer Woche abklingen.

Duftstoffallergie – wann zum Hautarzt?

Wer ein Parfüm aufträgt und am nächsten Tag an dieser Hautstelle mit Hautproblemen zu kämpfen hat, kennt Ursache und Wirkung „seiner“ Duftstoffallergie. Ein Besuch beim Hautarzt ist dann nicht unbedingt nötig. Doch wer die Vermutung hat, unter einer Kontaktallergie zu leiden, die Ursache aber nicht ausmachen kann, sollte einen Experten aufsuchen. Ein Dermatologe kann mithilfe eines Epikutantests die Reaktion auf verschiedene Duftstoffe und Duft-Mischungen testen. Der Allergietest hilft, eine genaue Diagnose zu stellen. Liegen mehrere Allergien vor oder handelt es sich um auslösende Duftmischungen, kann die Diagnosestellung etwas Geduld erfordern.

Weitere Informationen zu Allergietests

Auch wenn eine Woche nach Verzicht auf vermeintlich allergieauslösende Duftstoffe keine Besserung eintritt, sollte der Gang zum Dermatologen erfolgen. Der Hautarzt ist ebenfalls der richtige Ansprechpartner, um starke allergische Reaktionen der Haut zu behandeln.

Duftstoffe in Kosmetik und Co. erkennen

Duftstoffe mit hohem Allergiepotenzial müssen ab einer bestimmten enthaltenen Menge explizit deklariert sein. Alle anderen sind meist unter Sammelbezeichnungen wie „Parfum“, „Fragrance“ oder „Aroma“ zu finden. Doch Vorsicht: Sogar die Bezeichnung „Duftstofffrei“ kann in die Irre führen, da einige Hersteller identische Stoffe zum Konservieren von Cremes und Lotionen nutzen. Duftneutrale Produkte können ebenfalls Duftstoffe enthalten, die unangenehme Gerüche neutralisieren. Wer auf Duftstoffe verzichten möchte, muss sich nach Kosmetik „ohne Zusatzstoffe“ umsehen. Mittlerweile gibt es einige Hersteller, die ein breites Angebot an Produkten ohne allergieauslösende Stoffe bereithalten.
Beim Einkaufen gilt es ansonsten, das Kleingedruckte zu beachten. Einfacher wird dies mit aktuellen Apps wie „Codecheck“ oder „Hautschutzengel“. In diese können Sie ein Kosmetikprodukt eingeben oder mit dem Smartphone einscannen. Anschließend erhalten Sie einen Überblick über (umwelt)schädliche Inhaltsstoffe und Inhalte mit allergieauslösendem Potenzial.

Macht es Sinn, präventiv auf Duftstoffe zu verzichten?

Wer zu Risikogruppen gehört, bereits andere Allergien hat oder auf einen einzelnen Duftstoff allergisch reagiert, erkrankt mit höherer Wahrscheinlichkeit an einer (weiteren) Duftstoffallergie. Aber auch für Menschen ohne Risikofaktoren ist es empfehlenswert, auf Produkte mit Duftstoffen möglichst zu verzichten, um Reaktionen vorzubeugen. 

Können Duftkerzen und Duftöle Allergien auslösen?

Nur in sehr seltenen Fällen können die in Duftkerzen enthaltenen ätherischen Öle oder andere Zusatzstoffe zu allergischen Reaktionen der Atemschleimhaut führen. Doch Kerzen können auf andere Weise gesundheitsschädigend sein. Tipp: Wer Kerzen in der Wohnung liebt, sollte paraffinfreie Kerzen anzünden. Denn Paraffin setzt beim Abbrennen potenziell schädliche und allergieauslösende Stoffe frei, die die Atemwege reizen können. Kerzen aus Bienen- oder Sojawachs sind eine gute Alternative.