Ist der Wunsch nach einem gemeinsamen Kind ausgesprochen, kann es den meisten Paaren gar nicht schnell genug gehen. Zudem stellen sich viele die Frage, wie sie ihren Körper optimal auf die Schwangerschaft vorbereiten können. Da lässt der Handel sich nicht zweimal bitten – und bietet jede Menge Optimierungsmöglichkeiten: von Kinderwunsch-Tees bis zu Fruchtbarkeits-Kapseln und Pülverchen für Frauen und Männer. Doch sind diese Präparate tatsächlich sinnvoll?
Tees für Frauen mit Kinderwunsch
Bei speziellen Tees für Frauen mit Kinderwunsch handelt es sich meist um getrocknete Blätter von Frauenmantel oder Himbeere oder um entsprechende Mischungen. Sie sollen dabei helfen, den Zyklus der Frau zu regulieren. Himbeerblätter enthalten Phytohormone, die dem Östrogen des menschlichen Körpers ähnlich sind und somit den Eisprung positiv beeinflussen sowie die Durchblutung der Gebärmutter fördern können. Frauenmantelblätter enthalten ebenfalls Phytohormone, die jedoch dem Hormon Progesteron ähnlich sind und somit die zweite Zyklusphase und den Aufbau des Gelbkörpers unterstützen sollen. Es gibt zahlreiche Teemischungen mit weiteren Kräutern, die den Kinderwunsch begünstigen sollen. Dazu zählen auch Basilikum oder Schafgarbe.
Wer die Anti-Baby-Pille abgesetzt hat oder zu einem unregelmäßigen Zyklus neigt, kann Kinderwunsch-Tee durchaus ausprobieren. Halten Sie sich dabei an die Verzehrempfehlungen auf der Verpackung und überschätzen Sie die Wirkung nicht. Bei langandauernden Zyklusstörungen ist der Gang zum Gynäkologen notwendig. Mit einem Zyklus-Monitoring inklusive einiger Blutabnahmen während des Zyklus kann er herausfinden, ob eine Hormonstörung vorliegt.
Nahrungsergänzungsmittel: Kapseln, Pulver und Tabletten bei Kinderwunsch?
Eine Pille pro Tag – und bald kommt der Klapperstorch? Leider ist es nicht so einfach! Doch welche Nahrungsergänzungsmittel machen bei Kinderwunsch Sinn? Wir stellen die berühmtesten Vertreter vor:
Folsäure
Sobald Kinderwunsch besteht, sollte die Frau mit der Einnahme von Folsäure beginnen. Denn befindet sich zu wenig Folsäure im Körper der Schwangeren, kann es bereits im frühen Stadium der Schwangerschaft zu Neuralrohrdefekten kommen. Aus dem Neuralrohr entwickelt sich bereits kurz nach der Empfängnis das Zentralnervensystem des Nachwuchs’. Kommt es hierbei zu Fehlern, sind Missbildungen und Fehlgeburten die Folge. Mit der Ergänzung von 400 µg Folsäure pro Tag können Schwangere dieses Risiko drastisch reduzieren. Folsäure ist in diesen Mengen unbedenklich und kann von gesunden Frauen vorbeugend eingenommen werden. Eine Absprache mit dem Arzt sollte allerdings in jedem Fall erfolgen.
Eisen und Vitamin B12, Vitamin D
Dieses Trio wird ebenso häufig in Verbindung mit einem Kinderwunsch genannt. Doch bei einer gesunden, abwechslungsreichen Ernährung sind in der Regel keine Nahrungsergänzungsmittel notwendig. Es kann sich jedoch lohnen, beim Hausarzt einen gründlichen Rundum-Check zu machen. Insbesondere Vegetarier oder Frauen, die wenig Fleisch zu sich nehmen oder starke Monatsblutungen haben, haben oft einen niedrigen Eisen- und Vitamin-B12-Spiegel. Ein Eisenmangel kann beispielsweise die Einnistung der Eizelle negativ beeinflussen. Auch Vitamin D sollten Sie langfristig nur zusätzlich einnehmen, wenn Ihr Arzt einen Mangel festgestellt hat.
DHA
Docosahexaensäure gehört zu den Omega-3-Fettsäuren und damit zu den mehrfach ungesättigten Fettsäuren. DHA ist insbesondere in der zweiten Hälfte der Schwangerschaft wichtig, da es eine gesunde Entwicklung der Gehirnfunktion des Ungeborenen fördert. Schwangere sollten mindestens 250 mg DHA pro Tag zu sich nehmen. DHA ist vor allem in fetten Fischsorten wie Lachs enthalten. Wer es ergänzen möchte, kann zu Kapseln aus Fischöl oder der vegetarischen Alternative, Algenkapseln, greifen. Bei gesunden Frauen ist dies jedoch in der Kinderwunschzeit nicht notwendig. Achtung, es besteht Verwechslungsgefahr mit DHEA, einem Steroidhormon. Dieses kann positiv auf die Eierstöcke und die Embryonalentwicklung wirken. Es wird vor allem bei Frauen mit Kinderwunsch ab 35 Jahren und nur nach Empfehlung des zuständigen Facharztes eingesetzt.
Coenzym-10
Dieses Enzym gilt als wahres Anti-Aging-Wunder und soll die Eizellreifung positiv beeinflussen. Vor allem ältere Frauen mit Kinderwunsch fühlen sich von solchen Aussagen magisch angezogen. Doch Studien haben bisher keinen eindeutigen Nachweis über den Nutzen von Coenzym-10 für Frauen in der Kinderwunschzeit erbringen können. Wer dennoch sein Glück versuchen möchte, sollte zu Ubichinol-Präparaten greifen. Dabei handelt es sich um eine reduzierte Form von Coenzym-10, die der menschliche Körper besser verwerten kann. Entsprechende Kapseln sollten Sie zeitgleich zu einer Mahlzeit einnehmen.
Mönchspfeffer
Auch wenn der Name nicht unbedingt auf ein Fruchtbarkeits-Hilfsmittel schließen lässt: Die getrockneten Früchte von Mönchspfeffer, lateinisch Agnus castus, sind ein traditioneller Helfer bei Kinderwunsch. Im Mittelalter sollte der Verzehr vor allem ein Sinken der Libido bewirken und war darum bei Mönchen und Nonnen wohlbekannt. Mönchspfeffer kann zudem bei Zyklusbeschwerden helfen und unterstützt die Bildung des Gelbkörperhormons Progesteron. Dieses Hormon steuert unter anderem den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut und ist darum für das Einnisten der Eizelle von entscheidender Bedeutung. Bildet der Körper zu wenig Gelbkörperhormon, kann somit keine Einnistung erfolgen oder es droht ein früher Abort. Frauen mit Gelbkörperschwäche haben oft einen unregelmäßigen Zyklus, wobei die zweite Zyklushälfte deutlich kürzer ausfällt.
Studien belegen, dass Mönchspfeffer ausgleichend auf den Zyklus wirken kann. Doch wer einen unregelmäßigen Zyklus hat, sollte die Gründe hierfür lieber vom Arzt abklären lassen. Es könnten beispielsweise Schilddrüsenstörungen die Probleme verursachen. Auch wer die Pille erst vor einigen Monaten abgesetzt hat, braucht nicht gleich zu Mönchspfeffer greifen: Der Körper braucht bis zu einem halben Jahr, um den Zyklus wieder zu harmonisieren. Geben Sie sich diese Zeit, wieder in Balance zu kommen.
Fruchtbarkeit des Mannes steigern
Viele Paare unterschätzen die Rolle des Mannes für den gemeinsamen Kinderwunsch. Doch bleibt der Kindersegen aus, liegt es zu rund 40 Prozent an der Frau, zu 40 Prozent am Mann und in den anderen Fällen an beiden. Jeder angehende Vater sollte auf eine ausgewogene Ernährung achten – das tut auch den Spermien gut. Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum und wenig Bewegung bei viel Stress können sich ebenfalls negativ auf die Fruchtbarkeit des Mannes auswirken. Proaktiv besteht kein Grund, zusätzliche Vitaminpräparate einzunehmen.
Spätestens wenn ein Spermiogramm schlecht ausfällt, sehen viele Paare sich nach Nahrungsergänzungsmitteln um. Coenzym-10, Selen, Zink, L-Carnitin oder Macca sollen dabei helfen, die Spermienqualität und -Quantität zu verbessern. Allerdings ist die Studienlage hierzu widersprüchlich. Schaden kann das Plus an Vitaminen in der Kinderwunschzeit zwar nicht – die Wirkung ist jedoch ungewiss. Andrologen empfehlen bisweilen die gezielte Gabe von Antioxidantien, doch auch hierbei gilt: Es gibt keine Garantie dafür, dass Spermienqualität und -menge hiervon profitieren. Wer auf Nahrungsergänzungsmittel setzt, tut gut daran, die Inhaltsstoffe nach dem Preis-Leistungsverhältnis kritisch zu vergleichen. Nach drei Monaten sollte ein zweites Spermiogramm erfolgen, um mögliche Veränderungen zu beobachten.
Unerfüllter Kinderwunsch – wann zum Arzt?
Viele überschätzen die Wahrscheinlichkeit, innerhalb eines Zyklus schwanger zu werden: Sie liegt auch bei gesunden und jungen Frauen bei um die 30 Prozent pro Monat. Zudem beträgt das fruchtbare Zeitfenster lediglich fünf bis sechs Tage um den Eisprung. Darum sind rund um den Kinderwunsch gutes Timing und Geduld gefragt. Ovulationsstäbchen können dabei helfen, den Eisprung und somit die fruchtbaren Tage zu bestimmen. Nach einem Jahr ist die große Mehrheit der Paare mit Kinderwunsch schwanger. Hat es bis dahin nicht geklappt, sollten Sie einen Termin beim Gynäkologen ausmachen. Frauen über 35 empfehlen Frauenärzte, bereits nach einem halben Jahr vorstellig zu werden.
Weitere Informationen zu unerfülltem Kinderwunsch
Weniger ist mehr – was bei Kinderwunsch sinnvoll ist
Unser Tipp: Sobald Sie bewusst Nachwuchs planen, sollten Sie ein Folsäure-Präparat einnehmen. Mehr ist erst einmal nicht notwendig. Eine Ernährung mit viel Gemüse, Fisch, Salaten, Olivenöl sowie wenig gesättigten Fettsäuren kann mit höheren Schwangerschaftsraten einhergehen. Sie brauchen dafür nicht zu Kapseln und Pulver zu greifen. Für diese „Hilfsmittel“ gilt: Paare ohne Fruchtbarkeitsprobleme werden auch ohne sie schwanger. Paaren mit eingeschränkter Fruchtbarkeit bringen Tee und Co. keinen nennenswerten Zusatznutzen. Haben Sie den Verdacht auf einen Mangel – beispielsweise an Vitamin D oder Eisen – sollten Sie dies von Ihrem Arzt überprüfen lassen bevor Sie entsprechende Präparate einnehmen.